R wie Regionalanästhesie
Sendungshinweis
„Salzburg heute“, 10.1.2014
Vielen sind regionalanästhetische Verfahren vor allem aus der Zahnmedizin bekannt. Dort werden bei verschiedenen Behandlungen – etwa einer Zahnextraktion – Betäubungsmittel in einen Teil eines Kiefers gespritzt, um nur in diesen Bereichen das Schmerzempfinden auszuschalten. Nach einer kurzen Zeit des Einwirkens kann der Zahn schmerzfrei gezogen werden.
ORF
Beliebter „Kreuzstich“
Ebenfalls bekannt ist der so genannte Kreuzstich. Das ist ein rückenmarksnahes Anästhesieverfahren (am Kreuz, daher der Name), das in den vergangenen Jahren bei vielen operativen Eingriffen immer beliebter geworden ist. Dabei werden unter lokaler Betäubung mit einer Nadel Schmerz- und Betäubungsmittel zwischen zwei Wirbeln in den Wirbelkanal gespritzt. Dadurch werden für einen kurzen überschaubaren Zeitraum bestimmte Nerven im Rückenmark ausgeschaltet, und damit auch das Schmerzempfinden an einer bestimmten Körperstelle – etwa am Knie, das operiert werden soll. Auch die Beweglichkeit der zu operierenden Körperregion wird durch einen Kreuzstich unterbunden. Bei vollem Bewusstsein kann nun der Patient an der Stelle ohne Schmerzempfinden operiert werden.
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Die Einsatzbereiche
Regionalanästhetische Verfahren werden in den letzten Jahren verstärkt eingesetzt, etwa bei Eingriffen am Schulter-, Hüft- oder Kniegelenk, in der Geburtshilfe, bei urologischen Eingriffen (wie zum Beispiel einer Biopsie – das ist die Entnahme kleinster Gewebeproben aus der Prostata), bei neurochirurgischen Operationen der Wirbelsäule (z. B. Bandscheibenvorfall) oder bei Eingriffen am Unterbauch. Besteht allerdings eine Allergie auf das Betäubungsmittel oder auf einen Bestandteil des Mittels, darf dieses Verfahren nicht zur Anwendung gelangen.
Gesundheitszentrum Bad Vigaun
Dr. Rafael Iwaszkiewicz, Facharzt für Anästhesie an der Privatklinik Bad Vigaun
Keine Angst vor der Narkose mehr
Die Vorteile regionalanästhetischer Verfahren liegen auf der Hand: „Operationsschmerzen können vollständig ausgeschaltet werden ohne den Patienten mit den möglichen Nachteilen einer Vollnarkose konfrontieren zu müssen“, so Rafael Iwaszkiewicz, Facharzt für Anästhesie an der Privatklinik Bad Vigaun. Die Schmerz- und Betäubungsmittel werden nur lokal eingesetzt und gelangen nur sehr begrenzt in den Blutkreislauf. Die Patienten können nach der Operation rascher wieder essen und trinken als nach einer Vollnarkose. Außerdem kann man bei Anwendung regionalanästhetischer Verfahren eine mögliche Verwirrtheit unterbinden, die sich manchmal nach einer Vollnarkose vor allem bei älteren Menschen vorübergehend einstellen kann.
Ein weiterer Vorteil: Patienten, die Angst vor einer Vollnarkose haben, können auf Verfahren zurückgreifen, die das Schmerzempfinden ebenfalls zur Gänze ausschalten. Auch die schnelle Mobilisierung und die Erholung des Patienten in Verbindung mit einer kontinuierlichen Schmerztherapie nach der Operation wird als besonderer Vorteil der Regionalanästhesie geschätzt. Eine weitere positive Auswirkung hat die Methode auf die Fließeigenschaften und die Gerinnungsprozesse des Blutes, weil sie die Entstehung von postoperativen Thrombosen und Embolien verhindert
ORF
Eine OP „verschlafen“
Doch nicht alle Patienten, bei denen durch Regionalanästhesie das Schmerzempfinden ausgeschaltet wurde, wollen die Operation bei vollem Bewusstsein miterleben. Sie können auf Wunsch den Eingriff sozusagen mit Hilfe eines Schlafmittels „verschlafen“. Auch dessen Wirkung ist ungleich milder als eine Vollnarkose. Verschiedene Eingriffe – etwa eine Kniearthroskopie – können die Patienten allerdings bei vollem Bewusstsein mitverfolgen und dabei zuschauen, wie zum Beispiel ein eingerissener Meniskus versorgt wird.