ÖBB Westbahnstrecke bei Köstendorf am Wallersee (Flachgau) im Sommer
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Politik

Hochleistungsbahn: Neuer Widerstand gegen Pläne

Beim Bau des Tunnels für die Hochgeschwindigkeitsbahn im Flachgau müssten die ÖBB mehr auf Wünsche und Anliegen der Gemeinden Rücksicht nehmen. Diese Kritik kommt aus dem Gebiet um den Wallersee, vor allem aus Köstendorf (Flachgau).

Der Verkehr für die Großbaustelle, mit der 2026 begonnen werden soll, müsse vor allem mit Güterzügen und nicht mit Lkws abgewickelt werden, fordern die Köstendorfer.

„ÖBB sollen Pläne nachbessern, mehr Zugtransporte“

Die ÖBB müssten das Umweltprüfverfahren für den mehr als 20 Kilometer langen Hochleistungstunnel von Köstendorf bis Salzburg-Kasern noch einmal aufschieben und ihre Pläne verbessern, forderten Bürgermeister aus Köstendorf, Seekirchen und Schleedorf. Sie wollen erreichen, dass große Teile des Baumaterials und Aushubs mit Zügen abtransportiert werden. Das soll Hunderttausende Lastwagenfuhren einsparen.

Visualisierung des Tunnel Neubauprojekts in Köstendorf für Hochleistungsbahn im Flachgau
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Die Tunnelbaustelle soll per Gleis angebunden werden, fordern die Anrainer

Bürgermeister „stinksauer“ über mangelnde Information

Denn die ÖBB hätten von sich aus nicht gesagt, dass schon zur Einrichtung der Baustelle sehr viel Material antransportiert werden muss. Erst beim Studium der mehr als 5.000 Seiten Umweltprüfunterlagen „sind wir draufgekommen, dass mehr als 950.000 Kubikmeter Material über Eugendorf, Seekirchen zum Tannberg (bei Köstendorf, Anm.) gebracht werden, um die dort geplante Deponie (für den Tunnelaushub, Anm.) überhaupt errichten zu können“, ärgerte sich der Köstendorfer Bürgermeister Wolfgang Wagner (ÖVP). „Dann kann man dort zwei Millionen Kubikmeter per Förderband hinfahren. Da bin ich sowas von stinksauer, dass man uns das nicht vorher im Detail gesagt hat.“

Denn schon bei der Einrichtung der Baustelle seien im Schnitt 500 bis 600 Lastwagenfuhren täglich zu erwarten, sagten die Bürgermeister der Region. Das werde den Verkehrskollaps im Flachgau bringen, sagte der Seekirchner Ortschef Konrad Pieringer (ÖVP): „Das würde Auswirkungen haben – speziell in Richtung Autobahnauffahrt Eugendorf. Und damit habe ich Auswirkungen im halben Flachgau, weil das würde auch zu Stau auf sämtlichen Zufahrten führen.“

ÖBB-Tunnel: Orte fordern mehr Rücksicht

Beim geplanten Bau eines Hochleistungsbahntunnels im Flachgau müsse mehr Rücksicht auf die Bewohner im Baustellenbereich genommen werden – das fordern Anrainergemeinden.

Überregionale Bürgerinitiative geplant

Köstendorf will nun eine überregionale Bürgerinitiative für diese Forderungen gründen. Sie haben Helmut Retzl aus Linz engagiert. Er sagte, er kenne sich bei der Bürgerbeteiligung besonders gut aus: „Wenn man nicht entsprechend mit einbezogen ist, dann ist der Widerstand legitimes Recht der Bewohner. Mein Ziel ist nicht, den Widerstand aufzubauen. Sondern im Konsens mit den ÖBB bestens die Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen.“

Baustellenverkehr per Schiene gefordert

Hauptforderung der Flachgauer Bürgermeister: Die ÖBB sollten zuerst die Baustelle mit zwei Gleisen erschließen – und dann möglichst viel Material mit Zügen herbringen und abstransportieren. Für Köstendorfs Bürgermeister Wagner ist es „durchaus möglich, die Anbindung von der Bestandsschiene zur Neubauschiene zuerst zu errichten und die Neubaustrecke bis zum Tunnel zu ziehen. Dann könnte man über zwei Schienen alles abtransportieren.“

Diese Möglichkeit habe die Bahn in der Planungen geprüft und verworfen, sagte ÖBB-Sprecher Robert Mosser. Denn zum einen sei die Westbahnstrecke schon jetzt sehr stark vom Zugsverkehr ausgelastet. Und zum anderen müsste für den Transport von Schotter, Aushub und anderem Material an der Stelle „ein Güterbahnhof errichtet werden, wo die Kapazitäten für die Züge geschaffen werden müssen“ – sprich: Abstellgleise und Zwischenlagerflächen.

ÖBB: „Angegebene Zahlen sind Maximalwerte“

Im gerade laufenden Umweltprüfverfahren, in dem ab 24. Juni die Planungsunterlagen aufgelegt werden, wollten die ÖBB aber alles tun, um die Verkehrsbelastung während der Bauarbeiten so gering wie möglich zu halten, betonte Mosser: „Wir haben bei der Umweltverträglichkeitsprüfung eine Maximalvariante eingereicht, um später nicht nachbessern oder vergrößern zu müssen. Wir sind jetzt in den nächsten Verfahren bestrebt, die Verkehrszahlen, diese Materialzahlen zu minimieren.“

Die Bundesbahnen setzten auch auf Dialog, ergänzte Mosser: „Wir haben in den Gemeinden schon im Vorjahr große Informationsveranstaltungen gemacht über die Lkw- und Transportzahlen.“