Für ein paar Bröckchen Brot, vom Steg über die Salzach in die Luft geworfen, zeigen die Möwen ihr ganzes fliegerisches Können und lassen sich auch bereitwillig fotografieren. Farbige Ringe mit Codierung am Fuß so mancher Möwe führen dabei, nach kurzer Internet-Recherche, etwa zu einer Beringungsstation in Prag. In vielen Ländern Osteuropas ist das Vögelberingen neben dem wissenschaftlichen Interesse auch ein regelrechter Volkssport, sagt der Leiter des Vogelberingungszentrums im Tschechischen Nationalmuseum, Jaroslav Cepak.
Lachmöwen legen hunderte Flugkilometer zurück
„Die Vögel werden mit Brot angelockt und mit bloßen Händen gefangen. Allein in Tschechien beringen 400 registrierte Freiwillige pro Jahr 250.000 Vögel. Die Sichtungen markierter Vögel werden wissenschaftlich ausgewertet und geben wertvolle Aufschlüsse über die Lebensweise und Flugrouten der Tiere“, sagt Cepak.
In Salzburg beteiligen sich dutzende Freiwillige an den internationalen Forschungsprogrammen, sagt Ornithologe Jakob Pöhacker vom Haus der Natur. Der harte Kern sind bis zu 50 Beobachter, mehrere hundert Freiwillige engagieren sich sporadisch.
Dutzende Freiwillige liefern wichtige Beobachtungsdaten
Designstudentin Paula Wegenschimmel und Biologiestudent Florian Billinger sind dabei zwei der Freiwilligen, die ihre Freizeit der Vogelbeobachtung widmen. „Wenn man bei den Lachmöwen gezielt sucht, findet man regelmäßig beringte Vögel. Es ist wichtig, dass man genau schaut und eventuell ein Foto macht, damit man das Ablesen kann. Mein Vater ist leidenschaftlicher Ornithologe und hat mich geprägt, jetzt bin ich auch drin, das Ganze ist ultraspannend, fast wie eine Sucht“, schwärmt Billinger.
„Man wird zum genauen, ruhigen Beobachten veranlasst, es ist ein sehr schönes Hobby“, sagt Ornithologin Christine Medicus, man trägt aber auch wertvolle Informationen für die Wissenschaft bei. Vorkenntnisse muss aber keiner mitbringen, im Haus der Natur werden Interessenten jederzeit gerne in die Geheimnisse der Vogelbeobachtung eingeweiht, sagt Vogelkundler Pöhacker.
Forschungsergebnisse werden zum Vogelschutz genutzt
Das durch die Beobachtungen gewonnene Wissen trägt auch entscheidend dazu bei, die Vögel zu schützen, ergänzt Ornithologin Hemma Gressel vom Verein BirdLife Salzburg. Die Salzachsandbänke sind jedenfalls seit Beginn der heimischen Möwenforschung, 1890, jährlich für zehntausende Lachmöwen die wichtigsten Schlafplätze im Salzburger Winterquartier.
Möwenforschung in Salzburg
Die Möwen in Salzburg sind auf der Durchreise und stammen meist aus Osteuropa oder aus dem Baltikum. Herkunft, Flugrouten und Verhaltensweisen der Möwen sind dabei durchaus gut dokumentiert.