Die Künstler wurden im Nationalsozialismus vertrieben oder deportiert oder es wurde ein Berufsverbot gegen sie erlassen. Die neuen „Stolpersteine“ erinnern an einige der prominentesten Namen der Festspielgeschichte.
Deportiert, getötet oder vertrieben
Von Max Reinhardt über seine Frau Helene Thimig bis zu Stardirigenten wie Bruno Walter, Erich Kleiber oder Arturo Toscanini reicht die Reihe jener Festspielkünstler, die Repressalien des NS-Regimes ausgesetzt waren. Sie alle mussten entweder vor den Nationalsozialisten ins Ausland fliehen oder wurden mit einem Auftrittsverbot belegt.
Dazu kommen Künstler wie die Wiener Violinisten Alma Rosé und Julius Stwertka, die in Konzentrationslager deportiert wurden und dort ums Leben kamen. An sie alle erinnern die Salzburger Festspiele mit genau 28 Stolpersteinen, die am Max-Reinhardt-Platz vor dem Haus für Mozart verlegt wurden.
„Sichtbares Erinnern“ zum Festspieljubiläum
Die Patenschaft für die 28 Steine übernahm der Verein der Freunde der Salzburger Festspiele. „Vergangenes Jahr wurde von zwei Seiten die Idee an uns herangetragen, das Jahr des Festspieljubiläums auch für ein sichtbares Erinnern zu nützen“, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler bei einer Gedenkstunde Montagabend. „Vom Personenkomitee Stolpersteine und Prof. Gert Kerschaumer, Thomas Randisek sowie von Hanna Feingold, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde. Wir haben diese Idee sehr gerne aufgenommen.“
Das Gedenken 75 Jahre nach dem Ende des NS-Regime sei wichtig, betonte der Historiker Gert Kerschbaumer, der die Biografien der 28 Künstler recherchierte. Denn zu lange sei ihr Schicksal verdrängt worden: „Was erwartete man von einer vertriebenen Künstlerin wie Margarete Wallmann nach der Befreiung? Glamour und Schweigen! Vom Tod ihrer Eltern im KZ Bergen-Belsen sollte niemand etwas erfahren. Jahrzehnte danach erinnert ein Stein vor dem Festspielhaus an das Leben der Künstlerin.“
Gedenkprojekt seit den 1990er-Jahren
Hinter dem Stolperstein-Projekt steht der Berliner Künstler Gunter Demnig. Demnig verlegt die würfelförmigen und mit einer Messingplatte versehenen Steine seit Mitte der 1990-er Jahre in ganz Europa vor den Häusern von NS-Opfern. In Salzburg erinnern jetzt 469 dieser Gedenksteine an jene, die von den Nationalsozialisten ermordet oder deportiert wurden.