Gesundheitslexikon: J wie Jod

Das Spurenelement Jod hat eine große Bedeutung für die Funktion der Schilddrüse, die für viele Regelvorgänge des Körpers außerordentlich wichtig ist.

Sendungshinweis:

Salzburg heute, 15.11.2013

Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kehlkopfes am Hals und hat die Form eines Schmetterlings. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Bildung der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T 4) und Triiodthyronin (T 3), wofür sie Jod benötigt. Diese Hormone spielen eine Schlüsselrolle für die gesunde Entwicklung eines Neugeborenen, aber auch für das Funktionieren des Stoffwechsels und praktisch aller Organe.

Ultraschallbild einer Schilddrüse

Wolfgang Bauer

Das Ultraschallbild einer Schilddrüse

So etwa wirken die Schilddrüsenhormone auf Herz und Kreislauf, sie beeinflussen den Blutdruck, die Herzfrequenz oder die Erweiterung bzw. Verengung der Gefäße sowie die Körpertemperatur. Sie können die Schweißdrüsen ebenso aktivieren wie die Darmmotorik oder den Energieverbrauch. Mit einem Wort: Schilddrüsenhormone sind Schlüsselhormone im menschlichen Organismus.

Dr. Georg Galvan, ärztlicher Leiter der Privatklinik des Medizinischen Zentrums Bad Vigaun

Wolfgang Bauer

Dr. Georg Galvan, ärztlicher Leiter der Privatklinik Bad Vigaun

Kropf durch zu wenig Jod

Für die genannten Funktionen ist die Schilddrüse auf das Element Jod aus der Nahrung angewiesen. Doch die alpinen Böden und Gewässer enthalten sehr wenig Jod, was in früheren Zeiten zu typischen Jodmangel-Erkrankungen wie Kropf (Struma), Wachstumsstörungen und geistiger Behinderung (Kretinismus) geführt hat.

Jodmangel ist allerdings heute selten anzutreffen. Der Grund: seit den 1960er Jahren wird das heimische Speisesalz und zum Teil auch Tierfutter mit Jod angereichert, so dass wir ausreichend Jod über die Nahrung aufnehmen können. Ansonsten ist Jod vor allem in Meeresfischen, Meeresalgen und Schalentieren enthalten.

Lachs mit Zitrone

Andrea Jungwirth

Natürliches Jod ist in Meeresfisch enthalten

Die Unterfunktion der Schilddrüse

Ein ausgeprägter Jodmangel kann zu einer verminderten Bildung der Schilddrüsenhormone und in weiterer Folge zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen. „Ihre Hauptsymptome sind Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, Verstopfung und andere Ausprägungsformen eines verminderten Stoffwechsels“, so Dr. Georg Galvan, ärztlicher Leiter der Privatklinik Bad Vigaun. Die häufigsten Ursachen dieser Erkrankung liegen allerdings weniger in einem Jodmangel, sondern sind angeboren oder auf Entzündungen zurück zu führen. Eine körperliche Untersuchung, ein Blutbild oder eine Ultraschalluntersuchung führen zur Diagnose. So sehr die Beschwerden auch die Lebensqualität der Betroffenen negativ beeinflussen können, so leicht sind sie durch die Zufuhr der Schilddrüsenhormone T 3 und T 4 in Tablettenform zu behandeln.

Dr. Galvan bei einer Schilddrüsen-Ultraschalluntersuchung an einer Patientin

Wolfgang Bauer

Untersuchungen der Schilddrüse mittels Ultraschall sind wichtig für eine genaue Diagnose

Überfunktion kurbelt Organismus an

Anders bzw. gegenteilig verhält es sich bei der seltener auftretenden Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Durch ein Überangebot der Schilddrüsenhormone laufen verschiedene Stoffwechselprozesse schneller ab. Patienten klagen über innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust oder vermehrte Schweißbildung. Hinter diesen Beschwerden steht häufig eine unkontrollierte Produktion der Schilddrüsenhormone oder die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Eine Ultraschalluntersuchung kann auch bei dieser Erkrankung diagnostische Klarheit schaffen. Jod bzw. radioaktiv versetztes Jod spielt übrigens in der Therapie dieser Erkrankung eine wichtige Rolle, weil es die Schilddrüsenfunktion reduziert (Radiojodtherapie). Auch eine Operation kann Abhilfe schaffen.

Apropos Radioaktivität: in Österreichs Schulen, Apotheken und Krankenhäusern werden Kaliumjodidtabletten gelagert. Der Hintergrund: wenn es nach einem Reaktorunfallzu erhöhter Strahlenbelastung kommt, würde die Schilddrüse freigesetztes radioaktives Jod aus der Luft oder Nahrung vermehrt aufnehmen und einlagern. Was das Risiko einen Schilddrüsenkrebs zu bekommen, erheblich steigert. Kaliumjodidtabletten decken quasi den Jod-Bedarf der Schilddrüse und verhindern dadurch, dass radioaktives Jod vom Körper aufgenommen und eingelagert wird.

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