Lawinen-Gefahrenmuster selbst erkennen

Mit dem Schneefall beginnt für viele Salzburger die Skitouren-Zeit. Doch auch im Frühwinter sollte man die Lawinengefahr nicht unterschätzen, sagt zwei Experten. Sie raten, vor allem ein Gefahrenmuster zu beachten.

27 Lawinentote barg die Bergrettung im vergangenen Winter. Genau dieses Leid war Grund für die zwei Lawinenexperten Rudi Mair und Patrick Naiz von der Lawinenwarnkommission Innsbruck, ein Muster von Lawinenabgängen zu finden. Ihr Buch dazu präsentieren sie bei Vorträgen in ganz Österreich: „Der eigentliche Grund waren 25 Jahre Erfahrung mit Lawinen und 25 Jahre Vortragstätigkeit. Und da merkt man einfach, dass die Leute Schwierigkeiten haben, gewisse Sachen zu verstehen“, sagt Mair.

Buchhinweis

Rudi Mair und Patrick Nairz: Lawine. Tyrolia, 215 Seiten, 27,95 Euro

Frühwinter nicht unterschätzen

Gerade im Frühwinter bei wenig Schnee sind die Gefahren nicht zu unterschätzen, ergänzt Mair: „Im Frühwinter wäre das Typische der zweite Schneefall: Es schneit einmal - meistens schon im Oktober und November -, der Schnee bleibt liegen. Durch die lange Kälte wandelt sich der Schnee um, wird sehr kantig und bindungslos - wie Hagelzucker. Und wenn’s da noch einmal draufschneit, dann haben wir ein Problem, weil dann der Neuschnee auf diesem bindungslosen Schnee daliegt. Das führt zu einer kritischen Lawinensituation.“

Anriss einer Lawine

ORF/"Atem des Himmels"

„Das ist jenes Muster, wo die meisten Unfälle passieren, wo wir die meisten Todesopfer haben“, ergänzt Nairz, „Das Problem bei diesem Gefahrenmuster ist auch, dass wir während dieser langen Schönwetterphase meist sehr stabile, sichere Verhältnisse haben und dass es dann abrupt innerhalb von wenigen Stunden zu einer sehr kritischen Situation kommen kann.“

Wiesenhänge und Gletscher gefährlich

Nach dem langen, schneelosen Spätherbst wird mit dem ersten Schneefall jetzt „relativ bald etwas passieren wird, fürchten wir“, befürchtet Patrick Nairz, „Gerade jetzt hat es etwa im Arlberggebiet einen halben bis einen Meter geschneit. Auf den steilen, glatten Wiesenhängen kann der Schnee abgleiten. Zusätzlich hat sich weit oben auf den Gletschern schattseitig dieser Schnee umgewandelt, der Schnee ist eingefrachtet worden. Ich würde sagen: Entweder auf dem Gletscher oder den Wiesenhängen fängt es an.“

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, Sendung vom 11. Dezember 2011

Zehn Gefahrenmuster sind es, die Tourengeher neben dem aktuellen Lawinenwarndienst beachten sollten. Am gefährlichsten ist es oft dann, wenn es am schönsten ist. So gilt auch für den kommenden Winter: Vorsichtig sein, informieren und auch einmal umdrehen - auch wenn’s schwer fällt.