Gesundheitslexikon: P wie Physiotherapie

Physiotherapeutische Maßnahmen kommen vor allem nach Erkrankungen, Verletzungen oder Operationen am Bewegungsapparat zur Anwendung, um die Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit bzw. die Schmerzfreiheit zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 27.12.2013

Die Arbeit der Physiotherapeuten orientiert sich an den Beschwerden der Patienten. Grundlage ist ein physiotherapeutischer Befund. Hier werden Art und Ursachen von Funktionsstörungen und Schmerzen bestimmt.

Darauf aufbauend erfolgt die individuelle Behandlung. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Patient und Therapeut ist eine wesentliche Vorrausetzung für den optimalen Therapieverlauf. Wenn zum Beispiel nach einer Operation die Beweglichkeit eingeschränkt ist oder Schmerzen bestehen, dann stehen zahlreiche physiotherapeutische Methoden zur Verfügung um diese Probleme zu beheben.

Josef Sturm

Wolfgang Bauer

Josef Sturm, Leiter der Therapeutischen Einrichtung am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun

Josef Sturm, Leiter der Therapeutischen Einrichtung am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun, erklärt ihre Anwendung am Beispiel einer Hüftarthrose: „Wenn dem Patienten ein künstliches Hüftgelenk implantiert worden ist, dann kann es danach noch eine Weile Probleme mit Hüftbeugung und -streckung geben und das Gangbild asymmetrisch sein. Hier kann zum Beispiel die Analyse des Gangbildes die Defizite im Detail aufzeigen, die dann anschließend durch passive Gelenkmobilisation, Muskeldehntechniken oder mit bestimmten koordinativen Übungen behoben werden können“.

Das Gehen analysieren

Das individuelle Gangbild eines Patienten kann etwa durch eine computerunterstützte Betrachtung sehr genau analysiert werden. Dabei werden die Gleichmäßigkeit der Bewegung, die Schrittlänge oder der Ablauf der Standbeinphase bis ins Detail überprüft. „Durch so eine Ganganalyse wird auch ersichtlich, wie der Körper auf die Belastung Gehen reagiert“, so Sturms Kollege, der Physiotherapeut Roland Prodinger. So etwas kann von Bedeutung sein, wenn zum Beispiel das Sprunggelenk verletzt ist und daher das Knie, das Becken oder die Wirbelsäule mehr Belastung abbekommen und eventuell überbelastet werden. Durch die Ganganalyse wird ersichtlich, welche Strukturen verändert oder verbessert werden müssen.

Physiotherapeut Roland Prodinger erstellt eine Ganganalyse

Wolfgang Bauer

Physiotherapeut Roland Prodinger beim Erstellen einer Ganganalyse

Neue Bewegungsabläufe erlernen

Vielen Beschwerden liegt ein koordinatives Problem zu Grunde. Ein ungünstiges Bewegungsmuster, das sich über Jahre in den Bewegungsablauf eingeschlichen hat, wieder abzulegen, ist nicht einfach. Leichter fällt es durch ein Feedbacksystem wie es bei einer computerunterstützten Ganganalyse der Fall ist. In vielen Fällen ist es auch hilfreich, wenn man vor einem Spiegel bestimmte Übungen absolviert und sich dabei beobachtet. Oder der Physiotherapeut zeigt dem Patienten anhand eines Modells einer Wirbelsäule, warum er beim Bücken im Bereich der Lendenwirbelsäule Schmerzen hat.

Physiotherapeutin und Patient bei Haltungstraining

Wolfgang Bauer

Hände und Finger sind wichtige diagnostische Werkzeuge der Physiotherapeuten

Manuelle Diagnose und Therapie

Bei der Planung einer physiotherapeutischen Behandlung ist im Vorfeld die Belastbarkeit der verletzten Strukturen zu berücksichtigen. In der Akutphase stehen hierbei oft passive Bewegungstherapie, spezielle Weichteiltechniken oder manuelle Gelenksmobilisation im Vordergrund.

Ein wesentliches Element in der physiotherapeutischen Arbeit stellen die Hände und Finger des Therapeuten dar. Zum einen dienen sie als Mittel der Diagnose, indem zum Beispiel verhärtete Strukturen in der Muskulatur erspürt werden, die zu Schmerzen führen. Zum anderen können durch spezielle Griffe und Techniken solche Verhärtungen wieder gelockert werden.

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Aktiv und passiv

Neben solchen eher passiven Methoden und Techniken stehen vor allem die aktiven Maßnahmen im Vordergrund. Dabei bekommen die Patienten von den Physiotherapeuten bestimmte Übungen verordnet, die sie zu Hause durchführen müssen, damit zum Beispiel ihre Beweglichkeit verbessert oder das Gangbild wieder symmetrisch wird. Nach Operationen stehen eher die passiven Methoden im Vordergrund, um die Beweglichkeit zu verbessern. Zum Beispiel in Form der schonenden Unterwassertherapie. Erst allmählich wird mit Gewichten und Widerständen gearbeitet, um die Muskulatur auch zu kräftigen.

Durch ein gesundes Bewegungsverhalten im Alltag, funktionelle Gymnastik, regelmäßiges Ausdauertraining und gezielten Ausgleichssport kann das Auftreten vieler Erkrankungen verhindert und Rückfälle und Spätfolgen nach Erkrankungen vermieden werden.