Wolfram Paulus im ORF Interview 2013
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Filmemacher Wolfram Paulus gestorben

Der Salzburger Filmemacher und Regisseur Wolfram Paulus ist gestorben. Der gebürtige Großarler erlag am Donnerstag in Salzburg einem Krebsleiden.

Nach dem Filmstudium in München sorgte Paulus ab Mitte der 1980er-Jahre mit seinen Filmen für Aufsehen. Mit Streifen wie „Heidenlöcher“, „Nachsaison“ oder „Die Ministranten“ zeigte er auch international auf und erhielt zahlreiche Film- und Kunstpreise. Zuletzt hatte Paulus an einer Hitler-Satire mit dem Titel „Berghof“ gerarbeitet, die er allerdings nicht mehr vollenden konnte. Wolfram Paulus wurde 62 Jahre alt.

Retrospektive wäre im März geplant gewesen

Die letzte große Retrospektive zum Oeuvre des Regisseurs, die eigentlich für März im Filmarchiv Austria geplant gewesen war, musste wegen der Corona-Pandemie entfallen. Ab Anfang September wird diese nun in memoriam im Wiener Metro Kinokulturhaus und im Salzburger Das Kino stattfinden. Paulus’ wohl berühmtestes Werk „Heidenlöcher“ aus 1986 ist hingegen bereits jetzt im digitalen Heimkino des Filmarchivs Austria zu sehen.

Auch an diesem Debütfilm lässt sich das Können des Filmemachers ablesen, der am 12. August 1957 in Großarl geboren wurde und sein Handwerk von der Pike auf lernte. Bereits im Alter von elf Jahren begann er mit der Fotografie zu experimentieren, bevor er sich später ersten Versuchen mit Super-8 zuwandte. Von 1977 bis 1982 studierte Paulus dann an der Hochschule für Fernsehen und Film in München.

Programmänderung

In Memoriam Wolfram Paulus ändert der ORF sein Programm. Am Samstag, dem 30. Mai, wird in ORF 2 um 11.30 Uhr der Film „Zwei Affären & noch mehr Kinder“ ausgestrahlt. Am selben Tag sind in ORF III um 14.50 Uhr „Die Ministranten“ zu sehen, um 16.20 Uhr dann das Filmessay „Heimat von unten…ein dubioses Filmchen“. Am 2. Juni blickt ORF III in „Kultur Heute“ um 19.45 Uhr auf das Leben des Filmemachers zurück. Am 4. Juni wird in ORF 2 um 0.05 Uhr „Blutsbrüder teilen alles“ ausgestrahlt.

„Heidenlöcher“ ein großer Publikumserfolg

Im Anschluss an seinen Zivildienst bei der Salzburger Lebenshilfe realisierte der angehende Regisseur dann mit „Heidenlöcher“ seinen ersten Kinofilm, der sein größter Publikumserfolg werden sollte. Das Schwarz-Weiß-Drama über einen Deserteur während des Zweiten Weltkrieges lief als österreichischer Beitrag im Wettbewerbsprogramm der Berlinale 1986 und brachte seinem Regisseur die Nachwuchsauszeichnung beim Bayerischen, sowie den Wiener und den Deutschen Filmpreis ein.

Es folgten weitere Arbeiten für Kino und Fernsehen wie „Die Ministranten“ (1990), „Zwei Affären und noch mehr Kinder“ (2001) oder zuletzt „Blutsbrüder teilen alles“ (2012), ein Coming-of-Age-Drama, das am Ende des Zweiten Weltkrieges spielt. Meistens war Paulus dabei nicht nur als Regisseur für seine Werke verantwortlich, sondern auch als Autor, Regisseur und Cutter. Daneben war der Vielbeschäftigte wiederholt als Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen engagiert und wandte sich ab 2010 verstärkt der Erstellung von Fotocollagen zu.

Zusammenarbeit mit Profis und Hobbyschauspielern

Und auch wenn Paulus vielfach mit Schauspielgrößen wie Udo Wachtveitl, Marion Mitterhammer, Rolf Zacher, August Zirner oder Franka Potente arbeitete, ließ ihn die Arbeit mit Laien nie wirklich los – was sich auch an Paulus’ letztem Projekt, dem Episodenfilm „Heldenzeitreise“, zeigte. Inspiriert durch Ideen von oberösterreichischen Schülern und Studenten, vereinte der Film Hobbyschauspieler mit Profikollegen wie Fritz Egger, Franz Froschauer oder Daria Trenkwalder.

„Wollte sich nicht den Kino-Modeerscheinungen beugen“

ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner sagte zum Tod des Filmemachers: „Wolfram Paulus war dem Medium Film seit frühester Kindheit leidenschaftlich verfallen. Er war ein unkonventioneller Filmemacher des österreichischen Films und wollte sich keineswegs den vielen Kino-Modeerscheinungen beugen. Wir haben mit Wolfram Paulus eine starke, leidenschaftliche und unverwechselbare Stimme des österreichischen Filmschaffens verloren. Unser Beileid gilt all jenen, die ihm nahestanden.“