Uni-Vizerektor gegen Gesamtschule

Die aktuelle Forderung der Industrie nach einer Gesamtschule stößt in der Salzburger Universität auf Ablehnung. Weder die Gesamtschule noch alle anderen Vorschläge zur Bildungsreform sind für Vizerektor Erich Müller wissenschaftlich seriös.

Mit verständnislosem Kopfschütteln beobachtet Erich Müller, Vizerektor für die Lehre an der Uni Salzburg, die aktuelle Bildungsdiskussion in Österreich: „Im Moment gibt es in Österreich viele Einzelpersonen und Organisationen, die glauben bewerten zu können, in welcher Schul-Organisationsstruktur die bestmögliche Bildung gewährleistet wird.“

Müller: Gesamtschule bringt Ungerechtigkeit

Eine gemeinsame Schule für alle Kinder bis 14 Jahre soll allen Schülern aus allen sozialen Schichten dieselben Chancen auf beste Bildung bieten. So begründen Sozialdemokraten, fortschrittliche Bildungsexperten und jetzt auch die Industrie ihre Forderung nach der Gesamtschule. Genau das Gegenteil wäre der Fall, entgegnet Erich Müller, Vizerektor für die Lehre an der Uni Salzburg und bringt Beispiele aus anderen Ländern, etwa Großbritannien: „Es würde dann auch bei uns eine Vielzahl an Privatgymnasien geben. Dort werden dann nur die Schüler aufgenommen, deren Eltern es sich leisten können. Kinder die vielleicht dieselben Talente, aber andere Bildungshintergründe haben, bleiben dann erst recht auf der Strecke.“

„Lehrer kann am meisten zum Erfolg beitragen“

Gesamtschule, Neue Mittelschule, Bildung durch reine Wissensvermittlung - Die Wirkung all dieser Konzepte sei wissenschaftlich überhaupt nicht belegt, sagt Vizerektor Müller. Nachgewiesen sei einzig und allein, dass Lernerfolg auch vom jeweiligen Lehrer abhängt: „Der Faktor, der den Erfolg der Schüler mit höchster Wahrscheinlichkeit gewährleisten kann, ist die Lehrerpersönlichkeit.“ Daher sei alle Kraft in die Ausbildung der Lehrer zu stecken. An der Universität Salzburg etwa soll deshalb die Schulpraxis der Lehramtsstudenten verdoppelt werden.

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