Nach der Tat in Salzburg-Leopoldskron laufen aufwändige Ermittlungen des Landeskriminalamtes Vorarlberg. Zehn Beamte untersuchen den Vorfall und schon jetzt ist klar, dass für die Rekonstruktion des Tathergangs umfangreiche ballistische Untersuchungen notwendig sein dürften. Nach bisheriger Darstellung der Polizei soll ein 36-jähriger Salzburger Donnerstagfrüh bei einem Handgemenge einem Streifenpolizisten dessen Pistole entrissen und damit auf ihn geschossen haben. Ein zweiter Polizist soll daraufhin ebenfalls das Feuer eröffnet und auf den 36-jährigen am Boden Liegenden geschossen und ihn außer Gefecht gesetzt haben.
Bruder alarmierte Christian-Doppler-Klinik
Der 36-jährige Salzburger lebt in dem Haus in Leopoldskron gemeinsam mit einem Bruder und seinem Vater. Der Bruder des 36-Jährigen hatte am Donnerstag in den frühen Morgenstunden in der Christian-Doppler-Klinik angerufen, weil die Familie mit dem sehr aufgebrachten 36-Jährigen nicht mehr zu Rande gekommen war, schilderte der Vater des Mannes. Denn gegen 05.00 Uhr Früh soll sich der Sohn zunächst im Haus verbarrikadiert haben und dann aus einem Fenster im ersten Stock gesprungen sein, nachdem in seiner Wohnung ein Wasserhahn gebrochen war.
Frage: Wer hat mit welcher Waffe auf wen geschossen?
Ermittler aus Vorarlberg müssen den genauen Ablauf klären. Wichtig ist vor allem die Frage, wer wie oft mit welcher Waffe auf wen geschossen hat und das sei laut Kriminalisten nicht einfach zu rekonstruieren. Denn zum Ablauf gibt es unterschiedliche Angaben, zum anderen sind die beiden Dienstwaffen der Streifenpolizisten baugleich und haben auch Munition vom selben Hersteller. Es sei eine mikroskopische Detailarbeit festzustellen, welche Patrone wen getroffen und verletzt hat.
Die Zeugen müssen von den Vorarlberger Ermittlern ebenfalls noch befragt werden. Zudem seien die beiden Schwerverletzten noch nicht vernehmungsfähig. Dass der Fall aber so rasch wie möglich geklärt werden soll, zeigt die Zahl der Ermittler aus Vorarlberg, die zehn Beamten sollen möglichst viel parallel erledigen, um schnell zu einem Gesamtbild zu kommen.
Vater: „Überzogener Großeinsatz der Polizei“
Der Vater des Tatverdächtigen spricht jedenfalls von einem überzogenen Großeinsatz der Polizei. Sein Sohn sei unbewaffnet gewesen und ein ruhiger Mensch. Das Verhalten seines Sohnes könne er sich nur mit einer Art Panikreaktion erklären. Nach dem Bruch des Wasserhahnes hätte der 36-Jährige die Nerven verloren, diese Reaktion sei untypisch für seinen Sohn. „Mein Sohn war sehr ruhig, er hat Freunde und immer wieder Besucher gehabt und ist mit uns oft gemeinsam im Garten gesessen“, sagte der Vater.
Unklar ist, wie oft der sichernde Polizist auf den Anrainer geschossen hat. Eine Kugel traf den Bewohner im Bereich des Oberkörpers und verletzte diesen schwer. Der Leopoldskroner musste noch Donnerstagfrüh notoperiert werden, sein Zustand sei laut Polizei aber stabil. Auch jener Polizist, dessen Dienstwaffe vom Bewohner entrissen wurde, wurde von einer Kugel am Arm getroffen und schwer verletzt.
War Schuss auf Bewohner gerechtfertigt?
Zur Frage, inwieweit der Schusswaffengebrauch des Polizisten gerechtfertigt war, ermittelt die Vorarlberger Polizei. Eine mögliche Befangenheit der Salzburger Polizei bei Ermittlungen zu einem Kollegen aus den eigenen Reihen soll so ausgeschlossen werden.