Land hält 1,8 Mrd. Euro in Derivaten

Das Land Salzburg hielt mit 16. November 2012 Derivate im Wert von beinahe 1,8 Milliarden Euro. Mit den Anlagen wurde im Jahr 2011 ein Gewinn von 15 Millionen Euro erzielt. Das zeigt eine Antwort von Landesfinanzreferent David Brenner (SPÖ) an die Grünen.

Erst am 16. November hatte Brenner eine Landtagsanfrage der Grünen zu den Derivatgeschäften beantwortet. Daraus geht hervor, dass das Derivat-Portfolio des Landes mit diesem Tag 1,788 Milliarden Euro betrug.

Der maximal mögliche Verlust, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent innerhalb eines Jahres eintreten kann, wurde mit Ende 2011 mit 74,4 Millionen Euro beziffert. Der Jahresgewinn aus allen Derivat-Geschäften betrug 2011 15 Millionen Euro.

Geld bei 16 nationalen und internationalen Banken

Zum Stichtag 16. November 2012 bestanden bei 16 nationalen und internationalen Banken insgesamt 50 Zinsgeschäfte. Es handelte sich dabei – in alphabetischer Reihenfolge – um Citibank, Commerzbank, Credit Agricole, Credit Suisse, Deutsche Bank, Erste Bank, Goldman Sachs, Hessische Landesbank, Landesbank Baden-Württemberg, Natixis, Raiffeisenbank International, Royal Bank of Scotland, Salzburger Landes-Hypothekenbank AG, Societe Generale, Sparkasse Oberösterreich und UBS. Darüber hinaus bestehen Finanzierungen unter anderem bei der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur.

Entwicklung der Derivatgeschäfte des Landes

2007 2008 2009 2010 2011
Nominale Optimierung 1.074 889 779 898 919
- davon Fremdwährung 594 478 391 314 260
- davon Zinstausch 455 411 389 583 659
- davon Sonstige 25 0 0 0 0
Nominale Sicherungsgeschäfte 255 283 446 814 899
Value-at-Risk für ein Jahr 243 189 136 83 74
Jahresergebnis aus Derivaten (=Verbesserung des Budgets) 16 11 14 15 15
Beträge in Mio. Euro / Quelle: Anfragebeantwortung von Finanzreferent David Brenner (SPÖ) an die Grünen am 16. November 2012

„Viele Bundesländer, Gemeinden“ halten Derivate

Finanzdreivate wie Swaps hatten immer schon Wettcharakter und waren sinnvoll, so lange die Finanz-Wirtschaft stabil war, sagt Ernst Huber, Aufsichtsratsvorsitzender des Online-Brokers direktanlage.at: „Das ist eine Möglichkeit, von der sehr viele Bundesländer, Städte, Gemeinden Gebrauch gemacht haben, um hier - auch im Interesse der Bürger - die Zinslast zu reduzieren. Das hat auch über Jahre, Jahrzehnte bestens funktioniert. Im Jahr 2008 hat das im Rahmen der Finanzmarktkrise einen richtigen Knick bekommen, weil die Zinssätze, die Märkte durcheinandergewirbelt wurden. Dadurch sind bei diversen Swap-Geschäften irrsinnige Verluste entstanden.“

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Trotzdem gingen die bargeldlosen Wetten auf Zins- und Währungsveränderungen weiter. Huber kennt auch ein Beispiel, wie ein solches Swap-Geschäft ablaufen kann: „Eine Million Euro - vereinbart mit einem zweiten Partner. Ich bezahle zum Beispiel hier einen variablen Zinssatz von - nehmen wir an - zwei Prozent. Auf der anderen Seite bezahlt der Partner für die gleiche Laufzeit von fünf Jahren vier Prozent. Dann wäre das für mich ein Gewinngeschäft, so lange der Zins nicht über vier Prozent steigt. Steigt der Zins über vier Prozent, kann ein schöner Verlust entstehen.“

So dürften im Laufe der Jahre die unfassbaren Buchungsverluste zustande gekommen sein, deren Spuren, wie es heißt, so lange niemand folgen konnte.

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