Blick vom Mönchsberg zum Untersberg
ORF.at/Georg Hummer
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Gericht

Schuldsprüche nach „Sieg Heil“-Rufen

Am Landesgericht Salzburg sind am Mittwoch drei Männer und eine Frau aus Deutschland nach „Sieg Heil“-Rufen auf dem Untersberg wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung zu bedingten Haftstrafen verurteilt worden. Ein fünfter Angeklagter wurde freigesprochen.

Die Angeklagten sollen im April 2017 auf dem Gipfel des Salzburger Hochthrons auf dem Untersberg für ein Foto posiert und dabei laut Zeugen „Sieg Heil“ gerufen und den rechten Arm zum Hitlergruß gehoben haben. Der 56-jährige Hauptangeklagte, der als einziger wegen zwei Verbrechen vor Gericht stand, erhielt unter Einbezug einer später ausgesprochenen Strafe in Deutschland 15 Monate und 15 Tage bedingte Haft. Seine Lebensgefährtin (67) und zwei weitere Angeklagte im Alter von 43 und 58 Jahren wurden zu jeweils zwölf Monaten bedingt verurteilt.

„Damit wurde die Mindeststrafe ausgesprochen“, sagte die vorsitzende Richterin Bettina Maxones-Kurkowski. Bei einem 21-jährigen Beschuldigten hat die Staatsanwaltschaft im Laufe des Verfahrens die Anklage zurückgezogen – was einem Freispruch gleichkommt. Alle Urteile sind bereits rechtskräftig.

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Flugbild: Gerald Lehner
Stadt Salzburg mit Untersberg rechts im Bild

Untersberg als Anziehungspunkt für rechte Esoteriker

Die Deutschen waren Teil einer zwölfköpfigen Gruppe, die sich für zwei Nächte in einer Pension in Grödig (Flachgau) am Fuße des Untersbergs einquartiert hatte. Der Berg gilt nicht nur als mythen- und sagenumwoben, er ist gleichermaßen Anziehungspunkt für rechte Esoteriker. Die Reise nach Salzburg war in einem Internetforum beworben worden, die Teilnehmer sollen sich untereinander offenbar nicht alle gekannt haben. Am 8. April unternahm die Gruppe auf jeden Fall geschlossen einen Ausflug auf den Untersberg.

Dabei stellten sich mehrere Mitglieder im Bereich des Gipfels für ein Foto zusammen. Den Auslöser drückte dabei der 56-Jähriger aus Jena, der die Hand zum „Deutschen Gruß“ erhob und gleichzeitig „Sieg Heil“ rief, worauf es ihm die anderen „wie im Chor“ nachgemacht haben sollen. Zwei im Gipfelbereich anwesende Skitourengeher beobachteten den Vorfall und zeigten die Gruppe noch am selben Tag bei der Polizei an.

Zwei unabhängige Anzeigen bei Polizei eingelangt

Dabei waren die Beamten schon auf der Suche nach den Deutschen, denn eine Mitarbeiterin der Pension hatte auf einem Frühstückstisch drei Bierdeckel mit aufgeklebten Hakenkreuzen entdeckt und ebenfalls die Polizei informiert. Insgesamt mussten sich sieben Mitglieder der Gruppe vor Gericht verantworten, zwei Frauen waren zum Auftakt des Verfahrens am gestrigen Dienstag allerdings nicht erschienen. Sie werden nun gesondert verhandelt.

Beim Heck des Autos des 56-Jährigen fanden Ermittler auch ein „Schwarze Sonne“-Pickerl – ein wichtiges Erkennungssymbol der rechtsesoterischen bis rechtsextremen Szene. Zudem hatte der Thüringer in seinem Pensionszimmer in Grödig klar sichtbar ein in Holz geschnitztes Wappen der „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe“ aufgestellt – das Symbol einer von SS-Führer Heinrich Himmler gegründeten SS-Forschungseinrichtung, die auch im Salzburger „Haus der Natur“ über dessen Gründer Eduard Paul Tratz verankert war. Der nun beschuldigte Thüringer war wegen mehrerer Verstöße gegen das Verbotsgesetz angeklagt.

Junger „Lichtarbeiter“ freigesprochen

Alle Angeklagten hatten sich zum Beginn des Prozesses als nicht schuldig bekannt und überwiegend zu den Vorwürfen geschwiegen. Einzig der jüngste der Beschuldigten, der nun freigesprochene 21-Jährige, hatte ins Treffen geführt, dass er an diesem Tag gar nicht zusammen mit den anderen auf dem Gipfel gestanden sei. Vielmehr habe sein Besuch am Untersberg der „Lichtarbeit“ gedient. Ein Ritual, das positive Energie und Frieden bringen soll, wie er betonte.