Rauriser Literaturtage gut besucht

Die Rauriser Literaturtage am Fuß der Hohen Tauern haben auch heuer wieder viele Literaturfreunde in den Unterpinzgau gelockt. Die Veranstaltungen in der Marktgemeinde laufen noch bis Sonntag.

Das neue Leitungsteam Ines Schütz und Manfred Mittermayer hat die 43. Ausgabe dieses traditionsreichen Festivals im Salzburger Unterpinzgau erstmals gestaltet. Wie immer sitzen hier prominente und noch unbekannte Autoren auf Podien und lesen aus Büchern. Und das Hochgebirge der Tauern bildet die Kulisse für vielerlei Kultur(en).

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Gerald Lehner

Rauriser Tal mit den Dreitausendern Schareck, Sonnblick und Hocharn - gesehen vom östlichen Grenzkamm über Rauris und dem Ortsteil Bucheben zum Gasteiner Tal

Die Gasthäuser sind gleich voll wie in früheren Jahren, der Flyer sieht ähnlich aus und das Motto - „Lebens.Wege“ - wirkt allgemein wie eh und je. Und doch, ein Rauris-Lokalaugenschein am Freitag Nachmittag und Abend hat neben Bewährtem auch Neues zutage gefördert.

Verbleibendes Programm:

  • Samstag, 19.00 Uhr: Lesungen und Gespräche im Gasthof Grimming mit den Autoren Peter Kurzeck, Marion Brasch und Michael Köhlmeier. Musik: Quadrophonie - mit Videoübertragung in den Gasthof Platzwirt.
  • Sonntag, 10.30 Uhr, Hauptschule Rauris: Schüler präsentieren Texte aus der Schreibwerkstatt mit Christoph W. Bauer.

„Never change a winning team too much“, sagt Ko-Intendant Manfred Mittermayer. Tatsächlich liegen die Neuheiten im Detail: Drei statt vier oder fünf Autoren pro Abend fokussieren die Aufmerksamkeit des Publikums und vermeiden die früher übliche Überforderung. Pausen zwischen den Lesungen werden zum Lüften der Säle genützt.

Zeitschrift „Salz“ als Fixstarter

Die Literaturzeitschrift „Salz“ ist heuer erstmals eine direkte Festival-Begleitung, also eine Art Programmbuch mit überwiegend Erstveröffentlichungen. Die Schul- und Studentenprojekte sind so prominent im Programm wie nie zuvor. „Vor allem aber“, so betonten die Intendanten Ines Schütz und Manfred Mittermayer unisono, „vor allem ist das Motto ‚Lebens.Wege‘ wörtlich zu verstehen.“

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„Roter Faden noch nie so deutlich“

„Wir haben heuer ausschließlich Autoren mit Beiträgen ausgewählt, die Familiengeschichten erzählen, oder Künstlerbiografien, Menschenporträts und Reportagen über Schicksale. Das Thema DDR ist stark, auch Texte über Juden und Künstler werden zu hören sein. Natürlich sind diese ‚Lebens.Wege‘ vernetzt. Bestes Beispiel dafür ist der Roman ‚Fliegenpalast‘ von Walter Kappacher, in dem die Lebensgeschichte des jüdischen Dichters Hugo von Hofmannsthal erzählt wird“, sagte Schütz und fügte hinzu, dass der literarisch rote Faden in Rauris „noch nie so deutlich“ spürbar gewesen sei.

Begrenztes Budget

Natürlich hätte man gerne neu gestaltete, vierfärbige Flyer und Texthefte präsentiert, erläuterte Mittermayer, aber mit einem Budget in der Höhe von rund 70.000 Euro für das gesamte Literaturfestival seien „große Sprünge“ nicht drin. „Und vor den Kopf stoßen und alles Kippen was an die Vorgängerin Brita Steinwendtner erinnert, nur um zu demonstrieren, dass wir auch eine eigene Handschrift haben, das fände ich respektlos gegenüber dem Publikum.“

Köhlmeier zieht immer

Neben der wie gewohnt brillant-philosophischen und sprachlich souveränen Literaturperformance von Michael Köhlmeier, der aus „Die Abenteuer des Joel Spazierer“ las, begeisterte sich das Publikum für Zsuzsanna Gahse und vor allem für Ursula Krechel. Während die in der Schweiz lebende Ungarin Gahse mit Witz, Ironie und flotten Episoden aus ihrem „Südsudelbuch“ punktete, erzeugte die 66-jährige deutsche Autorin mit ihrem Roman „Landgericht“ einen Sog der Worte, Sätze und Gedanken, der das Publikum bis zum letzten Punkt nicht mehr los ließ.

Zudem las Ursula Krechel den eigenen Text über Entfremdung und den Knick im Leben eines jüdischen „Heimkehrers“ mit schauspielerischer Suggestion und präziser Artikulation, sodass sich auch diese Abschluss-Lesung Freitagnacht zu einer beeindruckenden Performance mit Sprache auswuchs.

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