Insektenhotels hängen an Wand
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Tiere

Baumängel: Viele Insektenhotels nutzlos

Selbst gebaute Insektenhotels erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, um den knapper werdenden natürlichen Lebensraum von Insekten zu ersetzen. Doch die Umsetzung sei oft fehlerhaft, sagen Fachleute – das mache viele Insektenhotels leider nutzlos.

Insekten wie Bienen, Hummeln, Marienkäfer oder Florfliegen leisten wertvolle Arbeit, indem sie Pflanzen bestäuben und Schädlinge wie Blattläuse fressen. Doch weltweit schreitet das Insektensterben voran – verursacht durch Pestizide, aber auch durch Schwund des Lebensraums. Hier können Insektenhotels Abhilfe schaffen als Ersatz für natürliche Nistmöglichkeiten.

Falsches Holz, falsch angelegte Bohrgänge

Doch in der Ausführung dieser Nistmöglichkeiten hapere es oft, sagt der Salzburger Landesveterinärdirektor Josef Schöchl: „Wenn man sich schon die Mühe macht und auch Geld investiert, dann soll das natürlich auch richtig gemacht werden. Es werden aber immer die gleichen Fehler gemacht: dass falsches Holz verwendet wird – nämlich Weichholz oder gar Nadelholz, das aufharzt. Man muss unbedingt ein Hartholz – also Esche, Eiche oder Buche hernehmen.“

Auch die Bohrgänge für die Insekten seien häufig zu groß geraten, ergänzt Schöchl: „Die Faustregel ist: nie über zehn Millimeter Durchmesser beim Bohrgang – dafür aber zehn Zentimeter in die Tiefe, damit auch genügend Brutzellen hineinkommen können.“

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Falsch gebautes Insektenhotel: Baumstamm mit groben Bohrlöchern in Faserrichtung
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Falsch gebautes Insektenhotel: Baumstamm mit groben Bohrlöchern in Faserrichtung
Insektenhotel auf Ständer in Garten, im Hintergrund ein Wohnhaus
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Insektenhotels brauchen einen sicheren Standplatz
Schilf- und Bambusröhrchen hinter Draht  in Insektenhotel
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Schilf- und Bambusröhrchen sind ein gutes Material für Insektenhotels – dazu hilft noch ein Draht zum Schutz vor Vögeln
Insekt im Nistgang (Bohrloch) eines Insektenhotels
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Die Bohrgänge müssen eng, dafür aber lang sein
Insekt kriecht aus Röhrchen in Insektenhotel
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Wichtige ist der gefahrlose Ein- und Ausstieg aus den Gängen für die Insekten
Biene auf Blüte in Wiese
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Und auch die Lage ist wichtig: In der Nähe sollte es genug Nahrung in Form von Blumen und Blüten geben

Holzfasern als tödliche „Spießchen“ für Insekten

Schöchl hat auch Negativbeispiel parat – einen Baumstamm, der von der Schnittfläche aus angebohrt wurde: „Es ist ein Weichholz. Es ist falsch eingebohrt – nämlich entlang der Holzfasern, nicht quer zur Faserung. Und es ist ein sehr unsauberer Schnitt. Es sind viele Fasern – geradezu Spießchen – in diese Bohrgänge hinein. Und das ist natürlich für das Insekt dann fatal. Beim Hinaus- oder Hineinkrabbeln kann es sich die Flügel zerreißen. Das ist für das Insekt dann natürlich tödlich.“

Tipps für richtige Insektenhotels

Schilf- und Bambusröhrchen hingegen bieten optimale Brutmöglichkeiten für Insekten – noch dazu, wenn sie durch ein Gitter vor Vögeln geschützt sind.

Mit der optimalen Unterkunft alleine ist es jedoch nicht getan, um die Nützligne anzuziehen. Man sollte sich auch die Mühe machen, einen geeigneten Standort für die Insektenhotels zu finden, sagt der Veterinärmediziner: „Sie sollen sonnig stehen. Sie sollen auch stabil stehen. Insekten mögen es gar nicht, wenn es aufgehängt ist und dann im Wind wippt. Sie wollen stabile Standorte, damit sie auch die einzelnen Brutlöcher wieder finden.“

Qualität in Insektenhotels mangelhaft

Insektenhotels erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch viele dieser Nisthilfen sind nutzlos, warnen Experten. Sie sind aus dem falschen Holz gefertigt, die Bohrlöcher sind zu groß oder der Standort ist unpassend.

Gutes Nahrungsangebot in der Umgebung wichtig

Als geeignetes Nahrungsangebot empfiehlt sich eine Vielfalt an Blüten in der Umgebung des Insektenhotels – dann werden sich die geflügelten Gäste richtig wohl fühlen und man hat einen Beitrag geleistet gegen das Insektensterben und für das ökologische Gleichgewicht.