Brief mit Haarbüschel von Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Lienbacher / Internationale Stiftung Mozarteum
Wolfgang Lienbacher / Internationale Stiftung Mozarteum
Kultur

Sechstes Mozart-Haarbüschel jetzt in Salzburg

Die Internationale Stiftung Mozarteum hat jetzt ein sechstes Haarbüschel Wolfgang Amadeus Mozarts und vier originale Mozart-Dokumente aus drei Generationen erworben. Am Donnerstag wurden sie in Salzburg präsentiert.

Das für die Forscher bedeutendste Stück ist ein Teil eines Briefes, den Wolfgang Amadeus gemeinsam mit seiner Mutter Anna Maria Mozart 1777 an Vater bzw. Ehemann Leopold schrieb. Darin sind die Wünsche des damals 21-jährigen Komponisten zur Bemalung einer Jux-Schießscheibe enthalten: „Ein kleiner Mensch mit lichten Haaren steht gebückt da, und zeigt den blosen Arsch her.“ Eine zweite Figur von mittlerer Größe in rotem Gewand „wird in der Positur vorgestellt wie er den andern just im Arsch leckt“, schrieb Mozart. Beim Bölzlschießen, mit dem sich Mozart und seine Familie gern die Zeit vertrieben, wurde auf eine Scheibe gezielt, auf der oft scherzhafte und derbe Szenen abgebildet waren.

Brief Wolfgang Amadeus Mozart in der Hand eines Archivars
Wolfgang Lienbacher / Internationale Stiftung Mozarteum
Die letzte Seite des Briefes wurde neu erworben

Dieser Teil des Briefes, dessen übrige Seiten bereits seit 1844 im Bestand des Mozarteums sind, stammt den Angaben zufolge aus dem Besitz der Nachfahren des Medaillengraveurs Carl Wilhelm Doell (1787-–1848). Der Verehrer Mozarts hatte das Dokument bei einer Wien-Reise 1844 aus den Händen des Nachlassverwalters des Mozart-Sohnes Franz Xaver erhalten.

Bölzlscheibe von Wolfgang Aamdeus Mozart mit derbem Motiv
Wolfgang Lienbacher / Internationale Stiftung Mozarteum
In dem Brief sind Anweisungen für die Gestaltung dieser Bölzlscheibe enthalten

Sechs von geschätzten zwölf Büscheln bei Mozarteum

Weltweit dürfte es ungefähr zwölf Haarbüschel des Komponisten geben, „fünf waren schon vorher in unserer Sammlung“, sagte Ulrich Leisinger, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung, am Donnerstag bei der Medienpräsentation. Es sei damals üblich gewesen, von Menschen nach dem Tod eine Totenmaske anzufertigen und Haare abzuschneiden. Mozarts Witwe Constanze dürfte die Büschel dann aufgeteilt haben, so Leisinger. Die nun angekauften Haare – wie alle fünf anderen kastanienbraun – hatte Mozarts Sohn Franz Xaver 1839 seinem Freund Aloys Fuchs vermacht, der dem Sohn bei der Ordnung der Originale seines Vaters geholfen hatte.

Zeugnis für 14-jährigen Mozart

Zu den Neuerwerbungen zählt auch die Abschrift eines Zeugnisses, die Mozarts Vater Leopold anfertigte. In dem Zeugnis bescheinigte ein italienischer Musiktheoretiker dem damals 14-jährigen Mozart außerordentliche Fähigkeiten beim Komponieren, dem Spiel auf Klavier und Violine, im Gesang und in der Kunst der Improvisation.

Ein ebenfalls erworbener Brief stammt von Mozarts jüngstem Sohn Franz Xaver Wolfgang, in dem sich dieser beim Graveur Carl Wilhelm Doell aus Karlsruhe für die Gestaltung einer Silbermünze zu Ehren Mozarts im Jahr 1843 bedankt: „Ueber die Aehnlichkeit, kann ich leider aus eigener Erfahrung nicht urtheilen, da ich bey meines Vaters Tode, noch nicht fünf Monate zählte, glaube aber nach den vorhandenen Kupferstichen, daß Sie dieselbe ganz richtig aufgefaßt haben.“

„Niedriger sechsstelliger Betrag“ für Stücke

Alle Stücke kaufte die Stiftung Mozarteum von den Nachfahren des badischen Münzmeisters Doell. Die Familie bot sie nun dem Mozarteum an, die dafür einen niedrigen sechsstelligen Betrag bezahlte, so Leisinger. Stiftungs-Präsident Johannes Honsig-Erlenburg bezeichnete den Zuwachs in der Sammlung heute als „Sternstunde“.

Die Neuerwerbungen sind in den Keller von Mozarts Wohnhaus „gewandert“, wo sich der Tresorraum der Stiftung befindet. Öffentliche Führungen mit der Möglichkeit, diese Originale zu sehen, gibt es im Rahmen der Mozartwoche 2020 (23. Jänner bis 2. Februar).