Der Prozess umfasste 22 Verhandlungstage. Das Suchtgift soll von April 2018 bis März 2019 unter Federführung des Hauptbeschuldigten, eines 50-jährigen Kroaten, vorwiegend von Belgien und den Niederlanden nach Österreich geschmuggelt und von einem Netz an heimischen Unterhändlern zum Großteil gewinnbringend verkauft worden sein. Ein kleinerer Teil an Drogen wurde laut Anklage nach Kroatien weitergeschleust und dort verkauft.
Teils Geständnisse
Die Angeklagten zeigten sich bei dem Prozess zum Teil geständig. Einige Verteidiger sprachen aber von weit geringeren Drogenmengen als von Staatsanwältin Sandra Lemmermayer angegeben wurden. Bei den Beschuldigten handelt es sich um sieben Österreicher, drei Kroaten, einen Niederländer, einen Belgier, eine Slowenin und einen Deutschen. Sie sind 27 bis 65 Jahre alt. Ein Großteil davon wohnte zuletzt im Pinzgau. Sie waren dort unter anderem in der Gastronomie, in der Rotlichtszene und in einem Wettlokal beschäftigt.
Mutmaßlicher Bandenchef ein Kroate
Als „Boss“ der offenbar international agierenden, mutmaßlichen Drogenbande gilt in den Augen der Staatsanwaltschaft der 50-jährige Kroate. Er soll mehr als 20 Kilo Suchtgift nach Österreich eingeführt haben. Weiters wird ihm der Handel mit 1,7 Kilo Kokain, 9,2 Kilo Speed, 5,2 Kilo Cannabisharz sowie 2.000 Ecstasy-Tabletten, zwei Gramm Crystal Meth und einer unbekannten Menge von Cannabiskraut angelastet.
In Zell als „U-Boot“ gewohnt
Der Hauptbeschuldigte soll im Tatzeitraum bei einem Bekannten in Zell am See als „U-Boot“ gewohnt haben. Laut Staatsanwältin wurden Drogen in der Wohnung gebunkert. Der Kroate soll das Suchtgift zum Teil mit dem Wagen einer Mitangeklagten nach Salzburg geschmuggelt haben. Zwei Komplizen, ein 65-jähriger Niederländer und ein 30-jähriger Belgier, sollen die Drogen organisiert haben. Die Staatsanwältin untermauerte ihre Vorwürfe mit sichergestellten Telefongesprächen und mit Observierungen von Verdächtigen.
Vielerlei Vorstrafen
Der 50-jährige Kroate stand bereits in Deutschland, Schweden und Frankreich wegen Drogenhandels vor Gericht. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Andreas Lang, stellte in Abrede, dass der Mann ein Drogenboss gewesen sei und es einen Drogenhandel im großen Stil gegeben habe. Der Erstangeklagte habe Suchtgift „in kleinsten Mengen“ mit dem Zug von Belgien und den Niederlanden nach Österreich gebracht, sagte Lang.
Verteidiger kritisiert Ermittlungsergebnisse
Die Drogen seien für Freunde des 50-Jährigen bestimmt gewesen, erklärte der Verteidiger. Der Kroate habe ihnen das Suchtgift entweder zum Einkaufspreis überlassen oder es verschenkt. Die Ermittlungsergebnisse seien teils falsch wiedergegeben und falsch berechnet worden. „Die tatsächlichen Drogenmengen sind weit geringer gewesen.“ Auch andere Verteidiger schlossen sich dieser Argumentation an. Für den vorgeworfenen „Drogenhandel im großen Stil“ würden die Beweise fehlen. Es handle sich teils nur um Vermutungen und Indizien, erklärte etwa Verteidiger Jörg Dostal.
Wegen Corona musste Gericht übersiedeln
Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage im Laufe des Verfahrens mengenmäßig etwas nach unten modifiziert. Die Verhandlung unter der Leitung von Richter Christian Hochhauser wurde aufgrund der Corona-Maßnahmen vom Landesgericht Salzburg in das Kolpinghaus verlegt, das mehr Platz zur Einhaltung der vorgeschriebenen Sicherheitsabstände bietet.
Der Prozess war sehr umfangreich. Der Fragenkatalog an die Geschworenen, die über Schuld oder Unschuld der Angeklagten entscheiden, umfasste mehr als 100 Seiten, darunter 46 Seiten an Hauptfragen. Deshalb ist es durchaus möglich, dass ein Urteil erst in der Nacht auf Freitag gesprochen wird.