Kassierin an Kassa in Supermarkt
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Wirtschaft

Handel: Gewerkschaft droht mit Kampfmaßnahmen

Bei den Kollektivvertragsverhandlungen im Handel spießt es sich: Sollte kein neues Angebot von den Arbeitgebern kommen, werde es Betriebsversammlungen und Streiks geben. Das beschlossen Betriebsräte bei einer Konferenz in Salzburg.

Knapp viereinhalb Prozent mehr Lohn fordert die Gewerkschaft im Handel, 1,9 Prozent plus bieten die Arbeitgeber. Sollte es hier kein neues Angebot geben, werde es Kampfmaßnahmen geben – das wurde Dienstagnachmittag bei einer Konferenz aller Salzburger Handels-Betriebsräte im Salzburger Kolpinghaus in einer Resolution beschlossen.

Ziel: „Gerechter Anteil am wirtschaftlichen Erfolg“

Bei der Gewerkschaftskonferenz war von einer herablassenden und gönnerhaften Haltung der Arbeitgeber die Rede, von steigenden Gewinn-Ausschüttungen in der Branche: „Wie jedes Jahr geht es darum, dass die Beschäftigten im österreichischen, im Salzburger Handel einen gerechten und fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg bekommen“, betonte Gerald Forcher von der Gewerkschaft der Privatangestellten in Salzburg.

Treffen von Handels-Betriebsräten der Gewerkschaft der Privatangestellten
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Bei der Betriebsrätekonferenz wurden Betriebsversammlunge und Streiks beschlossen, sollte es kein neues Angebot geben

Peter Buchmüller, Bundesspartenobmann Handel in der Wirtschaftskammer und Betreiber von zwei Lebensmittelgeschäften in Hof bei Salzburg und in Großgmain (beide Flachgau), sieht das anders: „Es ist so, dass im Handel 40 Prozent aller Handelsunternehmen keine Gewinne schreiben und andere nur 0,9 bis drei Prozent Gewinnmarge haben.“ Insgesamt sind im Handel in Salzburg rund 40.000 Menschen beschäftigt.

Kernforderung: drei freie Tage mehr pro Jahr

Die bei den Metallern ausverhandelten 2,7 Prozent mehr Lohn sind für die Handels-Gewerkschaft kein Richtwert, sagt Arbeitnehmer-Chefverhandlerin Anita Palkovich: „Jeder Kollektivvertrag ist anders, hat unterschiedliche Qualitäten. Für uns ist es wichtig, dass wir Einkommen haben, von denen Menschen auch leben können.“ Mindestens 100 Euro mehr im Monat, 130 Euro Schulstartgeld für jeden Lehrling, und vor allem drei freie Tage pro Jahr zusätzlich – das fordert die Gewerkschaft konkret.

Arbeitgeber-Chefverhandler Buchmüller sagt dazu: „Über die drei freien Tage wollen wir natürlich überhaupt nicht reden. Grundsätzlich gibt es im Handel die 38,5-Stunden-Woche. In anderen Branchen sind es 40 Stunden. Das heißt: Unsere Mitarbeiter arbeite 78 Stunden weniger als in anderen Branchen.“

Schwierige Lohnverhandlungen im Handel

Bei den Kollektivvertrags-Verhandlungen im Handel spießt es sich: Wenn es kein neues Angebot geben, wird es Betriebsversammlungen und Streiks geben – das beschloss die Gewerkschaft am Dienstag.

Die Stimmung in den Unternehmen ist, glaubt man den Betriebsräten, nicht gut. Die Zeichen stehen auf Protest ab der nächsten Woche: „Die Aussage ‚Teilzeitkräfte im Handel haben keinen Stress‘ – das spricht für sich“, sagt Sabine Eiblmaier, Zentralbetriebsratsvorsitzende bei Interspar.

Betriebsversammlungen „jucken mich ganz, ganz wenig“

Doch Arbeitgeber-Chefverhandler Buchmüller gibt sich gelassen: „Ob jetzt Betriebsversammlungen sind oder nicht, juckt mich ganz, ganz wenig. Auch wenn Streiks kommen, würden wir das überstehen müssen. Denn diese Forderungen sind für den Handel nicht erfüllbar.“ Nächste Woche wird in Wien weiterverhandelt. Die Zuversicht, dass man zu einer Einigung kommt, ist auf beiden Seiten nicht gerade groß.