Politik

„Baugruppe“ als neue Wohnform auch in Salzburg

Die Salzburger Wohnbauförderung dürfte schon bald eine neue Form des Zusammenlebens und Wohnens ermöglichen: die „Baugruppe“. Damit können mehrere Personen in einem gemeinnützigen Verein gemeinsam ein Wohnobjekt bauen oder mieten.

Beispiel für solche Baugruppen gibt es schon in anderen Bundesländern: So konstituierte sich in Linz im Oktober 2015 die Wohngruppe „Willy Fred Haus“. Die Mitglieder kauften ein großes Wohnhaus, finanzierten das mit einem Kredit und bezahlen ihn mit ihren Mieten wieder zurück – wird der Kredit weniger, sinken auch die Mieten.

Ähnlich in Wien im Juli 2017: Dort taten sich Interessenten unterschiedlichen Alters bei einem Bauprojekt zusammen: Sie gründeten einen Verein, bereits bei der Planung wurden ihre Wünsche berücksichtigt. Auch hier werden die Bewohner gleichzeitig Vermieter und Mieter sein, um den Baukredit zu bedienen.

Kirche von Salzburg Gneis, davor Wiese im Spätherbst / Winter
ORF
Auf dieser Wiese in Salzburg-Gneis wäre eine Baugruppe geplant – daraus dürfte aber wahrscheinlich nichts werden

Gemeinsames Wohnen im Alter angedacht

Auch in der Stadt Salzburg war heuer auf einem Grundstück am Dossenweg in Salzburg-Gneis so etwas Ähnliches angedacht – ausgehend vom Gedanken an gemeinsames Wohnen im Alter. Deshalb gründeten Interessenten den Verein „Silberstreif – Gemeinsam wohnen 50plus“. Christian Rothe ist einer der Initiatoren, er beschreibt die Idee so: „Gerade um die 50 verändern sich die Lebenssituationen. Die Kinder sind aus dem Haus, vielleicht ist sogar eine Scheidung passiert, die Wohnung ist zu groß, ich will mich neu orientieren.“

„Es geht hier um gemeinschaftliches Bauen und Wohnen“, betont auch Wohnbaulandesrätin Andrea Klambauer (NEOS). „Wir sehen in sehr vielen Städten, dass das wirklich ein Stadtentwicklungsmotor ist, dass diese Baugruppen einen sehr positiven Einfluss haben auf neue Stadtviertel oder Quartiere, die entstehen. Wir wollen das auch in Salzburg ermöglichen.“

Wohnbaugeld für gemeinnützige Vereine bald möglich

Für dieses gemeinschaftlich organisierte Wohnen ist nun die geplante Wohnbauförderungsnovelle entscheidend. Sie ermöglicht auch die Förderung eines gemeinnützigen Vereins: „Das sind 20.000 Euro pro Vereinsmitglied“, sagt Landesrätin Klambauer. „Pro Hauptwohnsitz, der im Rahmen dieser Baugruppe ermöglicht wird.“

„Die Förderung ist nicht so hoch wie die bei geförderten Mietwohnungen. Das heißt: Wir verdoppeln aus privaten Mitteln die Förderung“, sagt Christian Rothe vom Verein Silberstreif. Geregelt wird in der Novelle auch, dass die so geschaffenen Wohnungen den Vereinsmitgliedern vorbehalten sind. Auch die Einkommen der Mitglieder werden für die Genehmigung der Förderung zusammengerechnet.

Zudem sei jede Wohnung mit 75 Quadratmetern brutto begrenzt, sagt Rothe: „Darin ist das Stiegenhaus enthalten, da sind die Mauern drinnen, da sind die Balkone drinnen. Es bleiben pro Person rund 50 Quadratmeter übrig, plus sieben Quadratmeter Gemeinschaftsräume.“

„Baugruppe“ als neue Wohnform

Auch in Salzburg sollen „Baugruppen“ – also über Vereine gemeinschaftlich errichtete oder betriebene Wohnobjekte – ermöglicht werden. Dazu ist auch eine Novelle in der Wohnbauförderung geplant.

Zwischen „klassischer Miete und klassischem Eigentum“

Bei den Beispielen in Linz und Wien sind die Baugruppen auch als Bauherren und Eigentümer aufgetreten. Das sei in Salzburg nicht erforderlich, betont Klambauer: „Das könnte auch ein gemeinnütziger Bauträger errichten. Der Verein wird dann Mieter. Gerade das ist ja das Spannende bei diesen Projekten, weil es nicht klassische Miete und nicht klassisches Eigentum ist, sondern dazwischen angesiedelt.“

Trotz kommender Förderungsnovelle – auf dem Baugrundstück am Dossenweg in Salzburg-Gneis dürfte kein Baugruppen-Projekt entstehen. Der Gegenwind aus der Salzburger Stadtpolitik sei hier aktuell zu groß, weiß Rothe: „Wir beginnen wieder neu. Unser Motto heißt: Laufen, laufen, laufen. Wir machen jetzt wieder unsere Tour zu Architekten, Bauträgern, Politikern und schauen, dass wir drankommen.“ Vielleicht hilft dabei die Novellierung der Wohnbauförderung, die nach der Begutachtungsphase Ende Mai im Landtag beschlossen werden könnte.