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Schwieriger Verzicht aufs Auto für Senioren

Gerade für Senioren kann der Alltag auf dem Land mühsam werden, wenn sie nicht mehr mobil sind. Wann es an der Zeit ist, aus Gesundheitsgründen das eigene Auto stehen zu lassen, ist dann oft eine schwierige Frage. Deswegen haben Gemeinden im Land Salzburg Ruftaxis im Einsatz – um einen Euro bringen sie ältere Menschen an ihr Wunschziel.

Martha Jäger aus Kaprun (Pinzgau) nutzt das Seniorentaxi bereits, für einen Euro hin und einen Euro für die Rückfahrt bringt es sie zur Therapie und zum Einkaufen. „Ich bin froh, dass es so ein Taxi gibt, weil es sonst zu weit wäre. Ich müsste sonst ins Dorf ziehen und das geht nicht“, so die Pensionistin.

Erster Anruf ist der Schwierigste

Der Verein „60+mobil“ formierte sich aus aktiven Gemeindemitgliedern, die seit sechs Monaten als Fahrer und Koordinatoren das Projekt aufbauen. Das Service steht allen Kapruner Senioren zur Verfügung. „Jene, die das zum ersten Mal nutzen sind begeistert und bleiben dabei. Aber der Schritt, dort anzurufen, ist nicht so einfach“, erklärte der Gründer des Vereins, Markus Kaufmann. Deswegen sei es wichtig, dass Kinder oder Enkelkinder die älteren Menschen dafür motivieren.

Auto stehen lassen

Viele fragen sich, wann es an der Zeit ist, aus Gesundheitsgründen den eigenen Wagen stehen zu lassen. Viele Senioren tun sich mit dieser Entscheidung schwer.

Pensionistenverband: „Nicht eine Gruppe herausnehmen“

Ähnliche Initiativen von Gemeinden gibt es auch in Bischofshofen (Pongau), Faistenau (Flachgau), Wals (Flachgau) und ab Oktober in Hallein (Tennengau). Das sind Konzepte für selbstbestimmte Mobilität im Alter – bevor etwas passiert. Denn in den meisten EU-Ländern gibt es ab einem bestimmten Alter Tauglichkeits-Tests für Führerschein-Besitzer. In Österreich gibt es das nicht.

„Ich glaube nicht, dass man eine Gruppe herausnehmen soll und dann sagen – ab 70 muss man eine Überprüfung machen. Denn ich kenne im Bekanntenkreis viele, die mit 75 noch bergsteigen und gut beinander sind und 18-jährige Autolenker, die sehr unvernünftig fahren“, meinte Walter Blachfellner, Präsident des Salzburger Pensionistenverbandes.

Selbsteinschätzung und Alternativen wichtig

Wann ist es also an der Zeit – freiwillig auf das Autofahren zu verzichten? Meist ist es die Familie, die aktiv werden muss, damit Menschen nach einem Schlaganfall oder einer Augenerkrankung ihre Fahrtüchtigkeit überdenken.

Das bestätigte auch der Verein „Club Mobil“, der seit über zwanzig Jahren freiwillige Fahrtauglichkeitstests durchführt. „Wenn wir zurückkommen, dann müssen sie sich selbst bewerten. Aus diesen 12.000 Personen war bislang ein Einziger dabei, der danach gesagt hat – ich kann wirklich nicht mehr fahren. Alle anderen haben sich selbst positiv bewertet“, so Edith Grünseis-Pacher, Fahrsicherheitsexpertin von „Club Mobil“. Wichtig sei eine ehrliche Selbsteinschätzung und Mobilitätsalternativen – wie Öffentlicher Verkehr oder Spezialangebote für Senioren.

Tödlicher Unfall in Salzburg-Gneis

Ende August wurde bei einem Unfall mit einem 90-jährigen Autolenker ein Kind getötet und eine Frau schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Mann nicht mehr fahrtauglich war und ermittelt unter anderem wegen des Verdachts grob fahrlässiger Tötung – mehr dazu in: Tödlicher Unfall: Lenker nicht vernehmungsfähig (salzburg.ORF.at; 29.8.2019).