Wolf
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Chronik

Bauern rüsten Höfe gegen den Wolf

Die Nachfrage nach Schutzzäunen gegen Wolfsangriffe ist in Salzburg heuer bereits um 30 Prozent gestiegen. In diesen Tagen treiben viele Landwirte ihr Vieh auf die Almen. Experten erwarten für heuer eine steigende Zahl dieser Raubtiere.

Er scheidet die Geister wie kaum ein anderes Tier- seit einigen jahren streift der Wolf wieder durch unsere Wälder. Im vergangenen Jahr wurden dutzende Rehe, Schafe und sogar Rinder Opfer des Wolfes.

Vom Wolf gerissene Tiere
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In den vergangenen Jahren wurden dutzende Rehe, Schafe und sogar Rinder Opfer von Wolfsattacken

Den ersten gemeldeten Wolfsriss heuer gab es in Hüttau, Ende April. Er schreckte die Bauern auf. Wenig später ergab die DNA Analyse, dass es ein Wolf war. Und Experten sind sich einig: Der Wolf wird nicht verschwinden, sondern die Population wird sogar stark wachsen, nämlich um 40 Prozent pro Jahr, schätzt der Wildtierbiologe Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien.

„Auch nach Salzburg werden vermehrt Wölfe einwandern“

„Wir können davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren auch in Salzburg vermehrt Wölfe einwandern werden. Das liegt daran, dass die Bestände in den Ländern rund um Österreich florieren. Die Wölfe reproduzieren fleißig und die Jungtiere müssen irgendwann abwandern und sind dann auf der Suche nach einem neuen Territorium“, erläutert Hackländer.

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Die Population an Wölfen wird in den kommenden Jahren auch in Salzburg deutlich wachsen, sagen Experten

Das Land fördert Herdenschutzmaßnahmen jetzt zu 80 Prozent. Und die Nachfrage sei groß, bestätigt Hubert Stock, Wolfsbeauftragter des Landes Salzburg. „Die Bauern haben heuer schon im Ausmaß zwischen 30.000 und 40.000 Euro in den Herdenschutz investiert. Wir rechnen damit, dass das bis zum Ende Jahres auf einen Betrag von 100.000 bis 150.000 Euro steigen wird“, sagt Stock.

Viele Bauern in großer Sorge

Birgit Laner ist Milchschafbäuerin in Werfen (Pongau). Am Hof ihres Nachbarn hat ein Wolf im Jahr 2017 das erste Schaf in Salzburg gerissen- Elektrozäune sollen ihre Schafherde jetzt schützen. „Es ist schon sehr aufwändig. Man muss zuerst mit der Motorsense alles ausmähen, damit der Zaun nicht einwächst.“

Schafbäuerin in Werfen (Pongau)
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Auch Bäuerin Birgit Laner aus Werfen sorgt sich um ihre Milchschafe

„Und man kann ihn auch nicht ganzen Sommer so stehen lassen. Heroben haben wir alles mit Netzen eingezäunt und haben ein Solargerät angeschafft, damit wir ordentlich Strom ins Netz bringen können. Dann haben wir oben den Zaun noch erhöht, weil wir doch in sehr steilem Gelände sind. Man tut eben sein möglichstes, die Schafe zu schützen“, schildert Birgit Laner, die 2.000 Euro für ein halbes Hektar Weidefläche investiert hat.

„Solche Maßnahmen auf Almen nicht umsetzbar“

Naturschützer fordern ähnliche Maßnahmen auf den Almen- um Abschüsse zu verhindern. Das sei allerdings kaum umsetzbar, betont Wolfsbeauftragter Hubert Stock. „Das geht alleine schon von der Bodenbeschaffenheit her kaum. Es handelt sich großteils um felsiges Gelände, wo man gar keinen Zaun errichten kann. Zudem werden auch Wildwechsel durchschnitten.“

Hubert Stock, Wolfsbeauftragter des Landes Salzburg
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Hält so rigorose Schutzmaßnahmen wie auf Höfen auf den Almen für nicht umsetzbar: Wolfsbeauftrager Hubert Stock

„Das heißt, man nimmt dem Wild Lebensraum. Und dazu kommt noch, dass Wanderwege für den touristischen Bereich durchschnitten würden. Einige Landwirte – vor allem im Großarltal – haben schon angekündigt, dass sie ihre Schafe und Ziegen heuer nicht mehr auftreiben wollen, weil sie im vergangenen Jahr die Erfahrung machen mussten, dass sehr viele ihrer Tiere gerissen wurden“, sagt Stock.

GPS-Halsbandsender für Schafe sehr gefragt

Groß ist daher auch die Nachfrage nach GPS-Halsbandsendern für Schafe. Sie ermöglichen eine rasche Warnung bei Wolfsangriffen auf der Alm und messen Bewegungen in der Herde.

Im Jahr 2019 haben Landwirte in Großarl erstmals den Abschuss eines Problemwolfs beantragt. Als solcher wird ein Wolf bezeichnet, der mehr als 25 Tiere in einem Monat reißt. Die Entscheidung über den Antrag der Großarler Landwirte steht noch aus.

Bauern rüsten Höfe gegen den Wolf

Die Nachfrage nach Schutzzäunen gegen Wolfsangriffe ist in Salzburg heuer bereits um 30 Prozent gestiegen. Experten erwarten für heuer eine steigende Zahl dieser Raubtiere.