B wie Bandscheibenvorfall

Die 23 Bandscheiben zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule sorgen wie Stoßdämpfer dafür, dass die Wirbel nicht gegeneinander reiben. Sie stellen elastische und mit einer Flüssigkeit gefüllte Pufferzonen dar. Wenn nun durch eine Fehlbelastung oder Verletzung das weiche Innere der Bandscheibe nach außen dringt, spricht man von einem Bandscheibenvorfall.

Trifft der vorgetretene Kern auf das Rückenmark oder auf Nerven entlang der Wirbelsäule, können sehr starke Schmerzen auftreten, die bis in die Arme oder Beine ausstrahlen.

Dr. Helmut Hiertz zeigt Bandscheibenvorfall am Röntgenbild an der Lendenwirbelsäule

Clemens Haider

Im roten Kreis schön zu sehen ist der hervorgetretene Kern der Bandscheibe - hier im Bereich der Lendenwirbelsäule

Die Problemzonen an der Wirbelsäule

Bandscheibenvorfälle können an mehreren Stellen der Wirbelsäule auftreten. So hängen auch die Beschwerden vom Ort des Geschehens ab, so Dr. Helmut Hiertz, Facharzt für Neurochirurgie am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun: „Bei einem Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule können grundsätzlich das Rückenmark sowie Nerven geschädigt werden, weil auf beide Komponenten Druck ausgeübt wird. Typisches Symptom ist, dass bei bestimmten Bewegungen Schmerzen auftreten können, die bis in die Arme und Hände ausstrahlen“.

Dr. Helmut Hiertz zeigt Bandscheibenvorfall am Röntgenbild der Halswirbelsäule

Wolfgang Bauer

Dr. Helmut Hiertz, Facharzt für Neurochirurgie am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun

Die weitaus meisten Bandscheibenvorfälle – etwa 90 Prozent – treten im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Dort gibt es – so der Experte – zwar kein Rückenmark mehr, aber Nerven, die durch den Druck Schmerzen verursachen können. Sie werden als sehr stark beschrieben und können bis in die Beine ausstrahlen. Manchmal kommt es auch zu Gefühlsstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen und Taubheit in den Beinen sowie im Genitalbereich. Besonders unangenehm: die Lähmungen können auch den Darm und die Blase betreffen und zu Inkontinenz führen (in solchen Fällen ist häufig eine Bandscheibenoperation nötig – siehe unten).

An der Brustwirbelsäule treten Bandscheibenvorfälle übrigens sehr selten auf, da durch den knöchernen Brustkorb die Wirbelsäule relativ starr und bewegungslos ist.

Sendungshinweis:

„Salzburg heute“, 20.9.2013

Falsche Bewegungen als Ursache

Eine besonders häufige Ursache eines Bandscheibenvorfalles an der Lendenwirbelsäule findet sich im Heben schwerer Lasten mit einer gleichzeitigen Drehbewegung. Wie es zum Beispiel vorkommt, wenn man eine Kiste Bier aus dem Kofferraum des Autos hebt, ähnliche Bewegungenmit starken Belastungen für die Bandscheiben macht man bei Gartenarbeiten oder beim Hausbauen. Wenn dann noch dazu die Rückenmuskulatur zu schwach ausgebildet ist, kann es passieren, dass die Bandscheibe die Belastung nicht mehr aushält und der flüssige Kern aufgrund des hohen Drucks aus dem sieumgebenden Faserring hervortritt und die genannten Beschwerden macht.

Wie werden Bandscheibenvorfälle therapiert?

Bei etwa zwei Drittel aller Bandscheibenvorfälle findet man mit verschiedenen konservativen Methoden – also ohne Operation – das Auslangen. Das heißt, dass sich die Patienten zunächst einmal schonen. Es kommen außerdem Schmerzmittel zur Anwendung und im weiteren Verlauf Physiotherapie, mit dem Ziel, die Muskulatur zu stärken und Fehlhaltungen zu vermeiden. Eine Bandscheibenoperation ist angezeigt, wenn die konservativen Maßnahmen über einen längeren Zeitraum keine Besserung bringen und wenn die erwähnten Inkontinenzbeschwerden an Blase und Mastdarm auftreten. Auf alle Fälle – so Experte Hiertz – kommt bei jedem Patienten eine individuelle Therapie zur Anwendung.

Rückenstärkende Übungen

Medizinisches Zentrum Bad Vigaun

Bei einem Bandscheibenvorfall wird nicht gleich operiert, zuerst geht der Patient zur Physiotherapie

Muskeln als effektiver Schutz

Da an der Lendenwirbelsäule – im Volksmund als das „Kreuz“ bezeichnet – die meisten Bandscheibenvorfälle auftreten, kommt einer gut ausgebildeten Rücken- und Bauchmuskulatur eine enorme Schutzfunktion zu. Diese Muskelgruppen zu trainieren, erfordert nach Ansicht von Neurochirurg Helmut Hiertz lediglich einige Minuten Üben täglich. Allerdings sollte man sich die entsprechenden Übungen nur unter fachkundiger Anleitung – etwa durch Physiotherapeuten – aneignen, um Fehlbelastungen zu vermeiden und sollte sie wirklich regelmäßig durchführen.

Rückenstärkende Übungen am Gymnastik-Ball

Medizinisches Zentrum Bad Vigaun

Sind die Muskeln am Rücken und Bauch gut trainiert, kommt es eher selten zu einem Vorfall der Bandscheiben

Auch die Bewegungsmuster beim Heben und Tragen von Lasten muss man eventuell überdenken, auch dafür haben die Profis entsprechende Tipps parat.

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Wie lebt man mit einem Bandscheibenvorfall?

Nach Abklingen der Beschwerden ist ein normaler Alltag möglich. Allerdings sollten die auslösenden Bewegungsmuster und Haltungen vermieden werden. Ein rückenfreundlicher Lebensstil (kein Übergewicht, ergonomisches Sitzen, Sportarten ohne spontanen Richtungswechsel wie Nordic Walking, Schwimmen oder Langlaufen) trägt ebenfalls dazu bei, beschwerdefrei zu leben.