Studenten gehen in Veranstaltungsgebäude in Bhutan
ORF/Eva Brutmann
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Tourismus

Kann Salzburg von Bhutan lernen?

Sowohl die Stadt Salzburg als auch das Königreich Bhutan wurden vom Reiseführer „Lonely Planet“ zu den beiden Trendzielen für 2020 gewählt. Doch die beiden Tourismusziele eint auch eine jahrzehntelange Zusammenarbeit. Sowohl das Land Salzburg wie auch Bhutan, versuchen zukunftsfähige Tourismus-Konzepte zu erarbeiten, wenn auch mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen.

Sechs Millionen Tagesgäste zählt die Stadt Salzburg pro Jahr, nach Bhutan kommen im selben Zeitraum rund 300.000 Touristen. Große Kontraste, die zunächst kaum Gemeinsamkeiten vermuten lassen. Denn im Gegensatz zu Salzburg wirkt das Königreich am Himalaya geradezu verträumt. Selbst zur besten Reisezeit im Oktober trifft kaum Touristen.

Viele Gemeinsamkeiten zwischen Salzburg und Bhutan

Dabei sind sich Salzburg und Bhutan gar nicht so unähnlich. Einer, der vor 15 Jahren an der Erstellung des Tourismus-Masterplanes für Bhutan maßgeblich beteilgt war, ist der Touristiker Martin Zeppezauer, Lehrender an den Tourismusschulen Salzburg: „Ich glaube auch, dass die Menschen sich sehr ähnlich sind, zumindest habe ich das damals so empfunden. Ich glaube, es sind beides Bergvölker, ausgenommen die Stadt Salzburg natürlich, und sie haben auch eine gewisse Lockerheit und wissen das Leben zu genießen. Vielleicht sind sie noch etwas entspannter als wir.“

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Dementsprechend entspannt ist schon die Ankunft am Flughafen in der bhutanischen Kleinstadt Paro. Und diese Entspannung setzt sich fort. Überfüllte Hotels gibt es nicht, Exklusivität ist angesagt. Das ist es auch, was Bhutan-Reisende so schätzen, etwa Sissi Bohlen „Ich finde, Bhutan hat es bis jetzt auch sehr gut geschafft die Einreisen zu regulieren, Schwierig wird das aber in den nächsten Jahren mit Indien“, vermutet die Reisende.

Mindestausgabe für Touristen in Höhe von 230 Euro

Denn Bhutan unternimmt einiges, um die Tourismusströme zu regulieren: Wer Bhutan bereisen will, muss jeden Tag mindestens 230 Euro ausgeben und darf sich nur mit registriertem Reiseleiter frei im Land bewegen. Indische Touristen sind von den strengen Einreise-Vorschriften allerdings ausgenommen. Sie müssen keine Mindestgebühr zahlen und können sich auch ohne einen registrierten Reiseleiter frei im Land bewegen. Das schafft zunehmend eine Zwei-Klassengesellschaft, die Bhutan mehr und mehr Probleme bereitet, sagt der Außenminister H.E. Lyonpo Tandi Dorji: „Wir machen uns Sorgen. Es kommen immer mehr Touristen nach Bhutan und unsere unterschiedlichen Einreisebestimmungen sorgen für Unmut. Es kann nicht sein, dass Internationale Touristen anders behandelt werden als die, die aus der Region kommen.“

Absolventen des Lehrgangs werden Tücher nach Abschlusszeremonie in die Luft
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Die Tourismusschule Kleßheim arbeitet eng mit der Tourismusbranche in Bhutan zusammen. Der Tourimsus-Nachwuchs wird mit Salzburger Know-how ausgebildet.

Modell für Salzburg nicht umsetzbar

Deshalb drängt Bhutans Politik mehr und mehr auf eine einheitliche Tourismuspolitik für alle. Davon, das bhutanische Modell mit einer Mindest-Tagesgebühr etwa für Tages-Touristen auf Salzburg umzulegen, hält Tourismusexperte Martin Zeppezauer allerdings nichts: „Das könnte ich mir nicht vorstellen, das würde nicht zu unserer Wirtschaftspolitik passen. Es gibt hier kein Rezept. Bhutan macht es hauptsächlich über den Preis, aber wir pflegen eine freie Preispolitik, hier einzugreifen würde auch die Wirtschaft nicht gutheißen.“

Ein Patentrezept gibt es also nicht. Nur so viel: einfach wird das künftig weder für Bhutan noch für Salzburg. Denn die Asiaten – das war auch eine Kernbotschaft auf der heurigen Internationalen Tourismus-Börse in Berlin – fangen mit dem Reisen weltweit gerade erst so richtig an. Der nächste Besucherrekord kommt bestimmt.