Weißsee Berghotel Rudolfshütte Stubachtal bei Uttendorf im Pinzgau ÖBB-Kraftwerk – hinten Kitzsteinhorn und Hocheiser – Hohe Tauern – Nationalpark
Gerald Lehner
Gerald Lehner
Verkehr

ÖBB-Pumpspeicherkraftwerk: Baubeginn im Stubachtal

Nach zwölf Jahren Planungs- und Genehmigungsdauer starten die ÖBB im kommenden April mit den Vorarbeiten zum Bau ihres ersten Pumpspeicherkraftwerks, dem Kraftwerk Tauernmoos bei Uttendorf im Stubachtal (Pinzgau). Der Spatenstich für das knapp 300 Mio. Euro schwere Projekt erfolgt im September.

Hier entsteht der Strom für Österreich Elektro-Lokomotiven und S-Bahn-Garnituren. Das neue bzw. erweiterte ÖBB-Kraftwerk wird die schon seit Jahrzehnten bestehende Kraftwerksgruppe Stubachtal ergänzen und eine Leistung von 170 Megawatt (MW) haben. Es soll in Zukunft ein Viertel des österreichischen Jahresbahnstrombedarfs liefern, was laut ÖBB dem jährlichen Stromverbrauch von 270.000 Menschen entspricht. Für das Projekt werden die beiden bestehenden Speicherseen über einen gut zwei Kilometer langen Triebwasserstollen verbunden. Dazwischen wird eine 70 mal 40 mal 25 Meter große Kaverne für Turbinen und Trafos aus dem Fels gebrochen.

Weißsee: Nutzung von zusätzlichen 220 Höhenmetern

Derzeit dient der obere der beiden Seen, der Weißsee, nur als Vorspeicher. „Wir haben hier ein Gefälle von 220 Metern zum tiefer gelegenen Stausee Tauernmoos, wo das Wasser ungenutzt abläuft“, erklärte Projektleiter Christian Höss von der ÖBB-Infrastruktur AG. Zugleich könne man mit dem Pumpspeicherkraftwerk die Morgen- und Abendspitzen im Strombedarf für den Eisenbahnverkehr besser abdecken. Nicht zuletzt ließe sich mit dem neuen Kraftwerk auch Geld auf dem internationalen Strommarkt verdienen.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Stubacher Sonnblick Gipfel Sonnblickkees Weißsee Tauernmoossee Berghotel Rudolfshütte Stubachtal bei Uttendorf im Pinzgau ÖBB-Kraftwerk – hinten Kitzsteinhorn und Hocheiser und Hohe Riffl und Eiskögele und Großglockner und Granatspitze – Hohe Tauern – Nationalpark
Gerald Lehner
Tiefblick vom Gipfel des Stubacher Sonnblick auf Skibergsteiger, zum zugefrorenen Stausee Tauernmoos (hinten links) und zum Weißsee (Bildmitte ganz rechts bei der Rudolfshütte). Kulisse: Kitzsteinhorn, Bauernbrachkopf, Hocheiser, Großes Wiesbachhorn, Bratschenkopf, Klockerin
Weißsee Berghotel Rudolfshütte Stubachtal bei Uttendorf im Pinzgau ÖBB-Kraftwerk – hinten Kitzsteinhorn und Hocheiser – Hohe Tauern – Nationalpark
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Weißsee als oberster Bereich des schon bestehenden ÖBB-Kraftwerkes Stubachtal – mit der Staumauer und dem Berghotel Rudolfshütte daneben. Fotos von letzter Woche
Weißsee Berghotel Rudolfshütte Stubachtal bei Uttendorf im Pinzgau ÖBB-Kraftwerk – hinten Kitzsteinhorn und Hocheiser – Hohe Tauern – Nationalpark
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Staumauer beim Weißsee, Rudolfshütte, Kitzsteinhorn und Hocheiser
Blick vom Stubacher Sonnblick zu: Großes Wiesbachhorn Hohe Riffl Johannisberg Eiskögele Kastengrat Großglockner mit Stüdlgrat Granatspitze und Stubacher Sonnblickkees Nationalpark Hohe Tauern
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Hier generieren die ÖBB in Frühling und Sommer schon seit Jahrzehnten ihr Schmelzwasser für Stauseen und Turbinen: Stubacher Sonnblickkees mit Granatspitze (ganz rechts). Blick vom Gipfel des Stubacher Sonnblick, letzte Woche. Hinten: Großes Wiesbachhorn, Totenkopf, Hohe Riffl, Johannisberg, Kalser Tauern, Eiskögele, Kastengrat, Großglockner mit Stüdlgrat, Drei-Länder-Eck Salzburg, Osttirol, Kärnten.
Stubacher Sonnblick Gipfel Sonnblickkees Weißsee Tauernmoossee Berghotel Rudolfshütte Stubachtal bei Uttendorf im Pinzgau ÖBB-Kraftwerk – hinten Kitzsteinhorn und Hocheiser – Hohe Tauern – Nationalpark
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Auf dem Stubacher Sonnblick mit Blick zum Wilden Kaiser, zu den Loferer und Leoganger Steinbergen

Spezialisten auf Tourenski warten Anlagen

Neben dem Verbindungstollen und der Kaverne wird vom Enzinger Boden bis zum Weißsee ein Erschließungstunnel gebaut, der die gesamte Kraftwerkanlage wetterfest machen soll. Im Winter stellte bisher vor allem eine Werkseilbahn den Zugang zu den Bauwerken im hochalpinen Gelände sicher. „Mitunter erfolgte die Wartung und Pflege der Anlagen auch mit den Tourenski oder zu Fuß, mit dem Werkzeug im Rucksack“, sagt Höss.

Technologie bald auf modernstem Stand

Der Strom des neuen Kraftwerks wird über den Erschließungstunnel abgeleitet und im Anschluss über ein 14 Kilometer langes Kabel unterirdisch bis zur Schaltanlage nach Uttendorf geführt. „Dort wird der Strom dann in die Übertragungsnetze der ÖBB oder der Austrian Power Grid eingespeist.“ Die Inbetriebnahme des neuen Pumpspeicherkraftwerks kündigte Höss mit voraussichtlich Ende 2025 an.

Insgesamt werden die ÖBB im Jahr 2020 rund 119 Millionen Euro in das Schienennetz im Bundesland Salzburg investieren. In dem Betrag ist auch eine erste Tranche von 14 Mio. Euro für das Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos enthalten. Der Löwenanteil der Mittel fließt heuer unter anderem in die Erneuerung von Gleisen auf der Westbahnstrecke zwischen Seekirchen und Hallwang-Elixhausen, in eine Trassenverbesserung bei Golling samt zwei neuen Unterführungen, in die Modernisierung einzelner Bahnhöfe oder in den Ausbau von Park-and-ride-Plätzen. Zudem wird am Salzburger Hauptbahnhof eine neue Zug-Abstellanlage mit neun Gleisen errichtet.

Was tut sich bei den Strecken?

Optimistisch zeigt sich Höss, was die Umsetzung eines lange geplanten Wunsches aus Salzburg betrifft – zwei Eisenbahntunnel mit einer Gesamtlänge von rund 3,2 Kilometer am Pass Lueg, welche die Bahnstrecke nicht nur von Steinschlag, Lawinen und Hochwasser schützen sollen, sondern die auch einige Minuten Fahrzeitverkürzung bringen werden. „Ich hoffe, dass hier eine Umsetzung ab 2030 möglich sein wird“, so der Manager. Über eine Realisierung entscheide freilich nicht er, sondern Politik und ÖBB-Führung.

300 Millionen für ÖBB-Kraftwerk

Die ÖBB wollen heuer so viel wie noch nie in Salzburg investieren: Hunderte Millionen Euro sind budgetiert für das neue Kraftwerk, Bahnhofssanierungen, Gleisbegradigungen und Unterführungen.

Noch mehr große Pläne der ÖBB

Davon abgesehen sind die größten Bauprojekte heuer der Ausbau des Bahnknotens Neumarkt samt Erweiterung der Park-and-Ride-Parkplätze, zwei Bahnunterführungen in Golling (Tennengau), die Modernisierung des Bahnhofs Zell am See (Pinzgau) und die Sanierung der Gleisanlagen zwischen Seekirchen und Hallwang (beide Flachgau). Diese Strecke ist besonders intensiv beansprucht, ergänzt Helmut Windhager, der bei den ÖBB für die Gleisstrecken verantwortlich ist: „Die Züge werden schneller und schwerer. Wir haben eine sehr hohe Zugdichte und wir wollen, dass unsere Fahrgäste über die Strecke schweben und nicht rumpeln.“

Zwischen Seekirchen und Hallwang werde im kommenden Sommer gearbeitet, „um zu verhindern, dass die vielen Pendler unter den Bauarbeiten und damit verbundenen Verspätungen leiden.“

APA, Gerald Lehner – salzburg.ORF.at