40 Stolpersteine für Halleins NS-Opfer

Auch in Hallein (Tennengau) gibt es mittlerweile ein überparteiliches Personenkomitee, das mit „Stolpersteinen“ im Straßenbelag vor Wohnhäusern an Stadtbürger erinnert, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Anna Sagl Stolpersteine in Hallein Geschichte

Personenkomittee Stolpersteine in Hallein

Sagl und ihr Ehemann

Insgesamt sind nach aktuellem Stand der historischen Forschung 40 Frauen und Männer aus Hallein bekannt, die während der NS-Zeit zwischen 1938 und 1945 in Konzentrations- und Vernichtsungslagern, Anstalten für die „Euthanasie“ von Behinderten und in Gefängnissen ermordet wurden.

„Das sind viel mehr Menschen, als man Zeit in der Region vermutet hat“, sagt Walter Reschreiter vom Halleiner Personenkomitee „Stolpersteine“.

Zuletzt verlegt: Stolperstein für Anna Sagl

Anna Sagl Stolpersteine in Hallein Geschichte

Personenkomittee Stolpersteine in Hallein

Im kommenden Frühling 2014 planen die Halleiner die nächsten Verlegungen von „Stolpersteinen“ mit dem deutschen Künstler Gunter Demnig, der diese Initiative in Deutschland und Österreich ins Leben gerufen hat.

Anna Sagl in Hartheim vergast

Die letzte Verlegung gab es 2013 am 20. April zur Erinnerung an den letzten frei gewählten Wohnort der Halleinerin Anna Sagl vor dem Haus Nr. 2 in der Postgasse.

Sagl stammte aus Oberösterreich und war Jahrgang 1908. Die Familie übersiedelte nach Hallein, hier heiratete sie 1927 und brachte wenig später ihren Sohn Franz zur Welt. Ihr Mann kämpfte später im Spanischen Bürgerkrieg gegen spanische Faschisten und deutsche Nationalsozialisten und flüchtete 1934 während des Bürgerkrieges im Austrofaschismus in die Sowjetunion, ließ Frau und Kind in Hallein zurück. Anna Sagl wurde in den folgenden Jahren immer depressiver und dann als geisteskrank eingestuft. Nach verschiedenen Aufenthalten in Anstalten - unter anderem auch in Linz-Niedernhart.

Von Salzburger Nazi-Arzt „erbbiologisch erfasst“

Nach der Rückkehr nach Hallein wurde Anna Sagl im Dezember 1940 vom Leiter der erbbiologischen Abteilung im Salzburger Landesspital, Dr. Heinrich Wolfer, einem fanatischen Nationalsozialisten und Befürworter der Ermordung Behinderter, unter der Diagnose „erbliche Fallsucht“ - wie es hieß - „erbbiologisch" erfasst“ - obwohl Epilepsie in ihrer Familie nicht weiter aufgetreten war.

Massenmorde in Hartheim bei Linz

Am 16. April 1941 musste Anna Sagl gemeinsam mit 67 weiteren Patientinnen der Frauenabteilung in einen der grauen Busse einsteigen, der sie in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim bei Linz brachte, wo die Frauen vergast wurden. Insgesamt wird die Anzahl der im Schloss Hartheim Ermordeten auf mehr als 30.000 geschätzt. Unter den Ermordeten waren in erster Linie psychisch kranke und behinderte Menschen, Häftlinge aus Konzentrationslagern und ausländische Zivilarbeiter. Die Morde erfolgten mit dem farb-, geruchs-, geschmacklosen und giftigen Kohlenmonoxid.

Links: