Ein Lied geht um die Welt

Am Weihnachtsabend wird „Stille Nacht“ weltweit gesungen. Ein „Österreich Bild“ am Sonntag, dem 16. Dezember um 18.25 Uhr in ORF 2 spürt der Geschichte des Liedes nach.

Am Weihnachtsabend des Jahres 1818, wurde das bekannteste Weihnachtslied der Welt in Oberndorf bei Salzburg uraufgeführt. Der Text stammt von Joseph Mohr, die Melodie von Franz Xaver Gruber. Heute wird „Stille Nacht, Heilige Nacht“ in mehr als 350 Sprachen und Dialekten gesungen.

Seit dem Fund eines Autographs von Joseph Mohr im Jahr 1995 weiß man, dass der Text zu „Stille Nacht“ bereits 1816 geschrieben wurde. Damals war der 24-jährige Joseph Mohr Hilfspriester in Mariapfarr, einem Wallfahrtsort im Lungau. 1818 komponierte der Lehrer Franz Xaver Gruber im Schulhaus von Arnsdorf die dazugehörige Melodie.

In Zeit der Wirren und der Armut geschrieben

Das Lied entstand in einer Zeit der bittersten Armut und der politischen Wirren. Die Napoleonischen Kriege waren zu Ende gegangen und Europa hatte auf dem Wiener Kongress eine Neuordnung erfahren. Das geistliche Fürstentum Salzburg war säkularisiert worden, ein Teil kam zu Bayern, der größere Teil zu Österreich.

Der Ort der Uraufführung, Oberndorf (Flachgau), wurde von seinem Stadtzentrum Laufen getrennt. Die Bewohner, hauptsächlich Schiffer, litten unter Arbeitslosigkeit und Armut, als Joseph Mohr als junger Hilfspriester 1817 in ihre Pfarre kam. In Oberndorf lernte Mohr den Lehrer Franz Xaver Gruber kennen, der dort als Organist tätig war.

Bei der Weihnachtskrippe uraufgeführt

Kurz vor Weihnachten 1818 dürfte Mohr seinem Freund Gruber das „Stille Nacht“-Gedicht gezeigt haben. Er bat ihn, eine Melodie dazu zu schreiben. Entstanden ist ein schlichtes Lied, das die beiden in der Schifferkirche St.Nikola zur Gitarre sangen.

Da die Gitarre damals als Wirtshausinstrument galt, gehen die Experten davon aus, dass das Lied nach der Liturgiefeier vor der Weihnachtskrippe gesungen wurde - ein Lied, das den Menschen in den Krisenzeiten Trost spenden sollte. Niemand ahnte, wie stark die Wirkung auf die Nachwelt sein würde.

In der wenig bekannten vierten Strophe kommt die Sehnsucht nach Frieden zum Ausdruck:

„Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heut alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss
Und als Bruder huldvoll umschloss
Jesus die Völker der Welt,
Jesus die Völker der Welt.“

Dokumentation an Originalschauplätzen

Der ORF zeigt eine Dokumentation, die den Spuren und Schauplätzen der Entstehung des Liedes folgt und historische Hintergründe mit einbezieht. Gedreht wurde in Salzburg, Mariapfarr, Oberndorf, Arnsdorf, Wagrain, Hochburg und Hallein.

Sendungshinweis

„Österreich Bild“, 16.12.2012

Einige Schlüsselsituationen der Entstehungsgeschichte wurden szenisch dargestellt. Originaldokumente und Interviews mit Experten tragen dazu bei, dass die mit vielen Legenden behaftete Entstehungsgeschichte von „Stille Nacht“ kritisch beleuchtet wird.

Kamera: Alexander Proschek
Schnitt: Claudia Nessizius
Konzept und Gestaltung: Renate Lachinger
Kontakt: Kurt Liewehr(kurt.liewehr@orf.at)