Fußballmeister vor dem Umbruch

Fußballmeister FC Red Bull zieht am Ende der Herbstsaison eine durchwachsene Bilanz. Nach dem 2:0 Heimsieg gegen Rapid am Sonntag stehen die Salzburger zwar an der Tabellenspitze der Bundesliga, aber der Blick auf die Tabelle ist trügerisch.

Der erfolgreichste heimische Club der letzten Jahre steht wieder einmal vor einem Umbruch. Der Auslöser ist aber nicht die vorzeitige Trennung von Peter Zeidler, sondern bereits im Sommer zu suchen, als viele wichtige Spieler von Salzburg nach Leipzig umdirigiert wurden und sich dann auch Meistertrainer Adi Hütter verabschiedete. Nachfolger Peter Zeidler hatte zum Saisonstart mit vielen verletzten Spielern zu kämpfen und traf auch einige unglückliche Entscheidungen.

Häufige Ablösen und taktische Fehler

Das begann bei den Torhütern wo zuerst Cican Stankovic das Vertrauen erhielt, dann aber nach der dritten Runde durch Alexander Walke abgelöst wurde. Dazu gehörten aber auch taktische Fehler in den wichtigen internationalen Spielen gegen Malmö oder Minsk. Die Folgen waren nicht nur das sportliche Aus im Europacup, sondern vor allem auch interner Ärger in der Mannschaft.

Martin Hinteregger im Dress von Red Bull Salzburg

APA/Krugfoto

Martin Hinteregger legte sich mit dem Trainer an

Kapitän Jonatan Soriano wollte plötzlich weg und Martin Hinteregger boykottierte den Trainer. Der Verein veröffentlichte eine Erklärung, dass alles wieder gut sei, zwei Tage später legte Martin Hinteregger gegen den Trainer wieder nach, um dann wieder ein paar Tage später die Nacht zum Tag zu machen und erneut aus dem Kader zu fliegen.

Trainer nach Schmährufen und Pfiffen ausgewechselt

Alles in allem ergibt das ein trauriges Bild, das beim Heimspiel gegen den RZ Pellets WAC aus Wolfsberg (Kärnten) mit Schmährufen und Pfiffen von den fast leeren Rängen im Stadion Klessheim komplett war. Das veranlasste Red Bull Chef Dietrich Mateschitz und seine Fußballfachleute dazu, die Notbremse zu ziehen und den Trainer auszutauschen. Wieder einmal muss ein neuer Trainer her, wieder einmal wird es ein neues Konzept geben, wieder einmal muss dieser Trainer den Spagat zwischen Red Bull-Anspruch und Bundesliga-Wirklichkeit schaffen.

Zeidler von Red Bull rausgeworfen Rausschmiss

ORF

Peter Zeidler musste nach dem Spiel gegen den WAC gehen

Neuer Trainer holt den Titel „Winterkönig“

Der neue Trainer Thomas Letsch absolvierte die letzten beiden Spiele mit dem FC Red Bull absolviert und brachte den Titelverteidiger wieder auf Platz 1. „Winterkönig“ heißt das im Fachjargon.

Der 47-jährige hat die Mannschaft gegen Rapid zwar gut eingestellt und seinen Auftrag erfüllt, ob er aber auch bis Saisonende vom Verein das Vertrauen bekommt ist offen: „ Die Frage stellt sich für mich momentan nicht. Es ging ganz klar um die beiden vergangenen Spiele. Wir haben geholt was wir wollten. Mit Platz Eins können wir gut leben und alles andere ist momentan uninteressant“, sagt Letsch. Der deutsche Fußballtrainer verfügt seit kurzem über die UEFA Pro-Lizenz und erfüllt zumindest theoretisch die Anforderungen für einen Bundesligatrainer.

Eine mögliche Variante ist, dass sich Thomas Letsch und Rene Aufhauser im Fußballfrühjahr wieder in der „Erste Liga“ beim FC Liefering einfinden werden. Die Spieler beim Meister könnten aber mit dem Interimstrainer leben, bestätigt etwa Verteidiger und Routinier Christian Schwegler: Er hat die Mannschaft sehr gut eingestellt. Aber das entscheiden nicht die Spieler sondern der Verein“.

FC Red Bull Salzburg beim Training

ORF

Am 7.Jänner 2016 beginnen die Spieler des FC Red Bull mit dem Training für die kommende Saison

Harte Konkurrenten: Austria und Rapid

Die zweite Jahreshälfte hat für die Fans vieles zerstört, das sich der FC Red Bull in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Trainer Thomas Letsch sieht es weniger dramatisch und traut „seiner“ Mannschaft im Frühjahr viel zu: „Natürlich haben wir mit der Austria und mit Rapid zwei harte Konkurrenten um die Meisterschaft. Aber die Titelverteidigung ist natürlich das Ziel“, sagt der Trainer.

Ein Blick in die Statistik zeigt: In der Bundesliga-Geschichte wurde der Winterkönig in 26 von 41 Fällen auch Meister und die Salzburger haben ihre „Pole-Position“ am Ende eines Kalenderjahres bisher immer genützt und im Frühjahr den Meistertitel unabhängig vom Trainer fixiert.

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