„Euthanasie“-Mahnmal repariert

Die Stadt Salzburg hat Mittwoch das im Mai von mutmaßlichen Nazis zerstörte „Euthanasie“-Denkmal mit einem Festakt wieder seiner Bestimmung übergeben. Es erinnert an die Ermordung von Hunderten Behinderten und Kranken durch das NS-Regime.

Euthanasie-Mahnmal repariert und neu eingeweiht

Stadt Salzburg / Doris Wild

Vertreter aller im Salzburger Stadtparlament vertretenen Parteien waren beim Festakt anwesend

Neu ist auch: Die gesamte Anlage im Kurgarten beim Schloss Mirabell wird nun mit einer Video-Kamera rund um die Uhr überwacht. Und das ist nicht die einzige Sicherungsmaßnahme.

Neue Liste mit Namen der Opfer

Das Mahnmal wurde um 15.000 Euro nicht nur wiedererrichtet - sondern nun auch mit 325 Namen von Opfern versehen. Klare Worte fand Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ):

„Wir nehmen diesen Akt der mutwilligen Zerstörung nicht hin. Das war eine Serie widerlicher Vorfälle: am Kommunalfriedhof, bei den Stolpersteinen, beim Mahnmal, mit vielen Schmierereien. Wir halten dagegen, so gut wir können. Gegen Unbelehrbare, Verblendete und Unwissende.“

Forschung über Morde nicht abgeschlossen

Auf Bodenplatten rund um die Stele wurden die Namen jener 325 Opfer eingemeißelt, die bekannt sind. Bewusst gesetzte Leerstellen zeigen, dass die Erforschung dieser Verbrechen nicht abgeschlossen ist. Die Zerstörung und Wiedererrichtung des Mahnmals wurde mit der Jahreszahl 2014 auf dem Glaskörper deutlich gemacht.

Hunderte in Hartheim vergast

In seiner Gedenkrede erinnerte Florian Schwanninger vom „Lehr- und Gedenkort Schloss Hartheim“ an die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Mitte April 1941 seien im Rahmen der Aktion „T 4“ 180 behinderte und psychisch kranke Menschen aus der Salzburger Landesnervenklinik zur Tötung nach Hartheim gebracht worden. Später kamen Salzburger Kinder vom „Spiegelgrund“ in Wien und schließlich auch 183 Personen aus Schernberg/Schwarzach im Pongau dazu.

Tote aus der Anonymität holen

Insgesamt seien in der Mord-Anstalt 18.000 „unnütze Esser“ bzw. „Ballast-Existenzen“, so der Nazi-Jargon, aus dem gesamten Reich umgebracht worden. „Es ist wichtig, dass diese Menschen nicht länger anonym bleiben. In Salzburg geben Sie ihnen mit dem Mahnmal einen Platz in der lokalen Erinnerungskultur“, sagte Schwanninger.

Unbekannte Täter - laut Ermittlern mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der rechtsradikalen Szene - hatten Mitte Mai die Glasfläche der Stele vermutlich mit einer Spitzhacke eingeschlagen. Das Landesamt Verfassungsschutz und die Tatortgruppe der Polizei haben Ermittlungen aufgenommen, der oder die Täter konnten bisher aber nicht ausgeforscht werden.

Neues Video

Das Informationszentrum der Stadt Salzburg hat zur neuerlichen Einweihung ein Video produziert.

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