Gesundheitslexikon L wie Lymphödem
Das Lymphödem zählt zu den chronischen Erkrankungen, ist also in den meisten Fällen nicht heilbar, aber durch spezielle physikalische Maßnahmen gut behandelbar.
Wolfgang Bauer
Dr. Renato Kasseroller, Arzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Lymphologie an der Privatklinik Bad Vigaun
Es ist eine Erkrankung des Lymphgefäßsystems. Die Lymphgefäße transportieren etwa zehn bis 15 Prozent jener Flüssigkeit, die von den Arterien in die Peripherie gepumpt wird, wieder zurück, da die für den Rücktransport zuständigen Venen nicht alle Substanzen aufnehmen können. Zu ihnen zählen Eiweiße, Fette oder Krankheitskeime. In den Lymphknoten werden diese Stoffe umgearbeitet und dem Organismus zur weiteren Nutzung zur Verfügung gestellt.
Ist nun dieser Rücktransport aus der Peripherie gestört – etwa durch Verletzungen, Operationen oder auch aufgrund einer angeborenen Funktionsstörung – so kommt es zu einem Stau der Lymphe, einem so genannten Lymphödem. Die Betroffenen schildern Spannungs- und Druckgefühle an den betroffenen Körperregionen, selten berichten sie von starken Schmerzen. Da die kompliziert zusammengesetzte Lymphflüssigkeit auch eiweißartige Substanzen enthält, können in den angeschwollenen Bereichen – vornehmlich an Armen und Beinen – Zweiterkrankungen auftreten.
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Wie wird das Ödem diagnostiziert?
Im Allgemeinen kann ein Lymphödem durch die Erhebung der Krankengeschichte und durch eine physikalische Untersuchung diagnostiziert werden. Als besonders aussagekräftig gilt das so genannte Stemmersche Zeichen, also das Abheben von Hautfalten an den Zehen. Mit einer Ultraschalluntersuchung kann das Haut- oder Unterhautgewebe zusätzlich beurteilt werden.
Was hilft
„Medikamentös kann man gegen ein Lymphödem leider nicht vorgehen“, so Dr. Renato Kasseroller, Arzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Lymphologie an der Privatklinik Bad Vigaun. Am besten helfen physikalische Maßnahmen in Verbindung mit regelmäßiger Bewegung.
Renato Kasseroller
Vielen bekannt ist die so genannte Lymphdrainage. Dabei handelt es sich um eine Massagetechnik mit speziellen Griffen, durch die das Lymphgewebe erweicht und die Lymphflüssigkeit abtransportiert wird. Das Volumen des Ödems wird verringert. Je nach Schweregrad der Erkrankung muss die Lymphdrainage ein- bis mehrmals pro Woche durchgeführt werden, und zwar von speziell ausgebildeten Heilmasseuren oder Physiotherapeuten.
Ganz wichtig ist auch die regelmäßige Verwendung von Kompressionsstrümpfen bzw. Bandagen. Durch den Druck von außen wird der Abtransport der Lymphflüssigkeit begünstigt, der Stau verringert.
Wolfgang Bauer
Sendungshinweis
„Salzburg heute“, 29.11.2013
Unterstützt werden diese physikalischen Entstauungs-Maßnahmen durch ein regelmäßiges Bewegungsprogramm. Auch das wird von Therapeuten für die Betroffenen eigens entwickelt. In Frage kommen vor allem Sportarten mit rhythmischen Bewegungen wie Schwimmen oder Radfahren. Da das Lymphödem eine chronische Erkrankung ist, muss das Bewegungsprogramm regelmäßig durchgeführt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Situation der Betroffenen verschlechtert.