Mit einer Spritze betäubt ein Zahnarzt die Umgebung des zu behandelnden Zahns
APA/GEORG HOCHMUTH
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Chronik

Zahnärztenotdienst verlangt Bar-Bezahlung

Ein Konflikt zwischen dem Zahnärztenotdienst und der österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) hat jetzt unmittelbare Folgen für Patienten: Sie müssen eine Akutbehandlung momentan bar bezahlen.

Wer in Salzburg derzeit akut einen Zahnarzt braucht, wird vor vielen verschlossenen Türen stehen und dann im Endeffekt beim Zahnärztenotdienst in der Stadt Salzburg landen und dort die Behandlung bar zahlen müssen. Der Verein des Notdienstes könne sich den Betrieb sonst nicht mehr leisten. Auch die Zusammenarbeit mit der österreichischen Gesundheitskasse funktioniere aktuell sehr schwer.

ÖGK: Zahngesundheitsversorgung funktioniert

Laut dem Salzburger Landesstellenleiter der ÖGK, Harald Seiss, gebe es bei der Zahngesundheitsversorgung im Land Salzburg kein Problem. „Wenn man Zahnschmerzen hat, wäre der erste Weg seinen Stammbehandler zu kontaktieren, viele Zahnärzte haben ja noch offen. Wenn man Schmerzen hat und seinen Behandler des Vertrauens nicht findet, dann stehen wir als ÖGK gerne für Schmerzpatienten zur Verfügung. Diese Patienten können bei uns anrufen und abklären, ob eine Behandlung indiziert ist und wann ein Termin frei ist“, sagt der Landesstellenleiter der ÖGK Salzburg, Harald Seiss.

Patienten schildern: Man erreicht keinen Zahnarzt

Patienten aber schildern ein anderes Bild. Etliche Betroffene aus dem Innergebirg wurden bei Akutfällen in den vergangenen Tagen zum Zahnärztenotdienst in die Stadt Salzburg geschickt, das bestätigt auch eine junge Frau, die aktuell im Gasteinertal im Sperrgebiet feststeckt. Sie will anonym blieben.

„Ich habe bei vier Zahnärzten angerufen, überall war nur das Tonband, dass die Ordinationen wegen des Coronavirus zugesperrt sind. Auch bei der Gebietskrankenkasse in Bischofshofen (Pongau) wurde ich abgelehnt, sie haben mir stattdessen die Nummer vom Zahnärztenotdienst in der Stadt Salzburg gegeben.“ Dabei hätten noch mehrere Ordinationen geöffnet gehabt, auch eine in Bad Hofgastein.

Coronakrise: Viele Patienten beim Zahnärztenotdienst

Ein Konflikt zwischen dem Zahnärztenotdienst und der österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) hat jetzt unmittelbare Folgen für Patienten: Im Zahnärzte-Notdienstzentrum wird derzeit nur behandelt, wenn bar bezahlt wird.

Notdienst: Mehr Patienten, mehr Schutzausrüstung

Beim Zahnärztenotdienst in der Glockengasse in der Stadt Salzburg wartet eine Reihe von Patienten auf die Behandlung. Alle wundern sich, warum hier bar bezahlt werden muss. Der Hintergrund: Etliche Zahnärzte haben sich entschieden ihre Praxen wegen der Ansteckungsgefahr zu schließen und alle akuten Patienten hierher zu schicken. Das spare Sicherheitsausrüstung, die aktuell rar ist.

Notdienst: ÖGK-Vertrag entspricht nicht den Corona-Bedingungen

Der Notdienst hat damit jetzt auch länger geöffnet, länger als in einem Vertrag mit der Österreichischen Gesundheitskasse vereinbart. Eine eCard- Zahlung sei deswegen laut Notdienst nicht möglich. Weil mehr Ärzte benötigt werden und die Schutzausrüstung immer teurer werde, brauche der Notdienst das Geld unmittelbar. Kein Patient hätte außerdem bisher mehr als 220 Euro auslegen müssen. „Wir müssen den Notdienst am Laufen halten können. Das Wichtigste für uns ist, dass wir die Versorgung der Patienten aufrecht halten können. Nachdem sich die Preise für die Schutzausrüstung inzwischen verdoppelt haben, ist das mit einem normalen Vertrag, auf den die ÖGK anspielt, nicht möglich. Das ist ein Vertrag aus dem Jahr 2017, der für die Versorgung von Randzeiten unter ganz normalen Bedingungen aufgestellt wurde. Das ist derzeit keine adäquate Möglichkeit den Notbetrieb für die Patienten aufrecht zu erhalten“, betont der Geschäftsführer des Notdienstzentrums, Walter Keidel.

ÖGK: „Vorgehen ist vertragswidrig“

Die ÖGK kritisiert das Vorgehen des Notdienstzentrums und bezeichnet es als vertragswidrig. „Wenn sie in der Glockengasse behandelt werden, dann haben wir aus unserer Sicht einen aufrechten Vertrag und die Behandlung müsste einfach mit der eCard abgerechnet werden. In der Praxis sehen wir aber, dass derzeit nur Menschen behandelt werden, wenn sie das Bargeld mit haben. Das ist aus unserer Sicht eine Sauerei. Wir sehen das als vertragswidrig an“, kritisiert ÖGK-Landesstellenleiter Harald Seiss.