Die Alpinpolizei hat die Ermittlungen zum genauen Unfallhergang aufgenommen. Nach der sofortigen Schließung der Höhle haben Fachleute bereits am Montag die Sicherheitsvorkehrungen überprüft, dabei untersuchen Geologen und Gutachter, wie der Schutz vor möglichem Steinschlag in diesem Bereich verbessert werden kann. Erst dann kann das Ausflugsziel wieder geöffnet werden.
Das Unglück geschah Sonntagmittag auf dem Fußweg von der Seilbahn-Bergstation beim Ödl-Haus zum Höhleneingang. Diese technisch leichte und für Touristen ohne Spezialausrüstung begehbare Route ist größtenteils mit Schutzgalerien gesichert – aber nicht durchgehend.
Experten vermuten Starkregen als Ursache
Rund 400 Meter über dem Höhleneingang hat sich Sonntag in den Gipfelwänden des Tennengebirges ein Felsbrocken mit bis zu zwei Kubikmetern gelöst. Laut dem Geologen Gerald Valentin vom Land Salzburg dürfte starker Regen in den Tagen zuvor den Untergrund stark aufgeweicht haben, dass der Fels ins Rutschen kam. Beim Absturz prallte er immer wieder auf Vorsprüngen auf und zersprang in viele Einzelteile. Einige Trümmer krachten auf die Schutzgalerien, einige auf den ungesicherten Teil des Fußweges, trafen dort den 14-Jährigen und verletzten ihn tödlich.
Betreiber: „Unfallstelle galt bislang als ungefährlich“
Der Unfallort war an einer ungeschützten Stelle des Weges, bisher hat diese Stelle als sicher gegolten, sagt der Geschäftsführer der Eisriesenwelt, Friedrich Oedl. „Der gesamte Weg ist mit einer Steinschlagsicherung in Form einer stabilen Betonüberdachungsgalerie versehen. Der Unfall ereignete sich genau an der Stelle eines Hangrückens, wo der Rücken normalerweise selbst als Absicherung dient, dass kein Gestein auf den Weg fällt. Wir werden natürlich auch die Sicherheit an diesem Abschnitt, der uns bislang als ungefährlich erschien, gewährleisten.“
Eine Übersicht vor dem Hintergrund der riesigen Felswände bietet unsere Galerie:
Auch ein zweiter Jugendlicher aus dem Pongau wurde dabei verletzt. Die Polizei hat weitere Details zu den beiden Jugendlichen veröffentlicht. Der tödlich verunglückte 14-Jährige stammt aus dem Irak. Er war mit einer 24-köpfigen Gruppe aus dem Flachgau unterwegs. Das zweite Opfer ist ein 19-jähriger Pongauer. Er erlitt leichte Verletzungen am Bein. Beide waren in Begleitung ihrer Eltern.
Steinschlagsimulation berechnet gefährliche Stellen
Die Sicherungseinrichtungen an dem Fußweg sollen nun genau überprüft werden, sagte Landesgeologe Valentin: „Wir werden den Unfall genau analysieren. Externe Fachleute werden Steinschlagsimulationen durchführen. Von diesen Ergebnissen sieht man dann, ob die bestehenden Schutzbauten ausreichend sind oder ob wir an gewissen Stellen diese Galerien verlängern oder Schutznetze installieren müssen.“
Noch unklar, wie lange Schauhöhle gesperrt bleibt
Wie lange die Schauhöhle gesperrt bleibt, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Der Wegeerhalter muss ein Sicherheitskonzept erstellen, dann kann entschieden werden, wann der Weg wieder freigegeben werden kann, sagt der Werfener Bürgermeister Hubert Stock (ÖVP). Bereits 1991 gab es einen Unfall mit einem herabstürzenden Stein entlang des Weges zur Eisriesenwelt. Ein Jugendlicher wurde dabei am Kopf verletzt. Die Ursache konnte damals aber nicht eindeutig geklärt werden.
Andere Regeln als beim freien Bergsteigen
Der Pongauer Katastrophenschutzreferent Norbert Paßrucker von der Bezirkshauptmannschaft St. Johann sagte, der Betreiber müsse ein Konzept vorlegen, wie die Sicherheit weiter verbessert werden könnte. Eisriesenwelt-Chef Fritz Oedl war zum Unglückszeitpunkt gerade auf Urlaub in Griechenland. Er werde nun so schnell wie möglich nach Österreich zurückzukehren, kündigte er an. Die Höhle und der Weg zum Höhleneingang bleiben vorerst gesperrt.
Amateurvideo zeigt Felssturz
Der Urlauber Tom van Linden hat den Felssturz vor der Eisriesenwelt gefilmt
Beim Bergsteigen und Klettern zählt Steinschlag zu den „objektiven Gefahren“, mit der laut Gesetzgeber im freien und ungesicherten Hochgebirge jederzeit gerechnet werden müsse. Bei technischen und touristischen Anlagen wie im Fall dieses Fußweges gelten andere Vorgaben – ähnlich wie auf Skipisten und in Liftgebieten im Vergleich zu Skitouren im freien Gelände.
Amateurvideo vom Eingang der Eisriesenwelt aus gefilmt
Der Urlauber Tom van Linden hat den Felssturz vor der Eisriesenwelt gefilmt. im Video sind herabfallende Steine und Staubwolken nahe der Schutzgalerie zu sehen
Bei Touristen äußerst beliebt
Die Eisriesenwelt gilt als die größte Eishöhle der Welt, mit rund 40 km Länge. Entdeckt wurde sie 1879 durch den Salzburger Naturforscher Anton von Posselt-Czorich. Die ersten Führungen in der Eisriesenwelt fanden im Jahre 1920 statt. Heute bringt eine Seilbahn bis zu 2.500 Gäste pro Tag bis in die Nähe des Höhleneingangs. 160.000 Besucher zählte die Eisriesenwelt allein im vergangenen Sommer.
14-Jähriger durch Steinschlag vor Eisriesenwelt getötet
Beim Zustieg zur Eisriesenwelt im Tennengebirge bei Werfen (Pongau) ist am Sonntagvormittag ein 14-jähriger Iraker durch Steinschlag getötet worden.