Öffis: Debatte um Gratis-Tickets für Urlauber

Gratis-Bahn- und Busfahrten bekommen Urlauber im Pinzgau ab Mai - finanziert über die Ortstaxen. Für Einheimische kommt 2020 das lang versprochene Jahresticket für alle Öffis in einem Bezirk - um 365 Euro. Landesticket: 595 Euro. Das bringt Gesprächsstoff.

Die Tourismusverbände holen sich das Geld für die Urlauber-Gratis-Tickets über Umwege wieder von den Urlaubern zurück. Es geht um 1,5 Millionen Euro für die heurige Sommersaison. Schon in einem Monat soll es für Touristen so weit sein - ob mit ÖBB, Pinzgaubahn, Postbussen: Urlauber können im Pinzgau den öffentlichen Verkehr - für sie scheinbar - kostenlos benutzen.

Auch als Marketing-Argument eingesetzt

Touristiker, Verkehrsverbund und Land Salzburg haben sich dazu in kurzer Zeit geeinigt, wie Renate Ecker von der Tourismusregion Zell am See/Kaprun schildert: „Wir wollen nicht nur ein tolles Produkt für unsere Gäste schaffen. Es geht auch um die Verkehrsreduktion.“

Zudem erhofft sich die Region auch einen Wettbewerbsvorteil. Das Echo bei Messeauftritten sei bereits gut, so Ecker: „Es ist sehr angekommen bei den Medien und bei den Gästen. Wir werden das Produkt auch entsprechend bewerben, weil es auch eine gute Marketing-Botschaft ist.“

Kritik an „Geschenken für Touristen“

Ein kostenloses Öffi-Ticket für Urlauber, das hat im Pinzgau auch zu heftiger Kritik unter Einheimischen geführt, wie Allegra Frommer vom Salzburger Verkehrsverbund erzählt: „Die Konkurrenzsituation hören wir natürlich immer wieder. Was kriegen die Gäste geschenkt? Was müssen die Einheimischen bezahlen? Da kann man nur sagen, es gäbe nicht so viel öffentlichen Verkehr, wenn nicht der Tourismus schon seit Jahrzehnten dazuzahlen würde.“

Ein Euro pro Tag für einen Bezirk

Und so wurde Donnerstag auch das neue 365 Euro-Regionalticket für Einheimische – gültig ab kommendem Jahr - präsentiert, für alle öffentlichen Verkehrsmittel im jeweiligen Bezirk um einen Euro pro Tag. Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) sagt dazu, es gehe bei neuen Lösungen nicht nur um den Zentralraum der Stadt Salzburg: „Wir sehen sehr wohl, was da in Zell am See und in der gesamten Region los ist. Und da müssen wir gegensteuern. Unser Ansatz ist, dass wir den öffentlichen Verkehr stärken. Und da ist diese Karte ein wichtiger Baustein.“

Regionalverband hofft auf Gemeinden

Franz Wenger vom Regionalverband Pinzgau ist überzeugt, dass der Straßenverkehr von privaten Pkw weniger wird: „Es gilt auch, eine Bewusstseinsänderung herbeizuführen. Da hoffe ich sehr auf die Gemeinden, dass sie auch entsprechend Werbung machen für die neue Card.“

Während die Tourismus-Card über höhere Ortstaxen querfinanziert werden soll, wird die 365 Euro-Jahres-Regionalkarte für Einheimische aus dem Landesbudget unterstützt. Es soll auch eine Jahreskarte für ganz Salzburg um 595 Euro geben. Benötigter Zuschuss des Landes: sechs Millionen Euro. Landesrat Schnöll sagt, es gehe auch ums Klima: „Wir wollen unseren Beitrag leisten. Da müssen wir ordentlich in die Gänge kommen.“

In Aussicht gestellt wurden nun auch dichtere Taktfahrpläne. Bedingung: Die Fahrgastzahlen bei den Öffis müssten dafür deutlich steigen.

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Neues Ticket-Modell auf Schiene

Touristen bekommen das Öffi-Ticket - scheinbar - gratis, Einheimische müssten dafür zahlen. Das ist eine Facette dieser Diskussion.