Im vergangenen, harten, schnee- und sturmreichen Winter habe sich die neue und nunmehr wetterfeste Verbindung zwischen Berg und Tal schon bewährt, sagt Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Vor seiner Übersiedlung nach Wien war er viele Jahre als Leiter der Salzburger Wetterdienststelle für die Station auf dem Sonnblick direkt zuständig. Die Projektierung der neuen Bahn fiel auch noch in diese Zeit. Oberster Chef da oben ist der gebürtige Tiroler noch immer, während seine Kollegin Elke Ludewig die Station seit einigen Jahren wissenschaftlich und organisatorisch leitet.
Ersatz für sturmanfälliges „Kisterl“
Die neue Bahn hat vier Millionen Euro gekostet. Sie ist technisch eine Sonderanfertigung, hat nur eine Stütze und überwindet auf einer relativ kurzen Horizontaldistanz über eine sehr steile Streckenführung mehr als 1.300 Höhenmeter. Die Kabine wird über zwei parallel geführte Tragseile (und ein Zugseil) seitlich sehr stabilisiert und kann vom Wind kaum noch in gefährliche Schwingungen versetzt werden.
Die Anlage ersetzt das mehr als 60 Jahre alte „Kisterl“, eine sehr sturmanfällige und ausgesetzte Materialseilbahn, mit der bisher das Observatorium versorgt wurde. Auch das Personal benutzte die alte Bahn – gelegentlich mit mulmigem Gefühl, wenn Windböen, Schneesturm und Eisbildung auf dem Tragseil die Reise abenteuerlich machten. Die topografisch auf der Nordseite des Massivs sehr ausgesetzte, steile und gefährliche Umgebung machte über viele Jahrzehnte die Versorgung der Wetterstation in so größer Seehöhe nicht gerade einfach. Das Terrain zeigt auch unsere Bildergalerie ein wenig:
Chefin erleichtert
Die starke Windanfälligkeit der alten Bahn ließ ihren Betrieb nur zu, wenn es keine Windböen gab, die schneller als 30 km/h waren: „Dadurch kam es immer wieder zu Stehzeiten, was für die vielen nationalen und internationalen Forschungsprojekte auf dem Sonnblick oft organisatorische Probleme verursachte", sagt Elke Ludewig von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Sie leitet nun das Sonnblick-Observatorium leitet: „Die Erneuerung war aber auch eine Sicherheitsangelegenheit. Ich trage die Personalverantwortung für das Observatorium, das rund um die Uhr besetzt ist. Hier muss gewährleistet sein, dass unsere Angestellten und die Forschungsgruppen jederzeit medizinisch und bergrettungstechnisch versorgt werden können. Dies funktioniert nun mit der neuen Seilbahn."
Zahlreiche Unterstützer und Förderer
Die neue Seilbahn wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Salzburgs Landesregierung, Sonnblick Verein, Alpenverein, Nationalpark Hohe Tauern, Naturfreunden und weiteren Förderern und Spendern finanziert und unterstützt. Ende November luden der Sonnblick Verein und die ZAMG den damaligen Wissenschaftsminister Werner Faßmann, Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer und seinen Amtsvorgänger Franz Schausberger (alle ÖVP) zu einer ersten Fahrt auf den Sonnblick ein, um die fertige Seilbahn vorzuführen. Alle Politiker hatten sich um den Ausbau bemüht.
Nur für Station und Hüttenversorgung
Die neue Seilbahn ist ausschließlich für die Versorgung der Wetterstation und des benachbarten Zittelhauses des Alpenvereins vorgesehen – und nicht für den Publikumsbetrieb. Der Rauriser Sonnblick muss auch weiterhin zu Fuß bestiegen werden. Als Dreitausender ist er in Sommer und Winter nur Erfahrenen, Ausdauernden und Fortgeschrittenen vorbehalten. Anfänger sollten sich ohne staatlich geprüften Berg- und Skiführer da nicht hinauf wagen.
Gerald Lehner, salzburg.ORF.at