Eiszapfen und Eisflächen in der Eisriesenwelt, der weltgrößten Eishöhle im Tennengebirge bei Werfen
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Natur

Warmer Winter half weltgrößter Eishöhle

Die Eisriesenwelt unter dem Tennengebirge bei Werfen (Pongau) hat vom warmen Winter profitiert. Denn so ist mehr Schmelzwasser in die größte Eishöhle der Welt gesickert und hat ihr einen besonders großen Eiszuwachs beschert.

Noch ist der Weg in die größte Eishöhle der Welt mit insgesamt mehr als 40 Kilometern Länge für die Besucher gesperrt. Doch drinnen gibt es heuer viel Neues zu bestaunen. Denn die „Eisriesen“, die Eiszapfen und -figuren, haben ordentlich zugenommen. Sie wuchsen im Verlauf des vergangenen Winters wie selten zuvor, sagt Höhlen-Betriebsleiter Franz Reinstadler: „Der Winter war relativ warm. Das heißt: viele Spalten sind nicht zugefroren. Und das Wasser kommt an Stellen herein, wo es Jahre oder Jahrzehnte nicht mehr hereingekommen ist. Somit bilden sich Zapfen und Eisflächen, die man jahrelang nicht mehr gesehen hat.“

Eisflächen „überall höher“, Treppen eingefroren

Ein Zapfen im Eingangsbereich ist etwa acht Meter hoch. Er ist aber ein vergängliches Gebilde, das den Sommer wahrscheinlich nicht überdauern wird. Generell gelte in der Höhle aber heuer – mehr Eis überall: „Man sieht’s vor allem am Bodeneis, das die Flächen überall höher ist, die Treppen frieren uns ein“, sagt Betriebsleiter Reinstadler. „Die Figuren wachsen auch wie jahrelang nicht mehr.“

Und so müssen derzeit die Höhlenführer in mühsamer Handarbeit Stufen und Durchgänge bearbeiten, um die Holzstege und Metalleitern des Höhlenrundgangs wieder freizubekommen.

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Eiszapfen und Eisflächen in der Eisriesenwelt, der weltgrößten Eishöhle im Tennengebirge bei Werfen
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Eiszapfen und Eisflächen in der Eisriesenwelt, der weltgrößten Eishöhle im Tennengebirge bei Werfen
Mit Eis zugefrorene Holzstiege
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Mit Eis zugefrorene Holzstiege
Eiszapfen und Eisflächen in der Eisriesenwelt, der weltgrößten Eishöhle im Tennengebirge bei Werfen
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Eiszapfen und Eisflächen in der Eisriesenwelt, der weltgrößten Eishöhle im Tennengebirge bei Werfen
Techniker mit 3D-Laserscanner bei Vermessung der Eishöhle
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Techniker mit 3D-Laserscanner bei Vermessung der Eishöhle
Punktewolke eines Teils der Eisriesenwelt
Riegl Lasersysteme
Punktewolke eines Teils der Eisriesenwelt
Eiszapfen in der Eisriesenwelt
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Eiszapfen in der Eisriesenwelt

Spezialist scannt Höhle ganz genau

Währenddessen ist auch der Vermessungs-Spezialist Markus Handl mit seinem mehr als 50.000 Euro teuren Spezialgerät in der Höhle unterwegs. 380 Messpunkte überprüft er in der Eisriesenwelt: „Das ist ein hochgenauer 3D-Laserscanner. Der tastet die Umgebung in der Höhle ab. Ich mache mehrere Scanpunkte hintereinander. Die werden vom Scanner zusammengefügt – und ich habe am Schluss eine 3D-Punktewolke, in der ich millimetergenau messe kann.“

Und dann sieht die Eisriesenwelt so aus. In nur zwei Tagen auf den Millimeter genau vermessen, mit grafischer Auflösung wo Eis dazugekommen und wo es abgeschmolzen ist. Seit Jahren wird vermessen. Das Ergebnis über diesen langen Zeitraum sei recht eindeutig, sagt Handl: „Die Eishöhle verändert sich über die Jahre hin. Es gibt Zu- und Abnahme. Ich Großen und Ganzen können wir sagen, dass die Eisoberfläche in der Höhle gleichbleibt.“

Wintereis dürfte heuer im Sommer nicht ganz abschmelzen

Doch das gerade erst im Winter vom Sickerwasser gebildete und vom Wind in der Höhle spiegelglatt polierte Eis hat eine vergängliche Schönheit. Sein natürlicher Feind ist die warme Sommerluft, weiß Höhlen-Betriebsleiter Reinstadler: „Im Sommer haben wir dann knapp über null Grad in der Höhle. Da schmelzen dann ein paar Zentimeter ab. Natürlich dringt dann auch das warme Regenwasser ein – das frisst auch am Eis. In Summe wird aber wahrscheinlich nach diesem Sommer noch immer mehr Eis überbleiben als es vor dem letzten Winter war.“

Großer Eiszuwachs in Eisriesenwelt

Viel Organisation noch bis zur Höhlenöffnung nötig

160.000 Besucher zählte die Eisriesenwelt allein im vergangenen Sommer. Heuer darf sie – wie alle Touristenattraktionen – mit Ende Mai höchstwahrscheinlich wieder aufsperren. Bis dahin bleibt organisatorisch viel zu tun, wenn es weiterhin Besucher-Obergrenzen und Abstandsregeln gibt: „Dazu brauchen wir ein eigenes Reservierungssystem, ein Online-Ticketsystem, das dann einen geregelten Ablauf gewährleistet“, sagt Eisriesenwelt-Geschäftsführer Fritz Oedl. „Es geht darum, dass wir normalerweise um die Mittagszeit den stärksten Betrieb haben. Dieser Betrieb muss aufgeteilt und entschleunigt werden, dass die Leute hier auch einen schönen Ablauf vorfinden.“

Die Eintrittsgelder – wieviel es heuer aus sein mag – fließen jedenfalls seit jeher in die Erforschung und Erschließung des riesigen Höhlensystems im Tennengebirge.