Religion

Weniger Kirchenaustritte bei Evangelischen

Die Diözese Salzburg-Tirol der evangelisch-lutherischen Kirche hat im vergangenen Jahr rund 500 Mitglieder verloren und 90 dazugewonnen. Es gibt weniger Austritte als in früheren Jahren. Donnerstag war Reformationstag, der an den deutschen Kirchenreformer Martin Luther erinnert.

In der Diözese Salzburg-Tirol der lutherischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses gibt es insgesamt 27.000 Gläubige, die kleinste Gemeinschaft österreichweit. Die Zahl der evangelischen Kirchenaustritte in dieser Diözese ist hier 2018 um elf Prozent gesunken, die Zahl der Eintritte dagegen anteilsmäßig stark gestiegen. Das Plus von 38 Prozent entspricht aber in absoluten Zahlen nur 90 Personen.

Ein statistischer Vergleich mit der katholischen Erzdiözese Salzburg ist schwierig. Dort sind im Vergleichszeitraum 5.000 Gläubige ausgetreten, wobei die Gesamtzahl der Kirchenmitglieder bei den Katholiken um ein Vielfaches größer ist.

Martin Luther der Reformator
Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren von 1529 / The Bridgeman Art Library
Martin Luther (1483-1546), dessen theologisches Werk im Spannungsfeld zur katholischen Macht später auch die Weltgeschichte umkrempelte – erstmals im Dreißigjährigen Krieg zwischen Europas politischen Machtblöcken.

Evangelische Zentren in Salzburgs Bergen

Als evangelische Zentren in Salzburg gelten Bad Gastein, Bad Hofgastein, Radstadt (alle Pongau), Zell am See, Saalfelden (beide Pinzgau), Hallein (Tennengau) und die Stadt Salzburg. Sie haben eigene Pfarrgemeinden mit zum Teil sehr langen historischen Wurzeln.

Im Gasteiner Tal hat – ähnlich wie in der obersteirischen Ramsau am Dachstein und Gosau im benachbarten Oberösterreich – die vergleichsweise abgeschiedene Lage dazu beigetragen, dass die katholische Gegenreformation weniger stark gegriffen hat als im Rest des Landes. In Gastein kam seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch der starke Einfluss von protestantischen Kurgästen, Reisenden und Sponsoren aus dem Norden Deutschlands dazu.

Mehr als 200 Jahre früher hatte die große Tragödie des Salzburger Luthertums stattgefunden: Die großteils evangelische Landbevölkerung des katholischen Fürstentums wurde 1731 vom damaligen Erzbischof aus ihrer Heimat vertrieben. Die Salzburger Bergknappen, Bauern, Mägde und Knechte fanden Aufnahme in Ostpreußen, im Baltikum und in Nordamerika, wo es bis heute historische Spuren, Traditionen und Nachfahren von ihnen gibt.

Luthers 95 Thesen gegen das Papsttum

Der Reformationstag am 31. Oktober erinnert bei den Evangelischen an ihren Kirchengründer Martin Luther. Er hat am 31. Oktober 1517 ein Papier mit 95 Thesen für eine Reform der katholischen Kirche beim Portal der Schlosskirche in Wittenberg (heutiges Sachsen-Anhalt) befestigt. Der genaue Ablauf und das Datum sind bei Historikern mittlerweile umstritten. Luther kritisierte als Theologe vor allem das korrupte Papsttum und den Ablasshandel, bei dem man sich mit viel Geld für den Bau des Petersdoms in Rom von seinen Sünden freikaufen konnte.

300.000 Evangelische bundesweit

In ganz Österreich gibt es heute etwa 300.000 Evangelische des Augsburgischen Bekenntnisses. Dazu kommt eine viel kleinere Minderheit von Protestanten des Helvetischen Bekenntnisses, die sich auf den Schweizer Reformator Ulrich Zwingli berufen.

Jörg Eisenberger, Gerald Lehner – salzburg.ORF.at

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