Politik

Trotz NS-Vorwürfen: Stadt zahlt weiter Komponisten-Ehrengrab

Die Stadt Salzburg kommt weiter für das Ehrengrab des Komponisten Hans Schmid auf – trotz der NS-Vergangenheit Schmids. Das beschloss der städtische Kulturausschuss am Donnerstag mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ und FPÖ. Bürgerliste, NEOS und KPÖ PLUS sind weiter dagegen.

Damit ist fix, dass das städtische Ehrengrab für den 1987 verstorbenen Komponisten des „Rainer-Marsches“ verlängert wird. Die grüne Bürgerliste, NEOS und KPÖ PLUS sprechen sich seit längerer Zeit dagegen aus. Von den Gegnern im Kulturausschuss stimmberechtigt war Donnerstag nur die Bürgerliste. Wegen der niedrigen NSDAP-Parteimitgliedsnummer sei davon auszugehen, dass Schmid bereits vor dem „Anschluss" Österreichs im Frühling 1938 ein Wegbereiter für Hitlers Drittes Reich“ und damit illegal aktiv war, so Gegner des Beschlusses.

Scharfe Kritik an der Verlängerung des Ehrengrabes kommt auch vom Salzburger KZ-Verband und von den sozialdemokratischen Freiheitskämpfern. Als Antwort auf den Beschluss von Donnerstag haben die Gegner des Ehrengrabes eine Spendenaktion für die Erhaltung eines Familiengrabes auf dem Kommunalfriedhof gestartet. Darin liegen Mitglieder einer von den Nazis verfolgten Sinti-Familie aus Salzburg.

Die geplante Verlängerung des Ehrengrabs für Hans Schmid, den Komponisten des Rainermarsches, um weitere 30 Jahre sorgt bei NEOS, Grünen und KPÖ-Plus für Kritik. Historiker haben die frühe NSDAP-Parteimitgliedschaft und langjährige Aktivitäten des  Dirigenten für das Regime Hitlers dokumentiert.
Stadt Salzburg
Das Ehrengrab von Hans Schmid am Salzburger Kommunalfriedhof

„Rainermarsch“ als Salzburger „Heiligtum“

Der Komponist (1893-1987) hatte während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1915 sein bekanntestes Werk geschaffen – den „Rainermarsch“. Das Stück des k. u. k. Infanterieregiment „Erzherzog Rainer“ gilt quasi als zweite Salzburger Landeshymne. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitlers Deutschlands wurde Schmid am 1. Mai 1938 in die NSDAP aufgenommen. Seine Parteinummer stammt jedoch – und das war bisher nicht bekannt – aus dem so genannten „Illegalenblock“.

Allerdings hatte der Leiter des Salzburger Stadtarchivs, Peter Kramml, in der Vorwoche im APA-Gespräch betont, dass es derzeit keinen Hinweis darauf gibt, dass sich der Komponist zwischen Juni 1933 und März 1938 tatsächlich politisch als „Illegaler“ für die zu diesem Zeitpunkt verbotene NSDAP betätigt hat. Vielmehr seien damals Prominente in die Partei aufgenommen worden, bei denen man betonte, dass sie illegale Verdienste hätten. Bei mehreren Fällen habe sich später gezeigt, dass dies aus Gefälligkeit passiert sei.

Harte Debatte seit längerer Zeit

Die Verlängerung des Ehrengrabs Schmids auf Kommunalfriedhof hatte seit Wochen für Diskussionen gesorgt. Vor allem die Bürgerliste hatte kritisiert, dass es nicht angemessen sei, Mitgliedern der NSDAP eine solche Ehrung zuteilwerden lassen – egal ob der Komponist nach Ende des II. Weltkriegs im Zuge der Entnazifizierung als „minderbelastet“ eingestuft wurde oder ein echter „Illegaler“ war.

Nach dem Beschluss im Kulturausschuss meldeten sich am Donnerstag auch der KZ-Verband, der Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer und KPÖ PLUS zu Wort. Sie riefen zu einer Spendenaktion für die Erhaltung eines Familiengrabes auf dem Kommunalfriedhofs auf, in dem Mitglieder einer teilweise in Auschwitz ermordeten Sinti-Familie aus Salzburg begraben sind. Eine in Wien lebende Angehörige fürchtet, die Grabstätte ihrer Verwandten auf Dauer nicht mehr finanzieren zu können.

Spendenaktion für Sinti-Familie als Gegengewicht

Gemeinderat Kay-Michael Dankl (KPÖ PLUS) sagt, die Spenden-Aktion für Nachfahren von NS-Opfern sei eine passende Antwort auf den mehrheitlichen Beschluss von SPÖ, ÖVP und FPÖ im Kulturausschuss, das Ehrengrab am Kommunalfriedhof für den Komponisten und NSDAP-Mitglied Hans Schmid um weitere 30 Jahre zu verlängern.

Seine Fraktion werde die Spenden-Aktion unterstützen: “Anstatt jemandem zu huldigen, der 1938 aktiv eine NSDAP-Mitgliedschaft beantragt hat, hätte die Stadt ein Ehrengrab für Opfer der Nazis ermöglichen können", so Dankl: “Man kann über diese Entscheidung der Stadtpolitik nur den Kopf schütteln."

Mehr als 25.000 Euro Steuergeld für Schmids Grab

Aufhorchen ließen am Donnerstag die Stadt-NEOS, die im Kulturausschuss nicht stimmberechtigt waren. Sie kündigten einen Antrag an, wonach Salzburg zukünftig Grabstätten von Opfern des Nationalsozialismus gemäß dem Opferfürsorgegesetz bezahlen soll bzw. diese von den Friedhofsgebühren ausgenommen sein sollen. Detail am Rande: Für Grab, Pflege und Instandhaltung des Ehrengrabs von Schmid fallen für 30 Jahre Kosten von rund 25.500 Euro an.