T wie Therapeutisches Klettern

Weil beim Klettern unsere motorischen Grundeigenschaften wie Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und auch der Gleichgewichtssinn so vielseitig gefordert und trainiert werden, wird es zusehends auch für therapeutische Zwecke genutzt.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“ 24.1.2014

Nach Verletzungen oder operativen Eingriffen müssen Muskeln, Sehnen oder Bänder wieder aufgebaut werden, die betroffenen Strukturen sollen wieder ihre Funktion erlangen. Dabei kann ein speziell auf das Beschwerdebild abgestimmtes funktionelles Klettertraining eine effektive Maßnahme in der medizinischen Trainingstherapie sein. Allerdings hat das therapeutische Klettern im Rahmen der Rehabilitation mit dem Bezwingen einer alpinen Felswand nur wenig gemeinsam – außer dem Bewegungsmuster. Denn zu therapeutischen Zwecken bewegt man sich an einer künstlichen Kletterwand nur knapp über Bodenhöhe, nicht mit einem Bergführer, sondern unter Anleitung eines Therapeuten. Ziel ist nicht das Bewältigen schwieriger Kletterpassagen, sondern das gezielte Beanspruchen bestimmter Muskeln oder Gelenke.

Roland Prodinger

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Roland Prodinger, Physiotherapeut am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun

Spielerisches Training

Die roten, blauen, gelben, grünen und grauen Griffe einer künstlichen Kletterwand sind leicht auszuwechseln und können so angebracht werden wie es für das jeweilige Problem eines Patienten am zweckmäßigsten ist. Ein Beispiel: Damit bestimmte Muskeln an den Unterschenkeln, an den Armen oder Schultern zum Einsatz kommen, um gestärkt zu werden, gibt der Therapeut vor, mit den Beinen nur die blauen Haltegriffe und mit den Armen nur die roten zu benutzen. Und so geht es langsam ein kleines Stück nach oben, immer in dem Bestreben, nicht abspringen zu müssen. „Der Vorteil an dieser Form der Therapie ist, dass man quasi spielerisch trainiert“, sagt Roland Prodinger, Physiotherapeut am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun. Es ist kein monotones Abspulen von immer gleichen Bewegungsmustern an Fitnessgeräten, sondern man bewegt sich auf ganz natürliche Art und Weise. So werden Bauch-, Rücken- und andere Muskeln gestärkt oder das Schultergelenk stabilisiert – um nur einige Beispiele zu nennen.

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Ganzheitliche Bewegung

Ganz nebenbei werden dabei die Grob- und Feinmotorik trainiert sowie das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung geschult um ein besseres Gefühl für die Belastbarkeit eines Gelenks zu bekommen. Neben dem Einsatz des therapeutischen Kletterns bei Erkrankungen am Bewegungs- und Stützapparat kann von positiven Effekten auf die Psyche und das Nervensystem berichtet werden. So kann durch das Klettern das Selbstbewusstsein gestärkt werden oder es können Ängste abgebaut werden. Der Patient gewinnt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – wenn er durch ein Seil gesichert höher hinauf klettert auch Vertrauen in andere Personen. Nach Schlaganfällen und anderen neurologischen Erkrankungen wird durch diese Art der Therapie das Koordinationsgefühl wieder aufgebaut, das Gehirn wird sozusagen gefordert und gefördert.

Therapeutisches Klettern

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