Meteorit im Raum Salzburg/Bayern/Oberösterreich
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Wissenschaft

Meteorit: Zwischen Hallein und Berchtesgaden

Nachdem am Montag ein Meteor mit einem langen Feuerschweif über Österreich niedergegangen ist, gibt es jetzt neue Berechnungen – Forscher grenzen die Bruchstücke nun zwischen Hallein (Tennengau) und dem Nationalpark Berchtesgaden im benachbarten Bayern ein.

Der Feuerschweif dürfte von tausenden Menschen Montagnachmittag gesehen worden sein. Österreichs größte Meteoritensammlung im Naturhistorischen Museum in Wien bekam in den vergangenen Tagen hunderte Mails mit Videos des Feuerballs. Die Wissenschaftler sagen, auf dem Video sei gut zu erkennen, dass sich der Brocken während des Verglühens in mehrere Teile auflöste.

Die Experten gehen davon aus, dass es einige Teile davon bis zum Boden geschafft haben. Der Kurator der Meteoritensammlung Ludovic Ferriere grenzte das mögliche Absturzgebiet anfangs zwischen Hallein (Tennengau) und Mondsee (Vöcklabruck) ein, jetzt aber hat er neue Berechnungen. Der Meteorit soll sich bereits zwischen Hallein und dem Nationalpark Berchtesgaden im benachbarten Bayern aufgelöst haben könnte. Bruchstücke sollen in diesem Areal liegen.

Mit Videos soll Absturzwinkel berechnet werden

Deshalb ist der Kurator nun in Kontakt mit den bayrischen Nachbarn – er hofft auf Videomaterial aus dem Nationalpark und von sämtlichen Wetterstationen und Kameras aus Salzburg. „Meine große Hoffnung ist, dass wir Videomaterial von den Kameras aus dem Nationalpark bekommen und auch aus Salzburg – da haben wir einen anderen Winkel und können dadurch den genauen Absturzort besser berechnen“, sagte Ludovic Ferriere.

Meteorit: „Ist nicht porös, hat keine Löcher“

Ausschließen könne man laut Ferriere Fundstücke aus porösem Gestein, ebenso Steine mit Löchern bzw. jene, die geschmolzen aussehen. „Ein Meteorit hat eine schwarze Kruste, glänzt ein bisschen, im Inneren ist er grau und hat keine Höhlen, der Brocken ist ziemlich glatt.“ Die Forscher gehen davon aus, dass sich der Meteorit in viele Teile aufgelöst hat, die Bruchstücke sollen höchstens fünf bis zehn Zentimeter groß sein.

Hundert Fotos von vermeintlichen Bruchstücken

Der Meteorit zog am Montag einen langen Feuerschweif hinter sich her und war trotz Sonnenscheins gut zu sehen. Das Naturhistorische Museum in Wien hat in den vergangenen Tagen hunderte Mails mit Fotos von gefundenen von Steinen aus dem Raum Salzburg und Mondsee bekommen. Die Experten untersuchten, ob mögliche Bruchstücke des Meteoriten dabei waren. Bislang aber konnten sie nichts Verdächtiges finden.

Meteorit kann zum Grenzfall werden

Die Wahrscheinlichkeit, dass Brocken gefunden werden, liegt bei 50 Prozent. Der Meteorit kann auch ein Grenzgänger sein. Teile davon könnten in Salzburg liegen, andere Bruchstücke wegen der unmittelbaren Nähe zu Deutschland aber auch in Bayern. Das wäre nicht das erste Mal, bereits 2002 verlor Österreich einen Meteoriten, der im Grenzgebiet niedergegangen war, an Deutschland.

„Es ist wahrscheinlich, dass er in beiden Ländern niedergegangen ist, wir suchen im Süden Salzburgs und da ist ja auch die Grenze zu Deutschland. Das ist zum einen gut – aber kann für uns auch nicht gut enden. Denn schon 2002 haben wir Meteoritenstücke auf österreichischer und deutscher Seite gefunden und Deutschland hat dann den Meteoriten bekommen“, schildert Kurator Ludovic Ferriere.

Forscherteam kann nicht nach Salzburg fahren

Normalerweise würde sich der Meteoritenexperte mit seinem Forscherteam auf den Weg nach Salzburg machen, um das eingegrenzte Gelände zwischen Salzburg und Berchtesgaden auf jeden Zentimeter abzusuchen. Wegen der Coronavirus-Ausgehbeschränkungen ist das aber nicht möglich. „Normalerweise gehen wir systematisch vor, bilden eine Linie und suchen das Gelände ab.“

Sichtungen bitte melden!

Sollte jemand in seinem Garten Stücke davon finden, ersucht Ferriere, sich bei ihm zu melden. Was Sichtungen in der Atmosphäre betrifft, bittet er um Kontaktaufnahme auf der Meldeseite des Naturhistorischen Museums. Bisher (Stand 08.04.2020; 19.00 Uhr) gibt es laut Ferriere bereits knapp 700 Meldungen derartiger Beobachtungen – die bisher größte Anzahl zu Feuerkugeln im Jahr 2020 weltweit.