Radeck-Alm: Kritik an Schließung

In Bad Gastein (Pongau) beschweren sich Wanderer und Kurgäste, dass die beliebte Radeck-Alm nicht mehr bewirtschaftet werden darf. Die Jausenstation mitten im Nationalpark Hohe Tauern wurde vom Grundbesitzer in Oberösterreich für die Öffentlichkeit gesperrt.

Die Almhütte wurde mit einem Bretterzaun umgeben und offenbar privat verpachtet. Viele Wanderer und Urlauber, die ins Gasteiner Tal kommen, machen bei Gastgebern in Bad Gastein aus ihrem Ärger kein Geheimnis. In Internet-Wandertipps und internationalen Reiseführern existiert die Radeck-Alm im hinteren Anlauftal (Gebiet des 3.200 Meter hohen Ankogel) als Ausflugsziel noch immer.

Die Radeckalm

ORF / Gerald Lehner

Die Radeck-Alm war eines der beliebtesten Ausflugsziele

Unverständnis in der Region

Das Ende stoße auch bei Einheimischen auf großes Unverständnis, bestätigt Doris Höhenwarter vom örtlichen Tourismusverband: „Die Radeck war eines der beliebtesten Ausflugsziele für unsere Gäste, weil sie relativ einfach zu erreichen war. Wir haben generell wenig Halbtagsziele. Man konnte da zum Beispiel auch am Nachmittag hinwandern - auch mit Kindern. Im heurigen Sommer sind vermehrt Gäste in unser Büro gekommen und haben sich darüber beklagt, warum die Alm nicht mehr bewirtschaftet ist.“

Seit mehr als 80 Jahren bewirtschaftet

Seit den 1920er-Jahren hat eine Gasteiner Bergbauernfamilie die Radeck-Alm bewirtschaftet, lange mit eigener Milch, Käse und Butter - zuletzt als reine Jausenstation. 2011 wurde der Bauernfamilie von der Großgrundbesitzer-Familie Czernin-Kinsky aus Oberösterreich mitgeteilt, der Gastbetrieb müsse geschlossen und die Hütte übergeben werden. Das Bezirksgericht St. Johann (Pongau) bestätigte nach einem Rechtsstreit dieses rasche Ende. Die Pächterfamilie wollte sich auf Anfrage des ORF nicht zu der Causa äußern.

Durch die Schließung fällt die Radeck-Alm laut Einsatzkräften auch als Meldestelle für Alpinunfälle bzw. in Sommer und Herbst durchgehend nutzbarer Stützpunkt für Erste Hilfe aus.

Großes Jagdgebiet, Kritik an neuer Forststraße

Die Besitzerfamilie Czernin-Kinsky aus dem oberösterreichischen Mühlviertel betreibt im Anlauftal seit langer Zeit auch ein großes Jagdgebiet. In Gastein wird in diesem Zusammenhang auch der großangelegte Ausbau des früher idyllischen Almweges ins Anlauftal diskutiert. Dieses Projekt wurde von den Bundesforsten konzipiert, die im Anlauftal ebenfalls als Wald- und Grundbesitzer aktiv sind. Kritiker sehen nun eine zu breite Forststraße für Schwerfahrzeuge. Und mitten im Nationalpark Hohe Tauern.

Galerie: Neue Straße im Nationalpark

Stellungnahme der Besitzerfamilie Czernin

Seniorchef des privaten Forst- und Jagdbetriebes in Gastein und im oberösterreichischen Sandl (Bezirk Freistadt) ist Josef Czernin-Kinsky. Er sagte am Dienstag dem ORF auf Anfrage, man sei mit der Gasteiner Pächterfamilie der Radeck-Alm früher sehr gut ausgekommen. Die heutigen Nachfahren hätten aber Besitzansprüche auf die Hütte geäußert. Deshalb habe man vor Gericht feststellen lassen, dass ein Besitzrecht für die Radeck-Alm auch nach so langer Bewirtschaftung nicht existiere. Die Bergbauernfamilie habe allerdings als Servitut weiterhin das Recht, ihr Vieh im hinteren Anlauftal auf Sommerweide zu schicken. Die geschlossene Hütte sei auch kein Nachteil für das alpine Rettungswesen. Weil man heutzutage ohnehin mit dem Auto ins hintere Anlauftal fahren könne, so der Großgrundbesitzer bzw. Seniorchef Josef Czernin-Kinsky, der im oberösterreichischen Mühlviertel beheimatet ist.

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