Heinz Schaden mit ORF Mikrofon
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Swap-Prozess: „Da muss ich durch – so oder so“

„Da muss ich durch – so oder so“: Das sagt Salzburgs Ex-Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) eine Woche vor der Höchstgerichts-Entscheidung im Swap-Prozess. Er gab am Mittwoch das erste Fernsehinterview seit seiner Verurteilung im Juli 2017.

Heinz Schaden war fast 19 Jahre lang Bürgermeister von Salzburg – und genoss den Ruf eines Fast-Alleinherrschers. Doch wegen der Übergabe von Swap-Geschäften, die damals mit Millionensummen im Minus waren, von der Stadt auf das Land Salzburg wurde Schaden im Juli 2017 zu drei Jahren teilbedingter Haft verurteilt. Kommende Woche entscheidet das Höchstgericht über die Nichtigkeitsbeschwerde in diesem Fall. Am Mittwoch stellte sich Schaden erstmals seit der Verurteilung einem „Salzburg heute“-Interview. Das Gespräch mit ihm führte Karl Kern.

ORF Salzburg: Herr Dr. Schaden, es sind jetzt gut zwei Jahre seit diesem Urteil vergangen. Was haben diese zwei Jahre mit Ihnen persönlich gemacht?

Heinz Schaden: Natürlich ist das eine schwierige Zeit. Aber ich habe zum Glück die Unterstützung vieler Menschen, die mich nie gewählt haben – das sagen sie mir so – und bei denen möchte ich mich ausdrücklich bedanken.

Schaden: Erstes Interview nach Verurteilung

Zum ersten Mal seit seiner Verurteilung im Swap-Prozess im Juli 2017 hat Salzburgs Ex-Bürgermeister Heinz Schaden am Mittwoch ein Fernsehinterview gegeben. Karl Kern hat mit ihm gesprochen.

ORF: Das heißt: Die Zahl Ihrer Freunde ist gestiegen?

Schaden: Ich habe das Gefühl, die Leute stehen hinter mir und verstehen das Urteil natürlich nicht. Und dafür möchte ich mich wirklich bedanken.

ORF: Sie haben jetzt auch gut zwei Jahre Zeit gehabt, selber nachzudenken. Ist in irgendeiner Form ein Schuldbewusstsein in diesen zwei Jahren aufgetaucht? Oder würden Sie’s genauso wieder machen?

Schaden: Man kann immer sagen: Man ist nachher gescheiter. Aber wenn Sie die Umstände damals bedenken, dass das Land (Salzburg – Anm.) ja ein Riesen-Portfolio draußen hatte und etwas nervös war, dass sich die Stadt (Salzburg – Anm.) von dem kleinen Portfolio trennen will, und dann einfach gesagt hat: Ja, dann gebt es uns halt – das war die naheliegendste Variante. Das Gegenteil wäre gewesen, dass man sofort Verluste realisiert hätte. Interessant, dass viele dieser Papiere zum Schluss im Positiven waren.

ORF: Wenn das Urteil am Mittwoch bestätigt oder vielleicht sogar verschärft wird, droht Ihnen der persönliche Bankrott – wird zumindest überall geschrieben und gesagt. Ist das richtig und wie gehen Sie damit um?

Schaden: Das ist auch eine persönliche Sorge von mir, sage ich ganz offen. Ich kann mich auch nicht auf irgendwelche Erbonkel oder so etwas ausreden und sagen: Der hilft mir dann schon. Da muss ich durch – so oder so.

ORF: Wie stark emotionalisiert sind Sie? Sie wirken äußerlich gefasst, ich kenne Sie jetzt schon sehr lange. Aber wie gehen die Emotionen da mit Ihnen um?

Schaden: Eigentlich geht’s mir gut. Das klingt jetzt schon fast ein bisschen unwahrscheinlich angesichts der Umstände. Aber noch einmal: Dieser öffentliche Zuspruch, den ich in den letzten beiden Jahren erlebe – und zwar tagtäglich – und für den ich Danke sage, der richtet mich auf.

ORF: Ist das für Sie irgendwo eine Ironie des Schicksals, dass im Finanzskandal des Landes ausgerechnet der langjährige Bürgermeister der Stadt Salzburg der Politiker mit der Höchststrafe ist?

Schaden: Ich will jetzt nicht über die Kollegen vom Land reden. Natürlich ist es eine Ironie des Schicksals. Die Stadt ist finanziell bestens aufgestellt. Vom Land rede ich jetzt nicht. Es ist so.

ORF: Wie geht’s Ihnen jetzt, wenn vielleicht von der Ära Heinz Schaden in der Erinnerung der Menschen der Swap-Prozess überbleibt?

Schaden: Ich hoffe, es bleiben noch ein paar andere Dinge über. Schön wär’s, wenn der Mensch Heinz Schaden überbleibt.

ORF: Würden Sie wieder in die Politik gehen?

Schaden: Dazu bin ich zu alt. Sicher nicht.

ORF: Jetzt nicht mehr. Aber würden Sie aus der heutigen Sicht mit dem Wissen von heute wie im Jahr 1992 wieder Vizebürgermeister der Stadt Salzburg werden – und dann Bürgermeister?

Schaden: Ich formuliere es anders herum: Trotz dieser ganzen Schwierigkeiten und trotz dieser Belastung: Ich möchte die Jahre in der Kommunalpolitik – also in der Stadt Salzburg – nicht missen. So eine Erfahrung kann man kaum machen. Noch dazu in so einer Stadt.

ORF: Dann danke ich für’s Gespräch.