Almhirte & Künstler: Bodo Hell wird 70

Der Avantgarde-Künstler, Schriftsteller, Poet, Musiker, Bergsteiger und Almhirte Bodo Hell vollendet am 15. März sein 70. Lebensjahr. Auch in Salzburg gibt es dazu Veranstaltungen. Hell studierte einst Orgel am Mozarteum.

Wie die Zeit vergeht: Bodo Hell war vor 40 Jahren der erste Preisträger bei den damals gegründeten Rauriser Literaturtagen. Zahlreiche Veranstaltungen würdigen Hell nun bundesweit in den nächsten Wochen und Monaten anlässlich seines 70. Geburtstages.

Hell lebt die meiste Zeit in Wien und auf dem Dachstein bei Ramsau (Obersteiermark, unweit der Salzburger Landesgrenze). Über den Sommer arbeitet er dort seit Jahrzehnten neben seiner künstlerischen Tätigkeit als Hirte auf der Grafenbergalm.

Bodo Hell mit Ziegen

APA / Droschl

Hell bei „seinen“ Ziegen auf dem Dachstein-Massiv

Salzburger Termine:

  • Am 20. März liest Hell in der Salzburger Galerie Eboran aus seinem neuen Sammelband „Omnibus“.
  • In der Salzburger Galerie Fotohof folgt am 26. März die Vernissage der Ausstellung „Stadtschrift“.
  • Bei den Rauriser Literaturtagen 2013 widmet sich Bodo Hell dem Genre der Nachrufe und liest aus „unten ist viel platz“ (4. April, 23 Uhr, Michaelskapelle).
Bodo Hell

APA / Droschl

Jedes Jahr monatelanges Leben und Arbeiten im Gebirge: Hell, nunmehr 70, und sehr junggeblieben

„Omnibus“

Im Zentrum der Feierlichkeiten zu seinem 70. Geburtstag steht nun der im Droschl Verlag erschienene Sammelband „Omnibus“, der sowohl ausgewählte Texte des Autors als auch Laudationes und Kommentare zum Schaffen Bodo Hells versammelt.

Aber auch Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus, der Salzburger Galerie Fotohof sowie im Wiener Jazzclub Porgy & Bess, wo auch einer der beiden Festakte stattfindet, nähern sich dem Jubilar von verschiedensten Seiten.

Auch auf den Spuren von Jandl

Ob nun die legendäre Stadtschrift „Linie 13A“ (1983) oder die im Vorjahr gehaltene „Rede unterm Himmel“ zum Nationalfeiertag: Jene 18 „exemplarischen Texte“, die in „Omnibus“ enthalten sind, bilden einen eindrucksvollen Auszug aus Bodo Hells Schaffen.

Um sich diesem auch auf einer - durchaus erforderlichen - Metaebene annähern zu können, finden sich in dem 250 Seiten umfassenden Band auch jene persönlichen wie poetologischen Betrachtungen, wie sie anlässlich von diversen Preisverleihungen Kollegen wie Ernst Jandl, Uwe Kolbe oder Elisabeth von Samsonow im Laufe der Jahre in Form von Laudationes und Vorträgen angestellt haben.

Besonders befreiend ist etwa eine Passage aus Ernst Jandls Laudatio anlässlich der Verleihung des Erich Fried-Preises 1991, die den überforderten Leser ermutigen dürfte: „Aber Bodo Hells Reihung von Sätzen, Satzfragmenten und Einzelwörtern wird mich immer wieder aus der gewohnte Bahn stoßen und dazu zwingen, einige Leseschritte ein zweites und drittes Mal zu unternehmen, um zu erkennen, wie hier vom Autor Ordnung geschaffen wurde oder Unordnung gestiftet.“

Bodo Hell

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Auf dem Land verwurzelter Modernist

Gelegenheit, sich Bodo Hells Textlabyrinthen akustisch zu nähern, gibt es in den kommenden Wochen bei zahlreichen Lesungen aus „Omnibus“: Aus dem Werk liest der Jubilar unter anderem in Klagenfurt (Musilhaus, 19.3., 19.30 Uhr), Salzburg (Galerie Eboran, 20.3., 19.30 Uhr), Gmünd (Stadtpfarrkirche, 27.3., 19.30 Uhr) oder Gleisdorf (Buchhandlung Plautz, 16.5., 19.30 Uhr).

Die Ausstellung „Horror Vacui. Hommage a Bodo Hell“ (14. bis 18. März) im Künstlerhaus versammelt „horrende Ausstellungsstücke“ von mehr als 80 Künstlern, die dem Jubilar eines oder mehrere Werke widmen: Unter den Gratulanten finden sich Weggefährten wie Peter Assmann, Renald Deppe, Angelika Kaufmann, Peter Kubelka, Friederike Mayröcker oder Elisabeth von Samsonow.

Essay-Film im Künstlerhaus Wien

Am Eröffnungsabend (13.3., 19 Uhr) findet im Wiener Künstlerhaus-Kino die Uraufführung des Essay-Films „Im Augenblick. Die Historie und das Offene“ von Othmar Schmiderer und Angela Summereder statt. Tags darauf sowie am 16. März ist der Streifen rund um eine Ziegenherde und den Hirtenalltag von Bodo Hell auch in Graz auf der Diagonale zu sehen.

Unter dem Titel „(Stadt- & Land)Schrift - Bücher / Photographien / Lebensmaterialien“ ist im Porgy & Bess noch bis 30. März eine Bücher, Schriften und „diverse Inkunabeln“ umfassende Werkschau des Erich-Fried-Preisträgers zu sehen, im Rahmen einer „Langen Nacht des Bodo Hell“ versammeln sich zahlreiche Freunde und Weggefährten am 16. März ab 20.30 Uhr zu einem „TaufscheinIrrtumJubiläum“.

Hell serienweise

Wenige Tage später richtet das Wien Museum einen „Abend für Bodo Hell“ aus (21. März, 20 Uhr): Im Rahmen der multimedialen Veranstaltung mit Texten, Filmen, Gesprächen, einer Elfriede-Gerstl-Modenschau und einer Hell-Vertonung von Clemens Gadenstätter wird auch der Sammelband „Omnibus“ vorgestellt.

ORF 2 widmet Bodo Hell am Sonntag (10. März) im Rahmen der Matinee einen „Kulturtipp“ (10.40 Uhr) sowie am 11. März auf Ö1 die Sendung „Tonspuren“ (21 Uhr). Im Internet können im Zuge von „7 Tage Ö1“ auch noch zwei bereits gelaufene „Leporello“-Ausgaben rund um Bodo Hells 70. Geburtstag nachgehört werden.

Sommer 2013 auf der Grafenbergalm

Und für den Sommer hat der belgische Künstler Kurt Ryslavy zu einer Open-Air-Ausstellung zu Ehren von Bodo Hell auf die Grafenbergalm eingeladen: Vernissage von „Tiere diesmal (Impressionnisme renversé, Scheiss Sprachenvielfalt)“ ist am 7. Juli rund um die Halterhütte.

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