Analyse: „Üble vatikanische Bürokratie“

Als merkwürdig stuft Redakteurin Elisabeth Mayer von ORF Radio Salzburg die Vorgänge um die Kür des Salzburger Erzbischofs ein. Wie der Name des Kandidaten Franz Lackner über den Nuntius an Medien sickerte, sei ein übles Spiel vatikanischer Bürokratie - und gegen Intentionen des neuen Papstes.

Das Warten auf die offizielle Ernennung des neuen Salzburger Erzbischofs geht weiter. Es ist nicht bekannt, wie viele Tage sich der vom Domkapitel gewählte steirische Weihbischof Franz Lackner Bedenkzeit vor der Annahme der Wahl genommen hat. Bis zu acht Tage wären möglich.

Erst dann - und erst nach der Übermittlung der Nachrichten an die Bundesregierung - kann der Papst ihn offiziell ernennen. Es ist also ein merkwürdiges Stadium, in dem sich die Nachfolge von Erzbischof Kothgasser abspielt.

Salzburger Dom

Gerald Lehner

Salzburger Dom

Vorgänge, die zu denken geben

Ein angehender Erzbischof von Salzburg, der sich Bedenkzeit wünscht und zu seinem Karrieresprung nichts sagen darf, ein Domkapitel, das via Radio und in Zeitungen laufend von den Vorgängen erfährt, über die es beharrlich schweigt. Schweigen muss. Ein Nuntius, der den Dreiervorschlag in noch nie dagewesener Art öffentlich überreicht. Und der damit das Domkapitel der genauen Beobachtung und dem Zeitdruck einer schnelllebigen Gesellschaft aussetzt, dann aber keine Eile zeigt, die Formalitäten in angemessener Zeit zu erledigen.

Und der Nuntius kann offensichtlich nicht einmal undichte Stellen im eigenen Umfeld so schließen, dass nicht der schließlich Gewählte zwei Tage vor der Wahl bereits in Wiener Medien als Favorit auftaucht. Die Namen auf dem Dreiervorschlag werden dann nach der Wahl nachgeliefert, so lässt sich der Verdacht des Ausplauderns leichter auf das Domkapitel lenken. Das hat übrigens Tradition.

Scherbenhaufen kirchlicher Kommunikation

Schon bei der Wahl von Erzbischof Georg Eder sorgte der greise Kurienkardinal Alfons Stickler dafür, dass die Namen Laun, Küng und Eder ausgerechnet in der Kronenzeitung zu lesen waren. Kommunikationsdesaster heißt so ein Scherbenhaufen in der medialen Fachsprache. Es erschwert jedem noch so guten Kandidaten den Start.

Sollte Bischof Franz Lackner ein „Ja“ zu Salzburg sagen - und davon ist auszugehen, dann ist ihm zu wünschen, dass er die nicht von ihm verschuldeten Turbulenzen seines Einstands rasch hinter sich lassen kann. Und dass er den Blick auf eine Kirche lenken kann, die sich viele Menschen nach den hoffnungsfrohen Ansätzen von Papst Franziskus erwarten. Vorerst wird uns aber noch ein übles Spiel vatikanischer Bürokratie, Seilschaften und erstarrter Strukturen vorgeführt.

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