Drachenskulptur mit Mundschutz
ORF.at/Georg Hummer
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Gesundheit

Sechs Monate Coronavirus in Salzburg

Genau vor einem halben Jahr wurde der erste Coronavirusfall in Salzburg gemeldet. Seitdem wurden mehr als 1.600 Menschen positiv getestet. Ein Rückblick in Zahlen.

Eine 36-jährige Wienerin in Fusch an der Glocknerstraße (Pinzgau) zeigte am 29. Februar 2020 nach einem Besuch bei ihrem Lebensgefährten in Turin (Italien) erste Symptome. Seitdem ist viel passiert: Mehr als 57.000 Coronavirustests sind im vergangenen halben Jahr behördlich angeordnet worden, mehr als 1.600 davon waren positiv. 39 Personen sind mit Covid-19 verstorben. Am 25. März verstarb der erste Patient an Covid-19. Kurz davor, am 15. März musste die Wintersaison vorzeitig beendet werden und die Seilbahnen schließen.

Statistik Land Salzburg
Land Salzburg

Zunächst Pinzgau und Pongau, dann Zentralraum am stärksten betroffen

Der Tag mit den meisten Neuinfektionen war der 26. März, am 2. April wurde die Höchstzahl der aktiv Infizierten mit 833 erreicht, sagt der Leiter der Landesstatistik, Gernot Filipp. Die meisten behördlich angeordneten Tests gab es mit 1.443 am 29. April, am 10. April gab es mit 78 die meisten an einem Tag Genesenen. Aktuell sind in Salzburg (Stand Samstag) 172 Personen infiziert. Während im Frühling vor allem der Pinzgau und der Pongau betroffen waren, sei das Coronavirus mittlerweile in den Zentralraum gewandert, so Filipp.

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Mann mit Schutzausrüstung bei Coronavirus Drive In Teststation
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CoV- Teststationen wurden vielerorts in Salzburg errichtet
Einsatzstab in der Schwarzenbergkaserne . Um Salzburgs Grenze zu Bayern in der Corona-Krise zu schützen und zu kontrollieren, helfen ab sofort Soldaten des Bundesheeres der Polizei im Grenzland. Eine Kompanie von Gebirgsjägern des Bataillons 18 aus der Obersteiermark wurde dazu nach Salzburg verlegt.
Bundesheer
Das Bundesheer unterstützte im Frühjahr die Polizei bei den Grenzkontrollen
Gottesdienst Dürrnberg Corona Auflagen
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Das Osterfest 2020 wird vielen in Erinnerung bleiben, Gottesdienste wurden in vielen Gemeinden, wie hier in nach draußen verlegt,wie hier der Sonntagsgottesdienst der Wallfahrtskirche Maria Dürrnberg (Tennengau)
Ausweichspital Messzentrum
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Im Messezentrum wurde ein Covid-Lazarett errichtet
Erster „Schrannenmarkt“ nach Corona
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Die Standler auf der Schranne dürfen erst Ende April unter strengen Auflagen wieder aufsperren
Gottesdienst Dom Corona Auflagen
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Gottesdienste können nur mit großem Abstand und Maske besucht werden
Baubranche Bauarbeiter Baustelle Schutzmaske Coronavirus Maske
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Für viele Berufsgruppen gibt es strenge Auflagen, das Arbeiten mit Maske wird beinahe zur Routine
Bewohner von Seniorenheimen vergleichen die CoV-Beschränkungen in ihren Unterkünften mit Gefängnissen. Es gebe von Heim zu Heim sehr unterschiedliche Besuchs- und Ausgangsregeln. Teils werde den Bewohnern auch mit harten Konsequenzen gedroht, wenn sie nicht spuren. 

Stadt und Land beschwichtigen nun und kündigen nach dieser Kritik „freiere und besucherfreundlichere“ Regelungen an. Gemütliche Spaziergänge mit Angehörigen sollten eigentlich mittlerweile überall möglich sein. Tatsächlich bekommen Vertreter von Bewohnern aber regelmäßig Beschwerden von Angehörigen und Senioren, die in Heimen wohnen, sagt Sprecher Erich Wahl: „Es wird ihnen verweigert, dass sie das Heim verlassen können. Und wenn es jemand durchsetzen wollte, dann wird ihm mit bis zu 14-tägiger Präventivhaft gedroht. Das hat überhaupt keine rechtliche Grundlage“ 

Solche Beschwerden kommen auch aus Wohnheimen der Stadt Salzburg. Drohungen gegen ältere Menschen gebe es nicht, weist  die zuständige Sozialstadträtin Anja Hagenauer die Kritik zurück: „Das verbitte ich mir, wenn jemand behauptet, wir hätten in unseren Häusern die Menschen eingesperrt. Das stimmt nicht. Es stimmt, dass wir während des Lockdown im April gesagt haben: Wenn Sie hinausgehen zu ihren Angehörigen, dann kommen Sie höchstwahrscheinlich in Quarantäne, wenn Sie zurückkommen. Weil wir die anderen Leuten auch schützen müssen.“ 

Eine  Isolierung würde im besten Fall aber nicht 14 sondern nur drei Tage dauern, ergänzt die Politikerin. Besuche seien  zum Beispiel wieder in „Besucherboxen“ möglich. 

Die strengen Auflagen dabei seien aber überzogen, sagt Bewohnervertreter Erich Wahl: „Es gibt keine gesetzliche Grundlage für diese Besuchskontrollen. Und einige Einrichtungen schießen mit ihren Richtlinien eindeutig über das Ziel hinaus.“  

Manche Heime drohen sogar schriftlich mit Konsequenzen. Zum Beispiel so: „14 Tage Isolation, keine weitere Betreuung und absolutes Besuchsverbot“. 

Im ganzen Land gibt es insgesamt 75 Heime – mit unterschiedlichen Regelungen. Die sollen nun einheitlicher werden, beteuert der zuständige Landespolitiker Heinrich Schellhorn (Grüne): „Wir arbeiten mit den Trägern daran, diese Empfehlungen zu überarbeiten, die seit drei Wochen in Kraft sind, und mehr Freiheiten zu ermöglichen.“  

Laut  Bewohnervertretern erlaubt das Gesetz schon jetzt Besuche, die Bewohner und Angehörige gestalten können, wie sie möchten.
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Besonder trist waren die Zeiten für viele Bewohner der Seniorenheime und ihre Angehörigen- sie müssen lange auf Besuche verzichten
Der zweite Franzose, der im Covid-Haus der Salzburger Landeskliniken behandelt wurde, ist am Dienstag mit einem Ambulanzjet in seine Heimat zurückgeflogen worden. Der 77-Jährige war vor kurzem von der Intensivstation auf ein normales Zimmer verlegt worden.
WOLFGANG MOSER-ENG/FMT
Französische CoV-Patienten landeten am Salzburger Flughafen – sie wurden im Covid-Haus des Uniklinikums behandelt
Grenzsperre der deutschen Bundespolizei in Großgmain / Bayrisch Gmain
APA/BARBARA GINDL
Die Grenze zwischen Österreich und Deutschland, hier zwischen Großgmain und Bayerisch Gmain war für viele Wochen nicht passierbar. Pendler mussten weite Umwege auf sich nehmen
Maibaum Coronakrise
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Das Maibaumaufstellen fiel in vielen Gemeinden heuer aus, manche Gemeinden- hier die Landjugend in Kuchl (Tennengau) ließen sich den Brauch nicht nehmen- wenn auch mit Maske und weniger Teilnehmern
Auch mit Maske wird zur Vorstellung geläutet
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Die Salzburger Festspiele konnten schließlich ihr 100-Jahr-Jubiläum in verkürzter Form doch noch umsetzen
Festspiel-Gast mit Maske
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Auch hier galt ein strenges Sicherheitskonzept- das auf den Monat August eingekürzte Festival verlief ohne Zwischenfälle

Alter der Infizierten stark gesunken

Geändert habe sich auch das Alter der Infizierten. Die größte Gruppe machten derzeit die 15- bis 34-Jährigen aus, vor ein paar Monaten waren es noch die 35- bis 54-Jährigen. Derzeit gibt es im Land Salzburg 30,8 Infizierte pro 100.000 Einwohner, die Stadt Salzburg liegt mit 41,3 und der Flachgau mit 53,4 deutlich über diesem Wert. Wie sich der Herbst entwickelt bleibt abzuwarten. Man sei aber gut gerüstet, betont der zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP). Die Spitäler seien gut aufgestellt, die Lager mit den Schutzausrüstungen ausreichend gefüllt.

Zahl der betroffenen Gemeinden steigt wieder

Die Zahl der betroffenen Gemeinden ist im Laufe der Zeit gesunken. Am 29. März waren es zum Beispiel 95, am 29. Mai dann nur mehr sechs, bis 28. August ist die Zahl dann wieder auf 35 gestiegen. Die Gesundheitsbehörden der Bezirkshauptmannschaften reagieren auf lokale Ausbrüche und Cluster mit gegenseitiger Hilfe und Personalumschichtungen, um flexibel sein zu können.

Derzeit sind 130 Personen in der Landessanitätsdirektion, im Covid-Koordinationsstab, in den Bezirkshauptmannschaften und auch im Landes-Medienzentrum mit der Pandemie beschäftigt. Der Personalstand ist jederzeit durch Kolleginnen und Kollegen im Landesdienst erweiterbar.

Aktueller Behördenaufruf: Lokal in Itzling

Nach einem positiven CoV-Test eines Restaurantbesuchers ruft die Gesundheitsbehörde der Stadt Salzburg zu erhöhter Achtsamkeit auf. Wer am Donnerstag zwischen 14 und 15 Uhr im Restaurant Alpis in Itzling war, solle seinen Gesundheitszustand genau beobachten.