Das Rockhouse Salzburg von außen
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Kultur

Kulturzentren fordern Fahrplan für Lockerungen

Kulturzentren wie das Rockhouse oder die ARGEKultur in Salzburg fordern von der Bundesregierung einen Fahrplan für Lockerungen in ihrem Bereich. Sie wollen wissen, wann und mit welchen Auflagen Veranstaltungen wieder möglich sein werden.

„Wir sind derzeit Meister im Verschieben von Konzerten“ – so beschreibt Rockhouse-Salzburg-Geschäftsführer Wolfgang Descho die aktuelle Situation. Er rechnet nicht mehr damit, dass das Konzertprogramm heuer wie gewünscht funktionieren wird. Dazu ist das Rockhouse-Programm auch viel zu international: Allein daran zu denken, dass eine US-amerikanische Band einreisen könne, sei unmöglich so Descho.

So wird derzeit verschoben und verschoben – zumal mit den bisher bekannten Regeln keine Konzerte machbar seien. Sogar bei einem Abstand von einem Meter von Besucher zu Besucher könne er maximal 45 Personen in den Saal lassen, sagt Descho.

Veranstaltungs-„Stau“ für 2021 befürchtet

Kritik an „schwammigen“ und „realitätsfernen“ Regeln aus den Bundes-Kulturressort hört man allenthalten: Sebastian Linz von der ARGEKultur Salzburg vermisst jede Strategie, wie die Kultur hochgefahren werden könne. Er hofft, ab Mitte September das Haus wieder so normal wie möglich nutzen zu können. Sonst werde es auch finanziell schwierig, sagt Linz.

Auch hier wurden viele Veranstaltungen ins kommende Jahr verschoben, weswegen der ARGEKultur-Chef bereits einen Stau und ein Überangebot für 2021 befürchtet. Das könnte die Folge haben, dass viele Kulturveranstaltungen weniger Besucher haben werden als sonst üblich, und das habe dann wieder finanzielle Folgen.

Viele Freiberufler ohne Einkommen

Wobei – betont Sebastian Linz – wirklich schlimm treffe es derzeit die Künstler und die vielen freiberuflichen Ton-, Licht- und Bühnentechniker. Sie alle haben derzeit kein Einkommen und noch keine Perspektive, wann es wieder besser wird.

Einer von ihnen ist der Salzburger Robert Herbe. Er ist freiberuflicher Lichttechniker und Musiker – und er muss derzeit das tun, was er am schlechtesten kann: Still sitzen. Anfangs spielte er noch jeden Tag ein Wohnzimmerkonzert – jeden Tag nahm er einen eigenen Song auf und stellte ihn dann ins Netz. Aber auch das ist jetzt vorbei: „Das einzige, was ich noch machen kann: Ich mache einmal im Monat für das Rockhouse das ‚Radio Rockhouse‘ im freien Radio Radiofabrik. Das ist der einzige Termin, den ich noch wahrnehmen kann. Der wirkt sich aber von der finanziellen Seite nicht unglaublich aus.“

„Ich muss mir die Sinnfrage stellen“

Robert Herbe ist im Brotberuf Lichtechniker – verantwortlich für die Lichtstimmung in vielen Häusern: „Eines meiner Hauptbetätigungsfelder ist der Rockhouse, weiters bin ich in der ARGEKultur tätig, in der Szene Salzburg, im Musikum – wo auch immer Lichtgestaltung benötigt wird.“ Offen ist auch noch sein Engagement bei den Salzburger Festspielen – hier heißt es abwarten bei momentan Null Euro Einkommen.

„Das führt dazu, dass ich mir dir Sinnfrage stellen muss“, sagt Herbe. „Ich habe ja laufende Kosten. Ich habe Finanzamt zu zahlen, ich Sozialversicherung zu zahlen, ich habe zum Beispiel eine Betriebsversicherung zu bezahlen.“ Die wollte Robert Herbe für ein Quartal aussetzen, weil er ja auch kein Engagement hat. Doch das wurde lapidar abgelehnt: „Das zeigt, dass all die, die mit diesen Regelungen befasst sind, von der Branche überhaupt keine Ahnung haben.“

Job „fehlt mir sehr“

Wobei gehe gerade in Kunst und Kultur nicht nur um den Mammon, betont Robert Herbe. Es gehe auch ums Tun und Machen: „Der Job, den ich habe, ist ja nicht nur zum Geldverdienen da, sondern ich habe auch einen riesigen Spaß und eine Freude dran. Ich genieße das, was ich mache. Das ist schon etwas, was mir sehr fehlt. Das ist einfach ein Teil meines Lebens, der jetzt auf Eis gelegt ist und wegfällt.“