Neuer Stefan-Zweig-Platz nun offiziell

Bei einem Festakt ist Donnerstag in der Stadt Salzburg der Cornelius-Reitsamer-Platz in Stefan-Zweig-Platz umbenannt worden. Den Beschluss dazu hatte der Gemeinderat am 12. Dezember 2018 einstimmig gefasst.

Der kleine, aber stark frequentierte Platz in der rechten Altstadt liegt gegenüber dem Aufgang zum Kapuzinerberg, wo der schon bestehende Stefan-Zweig-Weg beginnt.

Vorschlag auch von Marko Feingold

Der Wunsch, nicht nur den Spazierweg, sondern auch einen zentralen Platz oder eine Straße nach Stefan Zweig zu benennen, wurde in der Vergangenheit mehrfach an die Stadt herangetragen - nicht zuletzt vom langjährigen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, dem bald 106-jährigen Holocaust-Überlebenden Marko Feingold oder den Direktoren des 2008 gegründeten Stefan-Zweig-Zentrums.

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Feuerwehrmann Reitsamer bekommt Passage

Um das Andenken an Cornelius Reitsamer (1857-1930), den langjährigen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Salzburg, weiter zu pflegen, wird nun eine Passage nach ihm benannt.

Bürgermeister großer Fan von Zweig

„Ich freue mich, dass die Stadt Salzburg dieser großen Persönlichkeit nun auch im Straßenraum die gebührende Anerkennung zu teil werden lässt“, sagte Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) beim Festakt zum Gedenken an Stefan Zweig. Der Politiker zitierte dabei Zweig selbst, der einst gesagt hatte, sein Ziel wäre, eines Tages nicht als großer Kritiker, sondern literarisch berühmt zu werden - als eine moralische Autorität. „Das ist er unzweifelhaft geworden“, so Preuner.

Auinger verweist auf Pionierfunktion

Kulturressortchef und Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) betonte, dass man mit der Umbenennung gerade auch ein Zeichen der Erinnerung an den Humanisten und Europäer Stefan Zweig setze. Der Schriftsteller sei, wie einer seiner Freunde einmal geschrieben habe, eine europäische Institution gewesen. „Europa existierte in ihm, von allem Anfang an, als eine Einheit, als eine Kultureinheit, jenseits aller Sprach- und Nationalgrenzen, die er nicht anerkannte“, zitierte Auinger.

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Donnerstag war es so weit
TV-Bericht über den Festakt beim neuen Stefan-Zweig-Platz von Kulturredakteurin Renate Lachinger

Biografisches

Stefan Zweig, geboren 1881 in Wien, lebte von 1919 bis 1934 im Haus Kapuzinerberg 5 in Salzburg. Obschon er sich während dieser 15 Jahre weder politisch noch religiös exponierte, war er bereits in den 1920er Jahren antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Seine persönliche Freiheit und seine Privatsphäre sah er jedoch bedroht, als sein Haus im Februar 1934 von der Staatspolizei durchsucht wurde.

„Mein Haus gefiel mir nicht mehr seit jenem amtlichen Besuch, und ein bestimmtes Gefühl sagte mir, dass solche Episoden nur schüchternes Vorspiel viel weitreichenderer Eingriffe waren. Am selben Abend begann ich meine wichtigsten Papiere zu packen, entschlossen, nun immer im Ausland zu leben“, schrieb Zweig in seiner Autobiografie „Die Welt von Gestern“ später.

Suizid mit seiner Frau in Brasilien

Zwei Tage später verließ er Salzburg für immer und ging ins Exil nach London. 1940 verließ er Europa und reiste über die Stationen New York, Argentinien und Paraguay nach Brasilien, wo er und seine zweite Frau Lotte in der Nacht vom 22. zum 23. Februar 1942 ihr Leben beendeten.

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