Finanzskandal: Minus durch Notverkäufe

Im Salzburger Finanzskandal sei durch Notverkäufe bei Spekulationsgeschäften ein enormer Verlust entstanden. Das teilte der Linzer Wirtschaftsrechtsprofessor Meinhard Lukas am Mittwoch mit.

Lukas sagte am Mittwochvormittag im Untersuchungsausschuss zum Finanzskandal aus. Er analysierte für das Land die Auflösung der geheimen Spekulationsgeschäfte, also die „Schattenportfolios“. Der Verkauf dieser Papiere ging im Zeitraum von Oktober bis Ende Dezember 2012 im Auftrag des Landes über die Bühne. Das Finanzressort hatte bisher erklärt, man sei dabei mit einem Plus ausgestiegen. Lukas sprach von einem gewaltigen Minus.

„250 Derivatgeschäfte in kurzer Zeit aufgelöst“

Damals seien rund 250 Derivatgeschäfte in einem relativ schnellen Tempo aufgelöst worden, sagte Lukas. „Meiner Ansicht nach wurde das aber nicht ausreichend professionell durchgeführt: Einerseits wurde am Beginn der Transaktionen kein valider Statusbericht erstellt. Es wurde keine eigene Bewertung gemacht und es wurde auch keine Abbaustrategie festgelegt. Und es haben auch die Instrumente gefehlt, die man für einen solchen Portfolioabbau braucht. Daher sehe ich diesen Zeitraum durchaus kritisch.“

„Unterm Strich ein Minus von 50 Millionen Euro“

Im Gegensatz zu den bisherigen Äußerungen komme er beim „Schattenportfolio“ nicht auf ein Plus, sondern auf ein Minus, betonte Lukas. „Wenn man ausschließlich die Einnahmen und Ausgaben aus den Auflösungsvereinbarungen betrachtet, so komme ich unterm Strich dabei auf ein Minus von 50 Millionen Euro.“

„Ich habe in meiner Stellungnahme aber auch deutlich gemacht, dass das sehr gefährliche Zahlenspiele sind, die man hier macht. Um das wirklich valide zu beurteilen, darf man nämlich nicht nur berücksichtigen, was man bei der Auflösung erhalten hat. Vielmehr müsste man auch miteinbeziehen, was im Laufe dieser Geschäftsabwicklungen tatsächlich an Zahlungen von beiden Seiten erfolgt ist. Erst wenn man das analysiert hätte - und das wäre sehr umfangreich -, hat man ein abgeschlossenes Bild. Man sollte diese Zahlen daher mit Vorsicht genießen,“ so Lukas weiter.

„Massive Spekulation hinter harmlosen Produktnamen“

Die Geschäfte seien noch besser versteckt worden, als man es bisher schon geahnt hatte, ergänzte Lukas. „Bei der Analyse der Auflösungen habe ich mir auch angeschaut, welche Geschäfte das im Detail waren. Dabei hat sich herausgestellt, dass sich hinter relativ harmlosen Produktnamen ziemlich drastische Währungsspekulationen verbergen - so etwa bei einer internationalen Investmentbank. Hinter einem Produkt dieser Bank, das sich ‚eye swap‘ nennt, verbergen sich Spekulationen mit kasachischer Währung. Und solche Dinge erschweren es natürlich, einen echten Überblick zu erhalten.“

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