Gesundheitslexikon: H wie Hämorrhoiden

Hämorrhoiden sind Blutgefäße bzw. Schwellkörper am Ausgang des Enddarms. Wenn sie vergrößert sind, können sie unangenehme Beschwerden machen, die allerdings gut behandelbar sind.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 21.11.2014

Bei Hämorrhoiden handelt es sich nicht – wie fälschlicherweise behauptet – um eine Krankheit. Im Gegenteil, jeder Mensch hat diese Schwellkörper im Bereich des Enddarms als natürliche Ausstattung. Erst ihre Vergrößerung kann zu krankhaften Beschwerden führen – man dies im medizinischen Fachjargon „Hämorrhoidalleiden“.

Tabu trotz wichtiger Funktion

Obwohl sehr viele von vergrößerten Hämorrhoiden betroffen sind, spricht kaum jemand gerne darüber. Auch nicht beim Arzt. „Vielleicht liegt es an der Lage der Hämorrhoiden, also der Bereich des Afters. Vielleicht auch an den Blutungen, die bei einer Vergrößerung der Schwellkörper in diesem Bereich auftreten können“, vermutet Helmut Kaindl, Facharzt für Chirurgie an der Privatklinik Bad Vigaun. Da es sich um ein Tabuthema handelt, sind auch keine genauen Zahlen darüber bekannt, wie viele Menschen vom Hämorrhoidalleiden betroffen sind. Experten schätzen, dass es mehr als 50 Prozent der über 30-Jährigen sind.

Auch die Funktion der Hämorrhoiden trägt nicht gerade dazu bei, über das Thema zu sprechen. Denn in Zusammenarbeit mit den Schließmuskeln sorgen Hämorrhoiden dafür, den Enddarm zu verschließen, so wie es Lippen beim Mund tun. Was besonders bei Belastungen wie bei Stuhldrang oder beim Husten bzw. Niesen eine ganz wichtige Funktion darstellt.

Unangenehme Beschwerden

Wenn die Hämorrhoiden vergrößert sind, können Beschwerden wie Jucken oder Brennen im Bereich des Afters auftreten, bei stärkerer Ausprägung entdecken Patienten Blut im Toilettenpapier oder eine Absonderung von Schleim. Auch ungewollter Stuhlabgang kann die Folge sein – ebenfalls ein Thema, über das Patienten nicht gerne sprechen.

Vielfältige Ursachen

Was führt zu einer krankhaften Vergrößerung der Hämorrhoiden? Hämorrhoiden bilden sich in der Regel spontan, die oft angeschuldigten Umstände wie falsche Ernährung, Verstopfung mit Pressen beim Stuhlgang, Sitzen auf kaltem Stein sind allesamt ohne Einfluss auf die Entstehung von Hämorrhoiden. Es besteht auch kein Zusammenhang mit Vererbung, Bindegewebsschwäche etc. Wissenschaftlich einzig gesichert ist, dass sich während Schwangerschaft und Geburt Hämorrhoiden entwickeln können.

Bauch einer Schwangeren

dpa/Maurizio Gambarini

Während der Schwangerschaft können sich Hämorrhoiden entwickeln, das ist wissenschaftlich gesichert.

Ob Hämorrhoiden tatsächlich krankhaft vergrößert sind, kann der Arzt aufgrund eines klinischen Befundes feststellen. Auch eine Spiegelung des Enddarms kann durchgeführt werden. Bei Blutungen muss der Arzt eine andere Ursache wie etwa einen bösartigen Tumor durch verschiedene Untersuchungen ausschließen.

Dr. Helmut Kaindl

Wolfgang Bauer

Helmut Kaindl, Facharzt für Chirurgie an der Privatklinik Bad Vigaun

Was hilft

Bei leichteren Formen von vergrößerten Hämorrhoiden genügt oft schon eine Veränderung der Lebensgewohnheiten. Etwa eine ballaststoffreiche Ernährung, viel trinken und ausreichend Bewegung, was eine Verstopfung verhindert. Sitzbäder, Salben, Zäpfchen und Tabletten können den Juckreiz und das Brennen lindern. Bei stärkerer Ausprägung kann man Hämorrhoiden veröden, dabei wird ein Mittel gespritzt, das die Vergrößerung des Schwellkörpers schrumpfen lässt. Auch eine Ligatur kommt bei fortgeschrittenen Vergrößerungen als Therapie in Frage. Dabei werden die vergrößerten Knoten durch ein Band abgeschnürt, sie sterben ab und werden vom Organismus abgestoßen. Abhilfe schafft natürlich auch die operative Entfernung der Hämorrhoiden.