Zehn Jahre Red Bull Salzburg: Höhen und Tiefen

Ein rundes Jubiläum begeht am Montag Fußball-Bundesligist Red Bull Salzburg. Vor zehn Jahren stieg der Getränkeriese in den Fußball ein und blickt seither auf viele Kurswechsel, Höhen und Tiefen, sowie prominente Trainerpersönlichkeiten zurück.

Es war der 6. April 2005 - ein Tag, der den österreichischen Fußball nachhaltig verändern sollte. Der Getränkeriese Red Bull gab an diesem Abend die Übernahme des Traditionsklubs SV Austria Salzburg bekannt. Seither stehen für Salzburg fünf österreichische Meistertitel und zwei Cupsiege zu Buche. Die Champions League blieb Red Bull in zehn Jahren Fußball-Engagement bisher aber verwehrt.

Red Bull Salzburg Jonathan Soriano jubelt nach Tor gegen Ajax Amsterdam

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Der größte Erfolg - 2014 wird im Europa League-Achtelfinale Ajax Amsterdam mit einem Gesamtergebnis von 6:1 gedemütigt

„Selten eine Entscheidung länger und genauer geprüft“

Feierlichkeiten sind anlässlich der genau zehn Jahre zurückliegenden Übernahme aber keine geplant. Der Klub selbst begeht auch kein Jubiläum, er war 1933 als SV Austria Salzburg gegründet worden. Red Bull übernahm den zu diesem Zeitpunkt abstiegsbedrohten Traditionsverein vom langjährigen Präsidenten Rudolf Quehenberger. „Selten haben wir eine Entscheidung länger und genauer geprüft als jene, in das österreichische bzw. internationale Fußballgeschehen einzusteigen“, sagte Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz an jenem 6. April 2005.

Tatsächlich war der Einstieg von zahlreichen Misstönen begleitet, die sich bis heute gehalten haben. Zwar wurde die Klasse gehalten, die Historie des Vorgängerklubs bei der Übernahme aber weitgehend ausgeblendet. Die Vereinsfarben wurden kurzerhand dem Produkt Red Bull angepasst, das ging vielen Anhängern zu weit. Sie gründeten noch im selben Jahr den im traditionellen Violett-Weiß gehaltenen Sportverein Austria Salzburg, der nun wieder um die Rückkehr in den Profifußball kämpft.

Die „Ahnen-Galerie“ der Red Bull-Trainer

Sieben Trainer und mehr als 120 Spieler

Zehn Jahre Red Bull-Fußball in Salzburg haben neben einer hohen Erwartungshaltung der Fans vor allem auch eines gebracht: unzählige Spielertransfers. Rund 120 Spieler wurden seit Beginn der Saison 2005/2006 verpflichtet. Mittlerweile dominiert die Jugend den Kader, das war bei den Bullen nicht immer so. In der Anfangsphase bildeten noch gut bezahlte Routiniers das Rückgrat des Teams - etwa Alexander Zickler und Thomas Linke, die von Bayern München nach Salzburg wechselten.

Ein Bayer hatte seine Hände auch beim Einstieg des Getränkekonzerns in den Fußball im Spiel. Franz Beckenbauer agierte als persönlicher Berater von Dietrich Mateschitz und holte Kurt Jara als ersten Trainer nach Salzburg. Was mit dem Anruf des Kaisers begann, endete nach dem Vizemeistertitel in der Premierensaison aber mit dem Dosenkönig vor Gericht. Nach Ungereimtheiten bei einigen Transfers wurde Jara rausgeworfen, letztendlich gab es eine finanzielle Einigung und keinen Kommentar.

Die besten Aussagen von Kurt Jara, Giovanni Trapattoni, Lothar Matthäus, Huub Stevens und Roger Schmidt

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Ein Italiener, drei Holländer, erstes Double

Danach sollte niemand geringerer als „Maestro“ Giovanni Trapattoni den Fußballern Flügel verleihen - der erste von zahlreichen prominenten Trainernamen in Salzburg. Gemeinsam mit Co-Trainer Lothar Matthäus scheiterte der Anlauf in die Champions League - der erste von sieben erfolglosen Versuchen in die Königsklasse einzuziehen. Trapattoni führte die Salzburger 2007 aber zum ersten Meistertitel der Red Bull-Ära. Nach einer 0:7-Heimpleite am Ostersonntag 2008 und einem Vizemeistertitel war Giovanni Trapattoni in Salzburg aber Geschichte.

Meisterfeier Red Bull Salzburg 2007 Alexander Zickler Meisterteller

APA/Helmut Fohringer

Alexander Zickler stemmt 2007 bei der Meisterfeier auf dem Residenzplatz den ersten Meisterteller

Es folgte die Ära der Holländer. Co Adriaanse fixierte mit den Bullen 2009 den zweiten Meistertitel, wurde aber nach nur einem Jahr schon wieder von Huub Stevens abgelöst. Auch Stevens durfte 2010 einmal den Meisterteller stemmen, mit sechs Siegen in der Gruppenphase erreichte Salzburg erstmals die K.O.-Phase der Europa League, scheiterte aber an Standard Lüttich.

Knapp ein Jahr später wurde auch Stevens entlassen und durch Ricardo Moniz ersetzt, der zuvor Individualtrainer beim Verein gewesen war. 2012 führte Moniz die Salzburger erstmals in der Vereinsgeschichte zum Double aus Meistertitel und Cupsieg und in das 1/16-Finale der Europa League, trat danach aber wegen Differenzen mit der medizinischen Abteilung überraschend zurück.

Red Bull Salzburg vs Düdelingen Stefan Ilsanker Martin Hinteregger und Christoph Leitgeb nach der Blamage gegen Düdelingen

APA/Daniel Krug

Die größte Blamage - Stefan Ilsanker, Martin Hinteregger, Christoph Leitgeb und Cristiano nach dem Aus gegen Düdelingen

Die neue deutsche Welle und eine Riesen-Blamage

Danach übernahmen Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Roger Schmidt das Ruder - erstmals hielt eine durchgängige Linie Einzug beim Ligakrösus. Nach dem blamablen Aus in der Champions League-Qualifikation gegen den luxemburgischen Meister Düdelingen folgte der große Bruch - Salzburg setzt seither verstärkt auf junge Spieler. Etwa Kevin Kampl und Sadio Mané, die im Herbst beziehungsweise Winter 2014 für fast 30 Mio. Euro zu Borussia Dortmund beziehungsweise Southampton wechselten.

Zuvor durfte Salzburg aber noch über eine echte Rekordsaison jubeln. Roger Schmidt holte mit dem Team 2014 das zweite Double, 110 Tore und 80 Punkte in der Bundesliga bedeuteten neuen Vereinsrekord und der Einzug ins das Achtelfinale der Europa League mit zwei Gala-Vorstellungen gegen Ajax Amsterdam den Höhepunkt der Vereinsgeschichte.

Zusehends als Ausbildungsklub positioniert

Danach verabschiedete sich Roger Schmidt aber in die deutsche Bundesliga zu Bayer Leverkusen. Ex-Austria Salzburg-Europacupheld Adi Hütter führte den eingeschlagenen Weg fort, scheiterte in der Champions League-Qualifikation an Malmö und im 1/16-Finale der Europa League an Villarreal. In der Bundesliga nimmt Hütter mit seinem Team neun Runden vor Ende Kurs auf Meistertitel Nummer sechs.

Im Sommer soll ein weiterer Anlauf auf die Königsklasse unternommen werden - wenngleich sich der Hauptfokus des Konzerns in den kommenden Jahren auf RB Leipzig verschieben dürfte. Auch Sportdirektor Ralf Rangnick wird sich ab Sommer nur noch um den deutschen Zweitligisten kümmern. Salzburg wird zusehends als Ausbildungsklub positioniert. Man werde aber Sorge dafür tragen, weiterhin eine national und international konkurrenzfähige Mannschaft zu stellen, hat Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz bereits mehrfach versichert.

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