Freitagabend haben viele Westösterreicher mysteriöse Flugobjekte über den Alpen beobachtet. Bis zu 70 Lichtpunkte zogen in Formationsflug eher gemächlich über den Nachthimmel. Die Rede war schnell von UFOs oder einer militärischen Macht, die geheim ihre Luftflotte verlege. Des Rätsels Lösung ist weniger gefährlich: Nagelneuer Satelliten-Schwärme von Elon Musk.
Marco Langbroek
Marco Langbroek
WISSENSCHAFT

Rasende Lichtpunkte am Himmel: UFOs, Bomberflotte?

Freitagabend haben viele Österreicher mysteriöse Flugobjekte über den Alpen beobachtet. Bis zu 70 Lichtpunkte zogen in Formation über den Nachthimmel. Der Verdacht fiel auf UFOs oder geheime Luftflotten von Militärs. Die Realität ist weniger gefährlich. Es sind nagelneue und umstrittene Satelliten-Schwärme des Unternehmers Elon Musk.

Am Montag haben sich noch weitere Leser von salzburg.ORF.at aus den Gebirgsgauen bei uns gemeldet, denen schon vor einiger Zeit solche Schwärme auf dem Nachthimmel aufgefallen sind: Peter Kneidinger (Bad Gastein), Wolfgang Senoner, Axel Kronewitter (Maishofen).

Der Kulturmanager Sepp Grabmaier aus dem Hofgasteiner Ortsteil Anger (Pongau) erblickte sie Freitagabend zum ersten Mal – durch Zufall und vorerst ohne Kenntnis der Hintergründe: „Es sah aus wie eine sehr hoch fliegende Bomberflotte. Für einen Formationsflug waren die Lichtpunkte aber erstaunlich konstant voneinander entfernt, aber einige zu dicht beisammen. Wir haben dann noch ganz genau hingehört. Wenn die in nur 5.000 bis 10.000 Metern geflogen wären, hätte man zumindest ein bisschen Triebwerksgeräusch gehört. Aber da war gar nichts.“

Grabmaier sagt, die Flugkörper seien in West-Ost-Richtung unterwegs gewesen: "Vom Stubnerkogel oder Angertal zum Gamskarkogel. Wenig später hat mich ganz aufgeregt ein Nachbar angerufen. Dem sind sie auch aufgefallen.“

Über Tauern und Kalkalpen gut sichtbar

Auch Walter Hager, leitender Fluglotse der behördlichen Flugsicherungsstelle von Austro Control in Salzburg, hatte die Himmelskörper am Freitagabend im Auge – auch durch Zufall und rein privat. Er war mit der Familie auf der Terrasse seines Hauses. Unter den Profis ist die Möglichkeit solcher Lichtpunkte im erdnahen Weltraum aber bekannt. Beruflich sind Fluglotsen so viele Stockwerke über der Erdatmosphäre längst nicht mehr zuständig. Das schmälert das Interesse vieler für Raumfahrt keineswegs. Einer von Hagers Kollegen auf dem Salzburg Tower beschäftigt sich privat ziemlich viel mit Astronomie und Astrophysik. Fazit: Diese Satellitenschwärme gehören zur mittlerweile immer stärker anwachsenden Flotte des Unternehmers, Fahrzeugbauers, Flug- und Raumfahrt-Pioniers Elon Musk. Der Globalist besitzt die Staatsbürgerschaften der USA, Kanadas und Südafrikas.

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Freitagabend haben viele Westösterreicher mysteriöse Flugobjekte über den Alpen beobachtet. Bis zu 70 Lichtpunkte zogen in Formationsflug eher gemächlich über den Nachthimmel. Die Rede war schnell von UFOs oder einer militärischen Macht, die geheim ihre Luftflotte verlege. Des Rätsels Lösung ist weniger gefährlich: Nagelneuer Satelliten-Schwärme von Elon Musk.
Walter Hager
Höhe der Umlaufbahn: ca. 440 Kilometer über der Erde: Freitagabend über Salzburg mit Mobiltelefon aufgenommene Lichtspuren des Satellitenschwarms – zwangsläufig etwas verwackelt wegen der automatisch vom Handy gesteuerten und längeren Belichtungszeit
Freitagabend haben viele Westösterreicher mysteriöse Flugobjekte über den Alpen beobachtet. Bis zu 70 Lichtpunkte zogen in Formationsflug eher gemächlich über den Nachthimmel. Die Rede war schnell von UFOs oder einer militärischen Macht, die geheim ihre Luftflotte verlege. Des Rätsels Lösung ist weniger gefährlich: Nagelneuer Satelliten-Schwärme von Elon Musk.
Walter Hager
Höhe der Umlaufbahn: ca. 440 Kilometer über der Erde: Freitagabend über Salzburg mit Mobiltelefon aufgenommene Lichtspuren des Satellitenschwarms – zwangsläufig etwas verwackelt wegen der automatisch vom Handy gesteuerten und längeren Belichtungszeit
Freitagabend haben viele Westösterreicher mysteriöse Flugobjekte über den Alpen beobachtet. Bis zu 70 Lichtpunkte zogen in Formationsflug eher gemächlich über den Nachthimmel. Die Rede war schnell von UFOs oder einer militärischen Macht, die geheim ihre Luftflotte verlege. Des Rätsels Lösung ist weniger gefährlich: Nagelneuer Satelliten-Schwärme von Elon Musk.
Walter Hager
Höhe der Umlaufbahn: ca. 440 Kilometer über der Erde: Freitagabend über Salzburg mit Mobiltelefon aufgenommene Lichtspuren des Satellitenschwarms – zwangsläufig etwas verwackelt wegen der automatisch vom Handy gesteuerten und längeren Belichtungszeit
Freitagabend haben viele Westösterreicher mysteriöse Flugobjekte über den Alpen beobachtet. Bis zu 70 Lichtpunkte zogen in Formationsflug eher gemächlich über den Nachthimmel. Die Rede war schnell von UFOs oder einer militärischen Macht, die geheim ihre Luftflotte verlege. Des Rätsels Lösung ist weniger gefährlich: Nagelneuer Satelliten-Schwärme von Elon Musk.
Marco Langbroek

Insgesamt 12.000 Satelliten für Breitband-Internet

Anfang Januar 2020 hatte Musk für sein „Projekt Starlink“ weitere 60 Nachrichten- und Internet-Satelliten in Erdumlaufbahnen bringen lassen – mit einer Falcon-9-Rakete. Es war der dritte derartige Raumtransport. Viele weitere sollen folgen. Seit Mai 2019 wurden nun schon 180 Stück in den erdnahen Weltraum geschossen. Insgesamt sollen es dann 12.000 bis zum Endausbau werden. Die Umlaufbahnen liegen in ca. 440 Kilometer Höhe. Pro Sekunde legen die Satelliten etwa sieben Kilometer auf ihren Kreisbahnen um die Erde zurück, das sind etwa 25.000 km/h. Das erzeugt die nötige Fliehkraft, mit der die Schwerkraft ausgeglichen und die Umlaufbahn gehalten werden kann.

Der Paläo-Archäologe Marco Langbroek von der Universität Leiden (Niederlande) ist auch Hobby-Astronom. Er hat am 24. Mai 2019 dieses Video aufgenommen:

„Es war wirklich spooky“

Die Salzburger Bergsteigerin Sabine Seidl in Werfen (Pongau) erzählt, ihre Tochter Alicia habe sie Freitagabend sehr aufgeregt ins Freie gerufen: „Sie wollte mit unserem Familienhund Charlie noch Gassi gehen und zeigte zum Sternenhimmel. Wir staunten nur noch, als gezählte 65 Satelliten im Gänsemarsch da oben vorbeizogen. Es war wirklich spooky. Erst Samstag haben wir dann über den ORF erfahren, was da läuft.“

Erdnaher Orbit wegen Musk bald im Chaos ?

Jeder Satellit samt Internet-Sender-Empfänger hat ungefähr 200 Kilogramm. Elon Musk will mehrere Milliarden US-Dollar investieren. Das Projekt soll künftig weltweit ein flächendeckendes, preiswertes und schnelles Breitband-Internet bieten – der gesamten Menschheit, auch in den entlegensten Gebieten der Antarktis, in den straßenlosen Weiten Sibiriens, der Sahara und in der riesigen Arktis Kanadas.

Die Fluggeräte sind – wegen bewusst dezenter Lackierung – eigentlich kaum auf dem Boden sichtbar. Erst wenn Sonnen- oder Mondlicht in bestimmten Winkeln auf ihre Photovoltaik-Stromversorgung einstrahlen, dann reflektieren die Satelliten das Licht aus den Tiefen des Alls zum Erdboden. Mit der Zeit sollen sie nun auf höhere und verschiedene Umlaufbahnen gebracht werden. Das löst ihre Perlenketten-Struktur auf, die Formationen werden immer weiter auseinander gezogen.

Heftige Kritik von Fachleuten

Einige Astrophysiker und Astronomen kritisieren das Starlink-Projekt von Elon Musk mittlerweile massiv. Die deutsche Zeitung „Münchner Merkur“ und das Portal Futurezone zitieren zum Beispiel den Experten Alex Parker. Der befürchtet, dass irgendwann mit bloßem Auge nur noch Satelliten auf dem Nachthimmel zu sehen sein werden. Kaum noch Sterne, wenn Musk weiter ungehindert seine Internet-Sender massenweise ins All schieße. Bei insgesamt 12.000 Stück könnten dann 70 bis 100 Starlink-Satelliten an allen Orten der Erde gleichzeitig sichtbar sein, so der Astronom Parker.

Viele Anrufe bei Behörden

In Teilen Deutschland und Frankreichs gab es wegen ähnlicher Beobachtungen wie am Freitagabend in West- und Südösterreich schon UFO-Alarm von Verschwörungstheoretikern und Verunsicherung in der Bevölkerung. Bis zu 60 Anrufe seien pro Abend bei den Behörden eingegangen, so der „Münchner Merkur“.

Segen oder Fluch der Zukunft?

Das bayerische Blatt zitierte vor einigen Wochen Rainer Kresken, den Leiter der hessischen Starkenburg-Sternwarte: "Diese Satelliten sind nach dem Start relativ eng beieinander, für Verhältnisse der Raumfahrt in sehr niedriger Umlaufbahn und deswegen sehr auffallend für gelegentliche Beobachter.“ Die Frage bleibt international für viele – zum Beispiel für Forscher, Reisende, Segler, Bergsteiger, Abenteurer und für das seelische Wohl der Jugend: Ist es wirklich so erstrebenswert, in ausnahmslos allen Winkel der Erde jederzeit billig erreichbar und chat-bereit zu sein?

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Website: Wann sind sie wieder über Salzburg?

Nächste Beobachtungstermine
Screenshot: findstarlink.com