U wie Unterwassertherapie

Wasser ist nicht nur ein wertvolles Getränk und nicht allein zum Waschen da. Seine physikalischen Eigenschaften können auch in der Rehabilitation bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates einen wertvollen Beitrag leisten.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 31.1.2014

Eine wichtige physikalische Eigenschaft des Wassers ist sein Auftrieb. Er bewirkt, dass der menschliche Körper im Wasser rund 90 Prozent seines Gewichtes verliert. Die Auftriebskraft des Wassers hebt die Gewichtskraft des Körpers nahezu auf. Man fühlt sich dadurch nicht nur leicht, sondern fast schwerelos. So können Bewegungen, die an Land nur mit Schwierigkeiten entgegen der Schwerkraft ausgeführt werden können durch die Auftriebskraft des Wassers mit geringen Belastungen ausgeführt werden. „Bewegungen die an Land noch schmerzhaft sind bereiten im Wasser oft keine Probleme mehr“, bemerkt Josef Sturm, Leiter der Therapie am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun. Durch den Wasserauftrieb werden die passiven Strukturen geschont und die Verletzungsgefahr sinkt. So können wir relativ bald nach einer OP mit leichten Übungen in der Unterwassertherapie beginnen. Das warme Thermalwasser wirkt daneben entspannend und kann zu einer allgemeinen Steigerung des Wohlbefindens beitragen.

Unterwassertherapie

Wolfgang Bauer

Bewegung im Wasser schont die Gelenke, macht gleichzeitig durch den Widerstand kräftiger als Bewegung im Trockenen.

Widerstand macht stark

Da die Wasserdichte größer ist als die Luftdichte, wirkt einer Bewegung im Wasser ein höherer Widerstand entgegen als einer vergleichbaren Bewegung an Land. Das bedeutet, dass man bei Bewegungen unter Wasser mit der gleichen Bewegungsgeschwindigkeit mehr Muskelkraft aufwenden muss als im Freien. Daher kann ein Bewegungstraining unter Wasser auch zur Kräftigung der Muskulatur genutzt werden, besonders zum Training der Kraftausdauerfähigkeit. Die Intensität des Trainings kann durch die Bewegungsgeschwindigkeit vom Patienten selbst gesteuert werden. Je höher die Geschwindigkeit, desto höher der Widerstand. So wird am Beginn der Rehabilitation eher mit geringen Bewegungsgeschwindigkeiten gearbeitet. Da Bewegungen im Wasser generell langsamer ablaufen als an Land kann dies auch gezielt zur Schulung der Bewegungswahrnehmung eingesetzt werden.

Josef Sturm

Wolfgang Bauer

Josef Sturm, Leiter der Therapie am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun

Die Vorteile des Wassers

Bei einer großen Zahl von Krankheitsbildern des Stütz- und Bewegungsapparates kann man nun die Vorteile des Wassers nutzen:

  • Nach Verletzungen und Operationen am Knie oder an der Hüfte wie nach Implantation von Knie- und Hüftendoprothesen
  • Nach Kreuzbandverletzungen kann durch eine schonende Unterwassergymnastik sowohl die Beweglichkeit des Knies verbessert als auch die Muskulatur am Ober- und Unterschenkel aufgebaut werden
  • Nach Verletzungen am Sprunggelenk (vor allem Läufer praktizieren nach solchen Verletzungen das so genannte Aquajogging. Dabei kann man durch eine spezielle Auftriebsweste aufrecht im Wasser „laufen“ bzw. das Lauftraining mit geringer Belastung für das Sprunggelenk trotz Verletzung durchführen)
  • Nach Bandscheibenvorfällen, degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule oder unspezifischen Rückenbeschwerden kann unter Wasser die Beweglichkeit gefördert bzw. die schützende Muskulatur gestärkt werden
  • Nach Operationen an der Schulter
  • Bei rheumatischen Gelenkerkrankungen

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Heilsame Geräte

Eine Unterwassergymnastikeinheit wird zumeist im brusttiefen Flachwasser durchgeführt. Utensilien wie Stäbe, Hanteln oder so genannte Schwimmnudeln können das Training unterstützen. Einerseits in dem sie die Auftriebskraft anheben, andererseits in dem sie den Formwiderstand erhöhen und dadurch ein intensiveres und effektiveres Training ermöglichen.

Unterwassertherapeutin bei der Arbeit

Wolfgang Bauer

Geräte wie Stäbe, Hanteln oder Schwimmnudeln unterstützen das Training.

Die Bewegungsintensität einer Therapieeinheit soll sich aber auch an die Wassertemperatur anpassen. Ein Aufenthalt im „Bewegungsbad“ mit Temperaturen von 30-33 °C ist besonders bei Bewegungseinschränkungen und geringer Belastbarkeit zu empfehlen. Aufgrund der hohen Temperaturen wird hier mit geringen bis mittleren Belastungsintensitäten trainiert. Übungen zur Mobilisation, Lockerung, Regeneration und Entspannung stehen im Vordergrund. Achtung: Im Heil- oder Thermalwasser ist diese Therapie nur für begrenzte Zeit möglich, da zu lange Aufenthalte den Kreislauf und das vegetative Nervensystem belasten können.