Tennengebirge von Süden bei Werfen und Pfarrwerfen mit Großem Fieberhorn ganz rechts (und Werfener Hütte an seinem Fuß) Nördliche Kalkalpen Alpen Berge Gebirge Ostalpen Kalkberge Nordalpen
Flugbild: Gerald Lehner
Flugbild: Gerald Lehner
Wissenschaft

Experte: „Steinschlag im Gebirge immer möglich“

Nach den jüngsten Steinschlägen mit Todesopfern und Verletzten in Salzburg, der Steiermark und Kärnten fragen sich manche, ob die Häufung ein Zufall ist? Regen dürfte laut Experten eine Hauptursache der Unglücke sein. Im Gebirge sei mit Steinschlag immer zu rechnen.

Robert Supper ist Vizerektor der Geologischen Bundesanstalt in Wien: „Der Regen löst die Steine in den Fugen.“ Dass in weiterer Folge Steinbrocken oder Felsen in die Tiefe krachen, sei vorhersehbar. Für Wanderer und Bergsteiger bedeutete das, dass im alpinen Gelände, speziell in hochgefährdeten Zonen nach anhaltenden Niederschlägen „immer ein gewisses Risiko besteht, dass etwas abgeht“.

Steinschlagrisiko im Gebirge immer vorhanden

Das Risiko des Steinschlages lasse sich sich baulichen Maßnahmen, die vor Lawinen, Muren oder Steinschlag schützen, schon minimieren, betont Geologe Supper vom Bundesamt. Aber selbst bei umfangreichen Verbauungen wie beim Zustieg zur Eisriesenwelt im Tennengebirge – die größte Eishöhle der Welt – bleibe ein Gefährdungspotenzial bestehen. Dessen müsse sich jeder, der im Gebirge unterwegs ist, bewusst sein – auch, wenn es sich dabei um einen vermeintlich sicheren touristischen Hotspot handelt, betont der Wissenschafter.

Hochkönig Mandlwände Mandlwand Tennengebirge (hinten) Nördliche Kalkalpen Berge Alpen Bergsteigen Alpinismus
Flugbild: Gerald Lehner
Hinten Tennengebirge bei Werfen und Werfenweng, wo sich im linken Bereich des riesigen Kalkgebirges der Eingang zur Eisriesenwelt befindet. Vorne: Mandlwände bei Mühlbach im Hochköniggebiet

Dauerthema beim Bergsteigen und Klettern

Beim Bergsteigen und Klettern zählt Steinschlag zu den so genannten „objektiven Gefahren“, mit der laut Gesetzgeber im freien und ungesicherten Hochgebirge jederzeit gerechnet werden müsse. Selbst kleine Steine haben bei großen Fallhöhen eine in vielen Fällen tödliche Energie, besonders wenn Alpinisten keine Schutzhelme tragen. Bei technisch gut ausgebauten und touristischen Anlagen wie im Fall des Fußweges von der Seilbahnstation zum Eingang der Eisriesenwelt gelten andere Vorgaben – ähnlich wie auf Skipisten und in Liftgebieten im Gegensatz zu Skitouren im freien Gelände.

„Man kann nicht ganze Berge verbauen“

Man könne mit mathematischen Modellen berechnen bzw. simulieren, wo im Gelände sich Gestein lösen könnte und entsprechende Verbauungen errichten, schildert Geologe Supper. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort dann tatsächlich etwas passiert, sei aber schwer abschätzbar.

Man könne nicht ganze Berge verbauen: „Hundertprozentige Sicherheit lässt sich nicht herstellen“, so der Fachmann. Auch Touristen müssten akzeptieren können, dass es ein Restrisiko gibt: „Wer nicht bereit ist, dieses Risiko einzugehen, kann alpine Attraktionen in der heutigen Zeit auch virtuell besichtigen.“

Eisriesenwelt wird nach tödlichem Unfall überprüft

Nach dem tödlichen Steinschlag vor der Eisriesenwelt ist die Zukunft der Touristenattraktion vorerst ungewiss. Sonntagmittag wurde hier ein 14-jähriger Iraker auf dem Weg zur Höhle von einem etwa 30 Zentimeter großen Stein tödlich getroffen. Ein zweiter Jugendlicher aus dem Pongau wurde verletzt. Die Behörden überprüfen den Zustiegsweg.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Markierte Unfallstelle bei Eisriesenwelt Tennengebirge
Flugbild: Gerald Lehner
Roter Punkt: Unfallstelle beim Fußweg vor dem Höhleneingang. Gelb: Ödl-Haus mit der Bergstation der Seilbahn, die von Werfen ins Tennengebirge hoch über dem Salzachtal führt. Hinten Hagengebirge und Hoher Göll
Markierte Unfallstelle bei Eisriesenwelt Tennengebirge
Flugbild: Gerald Lehner
Westwand des Tennengebirges mit dem Unfallbereich, zu erkennen ist der Fußweg mit den Schutzgalerien
Markierte Unfallstelle bei Eisriesenwelt Tennengebirge
Flugbild: Gerald Lehner
Roter Punkt: Unfallstelle. Gelb: Ödl-Haus mit der Bergstation der Seilbahn von Werfen
Markierte Unfallstelle bei Eisriesenwelt Tennengebirge
Flugbild: Gerald Lehner
Roter Punkt: Unfallstelle beim Fußweg zum Höhleneingang (links oberhalb)
Markierte Unfallstelle bei Eisriesenwelt Tennengebirge
Flugbild: Gerald Lehner
Unfallstelle unter den Gipfelwänden des Tennengebirges
Markierte Unfallstelle bei Eisriesenwelt Tennengebirge
Flugbild: Gerald Lehner
Ödl-Haus mit Bergstation der Seilbahn (links) und Unfallstelle
Markierte Unfallstelle bei Eisriesenwelt Tennengebirge
Flugbild: Gerald Lehner
Ödl-Haus mit der Bergstation

In der steirischen Bärenschützklamm waren am vergangenen Mittwoch drei Menschen ums Leben gekommen, und in der Kärntner Tscheppaschlucht war eine Wanderin von einem Stein getroffen und schwer verletzt worden.